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J TU <G

31. JAHRGANG

E N B

192 6 / NR. 4

EINE

TOLLE GESCH

VON HEINZ VON LICHBERG

I C H T E

Albert kaufte Emil um zweiundzwanzig Mark.

Albert ist ein Kunstmaler mit Oberlicht im Dach. Er stellt auf
der Iuryfreien aus: Selbstporträts mit freigelegten Gehirnwindun-
gen der Intellektbetonung wegen. Im Arm die Katze Julius und
einen Kakteentopf (Mammillaria pectinata oder Warzenkaktus).
Die Kritik nannte ihn „hervorstechend". (Albert - nicht den Kak-
teentopf. Oder vielleicht war es auch nur ein Witz.) Immerbin er-
warb Albert daraufhin einen Smoking.

Das Gemälde erwarb bis heute niemand.

Emil ist ein großer Bursche aus Papiermache oder weiß der

Teufel woraus Emil ist — jedenfalls hat er sanfte blaue Augen
und eine seltene Gelenkigkeit in den Gliedern. Es macht ihm gar
nichts aus, eine ganze Nacht im Sessel zu sitzen, ein Bein malerisch
über den Kopf drapiert, ein Schnapsglas in der Hand und die
Zigarette im Mund.

Wir haben ihm einen feinen Anzug angezogen, Shimmyschuhe,
Seidenftrümpfe, eine noble Krawatte und einen herrlichen Bibi. Er
ist auch tätowiert, aber ich darf nicht sagen wo.

Es ist gelogen, wenn ich sage, daß Emil Rm. 22.— kostete. Das
war nur der Preis, den Albert für ihn an den Vormieter des

Die iialienifche Kleinstadt Th. Ortner

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Theodor Ortner: Die italienische Kleinstadt
Heinz v. Lichberg: Eine tolle Geschichte
 
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