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31. JAHRGANG

GRÖNLANDSFAHRER

VON FRIEDRICH BLUNCK

B

1926 / NR. 5

Der Reeder hob die Arme von den breiten altertümlichen Stuhl-
lehnen. „Also, dann wünsche ich gute Fahrt und glückliches Jahr,
Sanders, oder haben wir noch etwas zu besprechen?"

Der Schiffer dachte nach, nein, er wußte nichts. Er hatte nur
ein müdes Gefühl in den Augen, wie er so in Gedanken auf ein Jahr
die glitzernden Eisbarren Grönlands vor sich sah, die endlose Flucht
vor Berg und Packeis, Kampf um die Zucht der Leute und die rasende
Erregung, wenn es hinter dem Wal dreinging. Aber dann dachte er
an Dörte, die er gleich sehen würde und sein durchfaltetes Gesicht
leuchtete fröhlich und gutmütig auf.

„Nein, ich habe nichts mehr," sagte er, schüttelte dem kleinen,
feisten Reeder die Hand und erhob sich. „Was für ein Kerl," dachte

der bewundernd, als der Schiffer sich schwerfällig, ein wenig gebückt,
nach draußen schob. Sah aus, wie aus der Urzeit übrig geblieben
und war doch in Zucht, Fürsorge und gutmütiger Rechtlichkeit ein
gebändigter Hüne in dieser kleinen gegenwärtigen Welt.

Sanders Sohn wartete im Vorzimmer. „Was hat er gesagt?"
fragte er und wies mit der Mütze zur Tür des Reederkontors. „Er
kann jetzt niemand brauchen," seufzte der Große, ihm fielen die
Sorgen des Jungen ein, „du kannst aber in acht Tagen auf den
Speichern Arbeit haben."

Der Bursch fluchte, aber schließlich schien es ihm nicht so unrecht
wie er tat. „Na, denn in acht Tagen," brummte er.

Dem Vater tat's leid, die alltägliche Arbeit in Schuppen und

Der Überfall Mar Kellerer

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Hans Friedrich Blunck: Grönlandsfahrer
Max Kellerer: Der Überfall
 
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