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Quo usque tandem?

(Ein Beitrag zur Abwehr ärztlicher
Übergriffe)

Ich rechnete, Urgroßmama
Gedächte bald zu sterben
An - Perlsucht, Pips und
Podagra,

Und hoffte, viel zu erben.

Auf einmal fall' ich schrillen
Schrei's

Bel ihrem Anblick nieder:

Die Alte hupft wie eine Geiß
Durchs Zimmer hm und wieder!

Sie schleudert, was sie nie gekonnt,
Die Beine an die Nase
Und wackelt mit der Hinterfront
Und tänzelt auf d e Straße.

Ein Kavalier deö Weges strich:
„Mein Herr, ich habe Kröten
Und fühle mich so fugendlich,
Mir ist ein — Mann vonnöten!"

Der schaut sie an und —
gottverdammt,

In seines ÄrmeS Klammer
Marschiert sie auf das
Siandesamt

Und in die Hochzei^Skammer!!
Schon scheint ihr Msseh'n
ungewohnt.

Das wird ja immer netter:

Ich glaub', sie geht im fünften
Mond,

Pohhimmeldonnerwetter!!!

Sofort verklag' ich alle zwei:
Den Arzt der sie verjüngt bat
Und sie, die durch die „Kinderei"
Mein Unalück milbedingl hat!
Wer die Natur frivol durchbricht
In Dingen, so gewichtig,
Verfallt mü Recht dem
Strafgericht

Und wird entschädigungspflichtig!
Beda Hafen

Bei Dichters

„Fritzchen, ruf doch deinen
Papa!"

„Geht nicht. Vater sitzt auf
dem Wickeltisch, hat Babys Puppe
im Arm und dichtet ,Kinder-
mund'." Ri-Ri

Harry Trüller A.-G. / Celle

Liebe Jugend!

Trambahnlinie 9, Haltestelle
Marienplatz. Alle Sitzplätze be-
setzt. Es steigt eine ältere, elegante
Dame ein, tritt in das Wagen-
innere, und mustert mit blasierten
Blicken die vollbesetzten Bänke.
Unmittelbar bei ihr, am Eckplatz,
sitzt ein, anscheinend dem Hand-
werkerstand angehörender, junger
Mann in schlichtem Arbeitörock.
Auch er wird von der Dame mit
einem verächtlichen Blick gestreift.
Da steht der Mann auf, und
bietet der Dame seinen Platz an.
Diese aber lehnt das galante An-
erbieten ab mit den Worten:
„Ich danke! Bleiben Sie nur
sitzen; ich liebe es nicht, mich auf
,angewärmte' Plätze zu setzen!"

Der Handwerker ist zunächst
etwas baff über diese Abfuhr,
aber nur ein paar Augenblicke,
dann folgt prompt folgende Er-
widerung: „Oh, entschuldigenS',
Madame! Dös Hab' i net g'wußt!
Aber dös werd'n S' esisehgn,
daß i mir z'wegn Eahna nöt an
,Kühlapparat' in mein Hos'n-
bod'n ei'baun laff'n ko!"

*

Im Richterzimmer Ein Mann
tritt ein. Er beschwert sich, daß
er und seine Frau bei einer vor
kurzem erfolgten Vernehmung
als Zeugen zu wenig Gebühren er-
halten hätten. Nun seien sie beide
bereits wieder als Zeugen in
einer Sache geladen. Sre wollen
der Ladung nickt Folge leisten,
falls ihnen der Richter nicht
höhere Gebühren fürs nächstem«!
zusichert.

Der Richter verweist auf die
Folgen eines etwaigen Aus-
bleibens. In höchster Erregung
verläßt der Beschwerdeführer das
Zimmer mir den Worten:
„Meine Fr au und ich haben
keine Lust, immer umsonst
zu zeugen!"


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VERLAG UND REDAKTION DER , , JUGEND"


1926 /JUGEND Nr. 3

Be

etwaigen Beste bitte

i 5.

auf die Münchner „Jugeno“ Bezug zu nehmen
Index
Beda Hafen: Quo usque tandem?
Ri-Ri: Bei Dichters
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
 
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