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bestrebt war. „Ich werbe mich in acht Tagen von dem Erfolg unserer
Maßnahme überzeugen kommen!" setzte Aloysius Winkclhofer noch
lächelnd hinzu, grüßte höflich und ging seines Weges.

Plötzlich fiel ihm ein, der Frau Apotheker Maier einen Besuch zu
machen. Es war dies eine Dame, die er studienhalber zum Tee auf-
zusuchcn pflegte. Als er läuten wollte, hörte er schon ihre Stimme.
Sic mußte gerade hinter der Tür stehen und sich im Gespräch mit
einer anderen Dame befinden. „Ach, dieser Herr Winkclhofer ist
ein unausstehlicher Mensch!" hörte er sie gerade sagen. „Mir graut
cö vor jedem Nachmittag, an dem er kommt! Ich wäre überglücklich . ."

Da läutete Aloysius Win-
kelhofcr und trat ein. Die
fremde Dame verabschiedete
sich überrasch, Frau Apothe-
ker Maier aber brach in ein
zwitscherndes Entzücken aus.

„Ach, unser lieber Dichter
Winkclhofer!" rief sic hell,

„wie freue ich mich aus
jeden Nachmittag, an dem
Sie kommen, ich würde un-
tröstlich sein — wenn ich
Sie einst nimmer sehen
würde!"

Aloysius Winkelhofcr zog
den Brief des Ministeriums
aus seiner Tasche und hielt
ihn lächelnd vor ihre Augen.

„Sic besitzen eine entzückende
Doppelzüngigkeit, meine gnä-
dige Frau!" sagte er und
hob die Hand und gab ihr
urplötzlich einen leichten
Backcnstrcich. Er berührte
sie jedoch unwillkürlich nur
mit den Fingerspitzen —
nein, er war nicht objektiv
in diesem Falle. „Die An-
betung des Weibes sitzt mir
als Dichter doch zu tief im
Blute!" dachte er traurig.

Sic aber schrie hellauf.

„Mein Herr!!"

„Ich vermute, daß Sic
den Brief inzwischen gelesen
haben ..." sagte Aloysius
Winkclhofcr lächelnd. „Ihre
gesellschaftliche Art zu lügen
und die Wahrheit zu sagen
gehört sicherlich nicht zur
menschlichen Wohlanständig-
kcir! Ich werde mich in acht
Tage» von dem Erfolg unse-
rer Maßnahme überzeugen
kommen ..." Und Aloysius
Winkclhofcr grüßte freund-
lich und ging.

Durch eine selbstverständ-
liche Affozialio» siel ihm ein,
daß er ein paar Nägel
brauche. Schnurstracks begab
er sich in das größte Eisen
Warengeschäft des Städt-
chens, zu I. M. Schmidt,
der ob seiner Preise der
Apotheker genannt wurde
und im ganzen Kreise wegen
seiner Grobheit berühmt war.

Herr I. M. Schmidt bediente ihn selbst.

„Ich möchte ein paar Nägel..." sagte Aloysius Winkelhofer
lächelnd.

Herr I. M. Schmidt wählte mit spitzen Fingern zweie aus, die
schon ein wenig krumm waren und Rost angcsetzt hatten.

„Zwanzig Pfennige..." sagte er.

In diesem Augenblicke gab cs einen donnernd tiefen Doppclfchlag,
denn Herrn I. M. Schmidts Gesicht war knochig und fleischlos und
dazu von einem dämpfenden Vollbart umrahmt.

Herr I. M. Schmidt flog schwer unter den Ladentisch. In der

Vor dem Ausgang E. Horn
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