DOI Heft:
Nr. 2
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6657#0038
Unter feinen Leuten
Ohne Beweis wird mir jeder glauben, daß ich von der Schrift-
stellerei allein nicht leben kann. Deshalb tue ich in einem Opern-
orchefter als Bratschist mehr wie meine Pflicht. Dadurch, und durch
nichts anderes, sehe ich blaß, abgekümmert und nahrungsbedürftig aus.
Zur Frau Kommerzienrat M. darf ich selbst nach der ^Götter-
dämmerung" noch kommen. Wenn Abendgesellschaft da ist natürlich.
Ob ich um diese Zeit Aufwartung machen darf wenn sie allein ist,
will ich erst ausprobieren. Vor Müdigkeit unbeholfen trete ich in
ihren gut gefüllten Salon und will gleich an den Flügel. Ich kann
ruhiger essen, wenn ich vorausbezahlt habe. „An welchem Instrument
arbeiten Sie denn?" fragt mich ein wohlgesinnter Herr, welcher mit
geruchfreien Nachtkäftcheneinlagen mehrere Vermögen verdient hat.
„Ich spiele Bratsche," murre ich und schäme mich, denn es ist ja
möglich, daß die Anwesenden wissen, was Georges Bizet über die
Bratscher gesagt hat: „Ich verstehe nicht, daß eS Menschen gibt, die
ihr Leben damit zubringen, diese Maschine zu spielen."
Es verübelt mir aber niemand, daß ich Viola spiele. Im Gegen-
teil. Die Hausfrau tritt auf mich zu, drückt mir ein volles GlaS in
die Hand und sagt fast zärtlich: „Nun trinken Sie aber erst einmal
ordentlich, Sie armer Mensch! Sie müssen ja förmlich ausgedörrt
sein nach fünfstündiger Lungenarbeit..."
Hartmann-Trepka
STATT KARTEN/
ELISABETHE REITZ
ANNA ROTHENBURGER
VERLOBTE
WORFELDEN DEZEMBER 1925
Groß Gerauer Tagblatt
Einige Worte
die ich bisher in Kreuzworträtseln vermißt habe:
1. Ein auSgetrockneter Bach im südlichen China.
2. Gestalt aus einem Volksmärchen der Botokuden.
3. Tier im östlichen Tibet (in der Eingeborenensprache).
4. Schlachtfeld aus der Heldensage der Marsbewohner.
5. Abkürzung in der Eskimosprache für „Schwiegermutter".
6. Ein Buchstabe aus dem Alphabet der Inkas.
7. Pferdenamen auf den Hawai-Inseln.
8. Wenig gebräuchlicher geometrischer Begriff bei den Vorfahren
der alten Ägypter.
9. Vogel, den gewisse Kreuzworträtsel-Hersteller haben (auf
Japanisch).
10. Ein Druckfehler in einem ehemaligen Hauöhaltungsgegenftand.
Karlchen
ACHTUNG! 50 FR. BELOHNUNG!
zahle ich demjenigen, der mir den Täter namhaft machen kann, der
ausgegeben hat, daß meine Deckstation nicht mehr in Betrieb sein soll,
im Gegenteil übernehme ich noch neue Kundschaft
und arbeite wie bis jetzt gratis.
Hochachtungsvoll CASPAR STEFFENS, Raeren-Sträßchen
Gesang Der Regenwürmer
Ein bekannter Zoologe, der,Prof. Mangold aus Freiburg, hat die Entdeckung gemacht
daß Regenwürmer langgezogene Töne von sich geben, die rhythmisch zueinander paffen.
Mensch, lerne um: Wir sind nicht stumm!
Leih' unserm Tenor dein staunendes Ohr.
Wenn werbend wir flöten in zärtlichen Nöten
Und lausch' unserm Singen beim trauten Umschlingen.
Vernimm die Ballade auf nächtlichem Pfade,
Wenn unsere Bässe durchzittern die Nässe.
Dann wirst du, o Wandrer, uns sicher mit andrer
Beachtung begegnen beim nächsten Regnen.
Lene Voigt
Mutter Erde
„Johannes Schlaf, den die Literaturgeschichte den Vater des moder-
nen Naturalismus nennt, beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit
naturwissenschaftlichen, geologischen, astronomischen Forschungen. In
dem folgenden Artikel behauptet er mehr oder minder offen, d i e
Erde drehe sich um die Sonne. Wenn der Laie dieser
Behauptung gegenüber zweifelsohne auch sehr skeptisch gegen-
überftehen wird, und wenn a u ch w i r den Betrachtungen des Dich-
ters nicht ohne weiteres folgen können, so möchten wir
den Aufsatz schon des Namens und des Rufes des Autors wegen doch
wiedergeben."
Die Red. der Hallischen Nachrichten
Eupener Zeitung
LU die» — höchste Zeit, daß ich ein paar neue Federn
befestige - meine eigenen taugen nicht mehr viel....
Ohne Beweis wird mir jeder glauben, daß ich von der Schrift-
stellerei allein nicht leben kann. Deshalb tue ich in einem Opern-
orchefter als Bratschist mehr wie meine Pflicht. Dadurch, und durch
nichts anderes, sehe ich blaß, abgekümmert und nahrungsbedürftig aus.
Zur Frau Kommerzienrat M. darf ich selbst nach der ^Götter-
dämmerung" noch kommen. Wenn Abendgesellschaft da ist natürlich.
Ob ich um diese Zeit Aufwartung machen darf wenn sie allein ist,
will ich erst ausprobieren. Vor Müdigkeit unbeholfen trete ich in
ihren gut gefüllten Salon und will gleich an den Flügel. Ich kann
ruhiger essen, wenn ich vorausbezahlt habe. „An welchem Instrument
arbeiten Sie denn?" fragt mich ein wohlgesinnter Herr, welcher mit
geruchfreien Nachtkäftcheneinlagen mehrere Vermögen verdient hat.
„Ich spiele Bratsche," murre ich und schäme mich, denn es ist ja
möglich, daß die Anwesenden wissen, was Georges Bizet über die
Bratscher gesagt hat: „Ich verstehe nicht, daß eS Menschen gibt, die
ihr Leben damit zubringen, diese Maschine zu spielen."
Es verübelt mir aber niemand, daß ich Viola spiele. Im Gegen-
teil. Die Hausfrau tritt auf mich zu, drückt mir ein volles GlaS in
die Hand und sagt fast zärtlich: „Nun trinken Sie aber erst einmal
ordentlich, Sie armer Mensch! Sie müssen ja förmlich ausgedörrt
sein nach fünfstündiger Lungenarbeit..."
Hartmann-Trepka
STATT KARTEN/
ELISABETHE REITZ
ANNA ROTHENBURGER
VERLOBTE
WORFELDEN DEZEMBER 1925
Groß Gerauer Tagblatt
Einige Worte
die ich bisher in Kreuzworträtseln vermißt habe:
1. Ein auSgetrockneter Bach im südlichen China.
2. Gestalt aus einem Volksmärchen der Botokuden.
3. Tier im östlichen Tibet (in der Eingeborenensprache).
4. Schlachtfeld aus der Heldensage der Marsbewohner.
5. Abkürzung in der Eskimosprache für „Schwiegermutter".
6. Ein Buchstabe aus dem Alphabet der Inkas.
7. Pferdenamen auf den Hawai-Inseln.
8. Wenig gebräuchlicher geometrischer Begriff bei den Vorfahren
der alten Ägypter.
9. Vogel, den gewisse Kreuzworträtsel-Hersteller haben (auf
Japanisch).
10. Ein Druckfehler in einem ehemaligen Hauöhaltungsgegenftand.
Karlchen
ACHTUNG! 50 FR. BELOHNUNG!
zahle ich demjenigen, der mir den Täter namhaft machen kann, der
ausgegeben hat, daß meine Deckstation nicht mehr in Betrieb sein soll,
im Gegenteil übernehme ich noch neue Kundschaft
und arbeite wie bis jetzt gratis.
Hochachtungsvoll CASPAR STEFFENS, Raeren-Sträßchen
Gesang Der Regenwürmer
Ein bekannter Zoologe, der,Prof. Mangold aus Freiburg, hat die Entdeckung gemacht
daß Regenwürmer langgezogene Töne von sich geben, die rhythmisch zueinander paffen.
Mensch, lerne um: Wir sind nicht stumm!
Leih' unserm Tenor dein staunendes Ohr.
Wenn werbend wir flöten in zärtlichen Nöten
Und lausch' unserm Singen beim trauten Umschlingen.
Vernimm die Ballade auf nächtlichem Pfade,
Wenn unsere Bässe durchzittern die Nässe.
Dann wirst du, o Wandrer, uns sicher mit andrer
Beachtung begegnen beim nächsten Regnen.
Lene Voigt
Mutter Erde
„Johannes Schlaf, den die Literaturgeschichte den Vater des moder-
nen Naturalismus nennt, beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit
naturwissenschaftlichen, geologischen, astronomischen Forschungen. In
dem folgenden Artikel behauptet er mehr oder minder offen, d i e
Erde drehe sich um die Sonne. Wenn der Laie dieser
Behauptung gegenüber zweifelsohne auch sehr skeptisch gegen-
überftehen wird, und wenn a u ch w i r den Betrachtungen des Dich-
ters nicht ohne weiteres folgen können, so möchten wir
den Aufsatz schon des Namens und des Rufes des Autors wegen doch
wiedergeben."
Die Red. der Hallischen Nachrichten
Eupener Zeitung
LU die» — höchste Zeit, daß ich ein paar neue Federn
befestige - meine eigenen taugen nicht mehr viel....