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31. JAHRGANG

N B

1936 / NR. 3

DER N I K O

VON ERIK LORENSSEN

Niko saß in der Garderobe und starrte in den Spiegel. Sein
Kostüm lag achtlos über einen Stuhl geworfen und Schminke und
Puder standen in wirrer Unordnung um ihn her. Die Gedanken
waren nicht bei der Arbeit des Abends. Vor seinen Augen wirbelten
rote Kreise. Er wußte, daß jetzt nebenan die blonde Tänzerin in den
Armen seines Partners lag. Und die Augen wurden ihm dunkel vor
Haß.

Nikolaus BaratoS war Grieche. Wenn er lachte, fröhlich und

unbekümmert wie ein Kind, dann blitzten die schneeweißen Zähne
unter dem schwarzen Schnurrbärtchen. Doch jetzt war das braune
Gesicht aschfahl geworden und die mächtigen Kiefer knirschten unheim-
lich aufeinander. Wenn die großen Fäuste sich in Wut zusammen-
krampften, dann wurden die Knöchel der dunklen Hand ganz weiß.
Denn der Niko war stark und unbändig wie ein wildes Tier.

Als die Frau des alten Albani starb, kam er zur Truppe. Das
war damals ein harter Schlag für den zurückgebliebenen Ehemann.

Winter in Kitzbühel Radierung von H. Boresch

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H. Boresch: Winter in Kitzbühel
Erik Lorenssen: Der Niko
 
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