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Macht Oer Gewohnheit

Der Verkehrspolizist a. D. in den Dschungeln (Punch)

Möglichkeit auch nach Her-
zenslust aus.

Überhaupt, was so ein
richtiger Automobilist ist,
weiß, was er seinem Renom-
mee schuldig ist. Er fährt
grundsätzlich nur mit dem
vierten Gang an, nimmt jede
Kurve 'mit Vollgas und fährt
niemals unter 100 Kilometer
die Stunde. Vorsichtig wie
er ist, reibt er feine Num-
mernschilder vor jeder Fahrt
mit Benzin ein, darauf klebt
der Staub wie Gift, und
niemand wird die Nummer
entziffern können.

Ich verstehe nicht, wie sich
die Menschheit den Tod im-
mer mit Hippe und Sand-
uhr denken kann. Ich stelle
ihn mir stets als fünffach bal-
lonbereifteö Knochengerippe
mit elektrischem Anlasser und
Bosch-Horn vor.

nur ein 0,5 PS. Hilfsmotorrad, das seine eigene Schwäche hinter un-
geheurem Lärm verbergen möchte.

Nerven sind Luxus, besonders die der Mitmenschen - so denkt der
Motoradfahrer, und er hat recht. Mitbürger in Stadt und Land,
die ihr nachts aus süßem Schlummer aufgeftört werdet, wenn fauchend
und brüllend ein Motorrad durch die stillen Straßen tobt, tröstet euch
mit dem Gedanken, daß es doch etwas herrliches ist um die Großtaten
unserer Technik.

Es gibt männliche und weibliche Motorradfahrer. Die letzteren
bezeichnet man mit dem Namen Klammeraffe, Motorkatze, Benzin-
aujufte oder Sozieschen. Sie alle sitzen harmlos auf dem Soziussitz
und erfreuen jedes Auge. Tod und Vernichtung trägt nur der männ-
liche Motorradfahrer mit sich. Er ist der Schrecken der Straße und
die Schutzpolizei weicht ihm mit Entsetzen aus. Eine Nummer hat
er nicht am Rade oder eine, die so geschrieben ist, daß sie der spitz-
findigste Graphologe nicht entziffern kann.

D e r F l i e g e r

Das ist der Mann, dem meine uneingeschränkteste Hochachtung und
Sympathie gehört, denn er weiß, was sich schickt. Seine Auspuffgase
stören nicht, Staub wirbelt er auch nicht auf, und das Knattern seines
Motors verhallt bald wieder.

Er vermeidet es nach Möglichkeit, auf stark belebte Straßen und
Plätze herabzufallen. Ich finde das sehr rücksichtsvoll und nett von
ihm, wenn es auch in seinem eigensten Interesse geschieht.

Der Flieger muß ein edler, uneigennütziger Mensch sein; verzichtet
er doch gänzlich darauf, der Umwelt seine Betätigung im Zeichen des
Verkehrs mit Getöse und Staubaufwirbeln vorzuweisen.

Ich glaube, das ist der eigentliche Grund, weshalb so wenige
Menschen Luft zum Fliegen haben. Was hilft einem der schönste Flug,
wenn man seine Mitmenschen doch nicht in Staub einhüllen und
durch Lärm — und zwar viel Lärm! — an den Rand der Ver-
zweiflung bringen kann?

Der Automobilist

Was der Motorradfahrer
im kleinen, das ist der Auto-
mobilist im großen. Er ist
der Tyrann der Landstraßen.
Seinen Weg bezeichnen
Trümmer von Fuhrwerken,
Leichen von Hühnern und
Menschen und zersplitterte
Apfelbäume.

Die herrlichsten Erfindun-
gen der Automobilinduftrie
sind die Kompressionspfeife
und das elektrische Bosch-
Horn. Die erftere ist jetzt
leider verboten, aber ein
Bosch-Horn ist auch etwas
sehr Schönes. Durch ein leises
Drücken auf einen Knopf
kann man stundenlang die
schauerlichsten Mißtöne in die
weite Welt hinausheulen,
und ein Autler von echtem
Schrot und Korn nutzt diese

Sie müssen gestehen, daß unsere Vierradbremse ausgezeichnet funktioniert!

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[nicht signierter Beitrag]: Macht der Gewohnheit
[nicht signierter Beitrag]: Bremsen
 
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