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D i e leichte D a m e
Die elegante Damentoilette soll nach einer Neuyorker Berechnung
im Winter 1926 nur 4Va Pfund wiegen.
Jede ein'germaßen fesche
Dame trägt an Stoff und Wäsche
Auf dem Leibe heute rund
Viereinhalb Newyorker Pfund.
Was um Wade, Nabel, Busen
Eine Miß an Röckchen, Blusen,
Hemdchen, Höschen, Hut und Strumpf
Anzieht heut', wo Auözieh'n Trumpf,
Was vom Stiefel bis zum Mieder
Keusch enthüllt die warmen Glieder,
Luftdurchlässig und gesund,
Wiegt nur vier ein halbes Pfund!
„Weshalb vor der Welt verstecken
Und mit grobem Tuch bedecken,
Was uns die Natur beschert
Und was sicher sehenswert?"
„Weshalb sich mit Stoff beschweren,
Der als unnütz zu entbehren?",
Denkt sich das Geschlecht, das schwach
Von Natur und heute flach.
„Pflicht und Grundsatz bleibt eö, allen
Uns'ren Männern zu gefallen!
Das gibt uns zu wuchern Grund
Mit dem (vierein-halben) Pfund!" —
Eva mit dem Feigenblatte
Sieht's und hört's und lacht: „Ich hatte
Nur ein einz'geS Kleidungsstück!
Gott, was seid ihr noch — zurück!!" Kiki
Werden die Manieren der Mode folgen?
W. Schmidt
„Da sagen die Männer wir sind nicht sparsam — wo ich dieses
Kostüm — schon im letzten Jahr zum Faschingsfeft „Sonne des
Südens" getragen habe! — — "
Neues aus unsere m H aar. . e m
Schon längst hat es die moderne, up to clate an- und ausgezogene
Dame, die noch etwas auf sich und ihren Leumund hält, als eine un-
begreifliche Rückständigkeit, um nicht zu sagen einen unerhörten Skan-
dal empfinden müssen, daß die Farbe ihres Haares nicht immer mit
der Farbe ihres Kleides, ihres Hutes, ihrer Handschuhe, ihrer Seiden-
strümpfe, ihres Handtäfchchens übereinftimmt! Diesem fühlbaren, auf
die Dauer schier unerträglichen Zustand schleunigst abzuhelfen, bringt
der erfinderische Geist unserer genialen Modeschöpfer an der Innen-
wand der festanliegenden, kleinen Glockenhüte neuerdings Haarbüschel
und Locken in den entsprechenden Farben an, die an einer beliebigen
Stelle neckisch unter dem Hut hervorschauen und so je nach Bedarf
das gewünschte, zum Anzug passende blonde, schwarze, braune, weiße
oder farbige Haar liefern. —
Haare auf den Zähnen allein tun's nämlich nicht. Man muß die
Haare also an den Hüten haben, wenn man dem geliebten Bubikopf
kein Härchen krümmen will. „Krauses Haar, krauser Sinn!", wer-
den zwar vielleicht die verständnislosen Männer sagen, weil sie bei
derartigen „haarigen" Modeschöpfungen am meisten selbst Haare lassen
müssen und nach dem Sprichwort Haar und Unglück über Nacht
wächst. Aber es wäre doch unrecht von ihnen, deshalb an ihren Frauen
kein gutes Haar mehr zu lassen. Statt sich verzweifelnd die Haare
auszureißen oder gar den p. t. Gattinen darob in die Haare zu fah-
ren, sollten sie ohne Haarklauberei daran denken, daß ihr Ehefrieden
oft an einem Haar hängt, weil „das kleinste Haar seinen Schatten
wirft", und die holde Weiblichkeit um kein Haar besser daran ist, als
die Herren der Schöpfung, im Gegenteil Mitleid verdient: die Haare
auf ihrem Haupt sind jetzt wirklich alle — gezählt! Kiki
91
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D i e leichte D a m e
Die elegante Damentoilette soll nach einer Neuyorker Berechnung
im Winter 1926 nur 4Va Pfund wiegen.
Jede ein'germaßen fesche
Dame trägt an Stoff und Wäsche
Auf dem Leibe heute rund
Viereinhalb Newyorker Pfund.
Was um Wade, Nabel, Busen
Eine Miß an Röckchen, Blusen,
Hemdchen, Höschen, Hut und Strumpf
Anzieht heut', wo Auözieh'n Trumpf,
Was vom Stiefel bis zum Mieder
Keusch enthüllt die warmen Glieder,
Luftdurchlässig und gesund,
Wiegt nur vier ein halbes Pfund!
„Weshalb vor der Welt verstecken
Und mit grobem Tuch bedecken,
Was uns die Natur beschert
Und was sicher sehenswert?"
„Weshalb sich mit Stoff beschweren,
Der als unnütz zu entbehren?",
Denkt sich das Geschlecht, das schwach
Von Natur und heute flach.
„Pflicht und Grundsatz bleibt eö, allen
Uns'ren Männern zu gefallen!
Das gibt uns zu wuchern Grund
Mit dem (vierein-halben) Pfund!" —
Eva mit dem Feigenblatte
Sieht's und hört's und lacht: „Ich hatte
Nur ein einz'geS Kleidungsstück!
Gott, was seid ihr noch — zurück!!" Kiki
Werden die Manieren der Mode folgen?
W. Schmidt
„Da sagen die Männer wir sind nicht sparsam — wo ich dieses
Kostüm — schon im letzten Jahr zum Faschingsfeft „Sonne des
Südens" getragen habe! — — "
Neues aus unsere m H aar. . e m
Schon längst hat es die moderne, up to clate an- und ausgezogene
Dame, die noch etwas auf sich und ihren Leumund hält, als eine un-
begreifliche Rückständigkeit, um nicht zu sagen einen unerhörten Skan-
dal empfinden müssen, daß die Farbe ihres Haares nicht immer mit
der Farbe ihres Kleides, ihres Hutes, ihrer Handschuhe, ihrer Seiden-
strümpfe, ihres Handtäfchchens übereinftimmt! Diesem fühlbaren, auf
die Dauer schier unerträglichen Zustand schleunigst abzuhelfen, bringt
der erfinderische Geist unserer genialen Modeschöpfer an der Innen-
wand der festanliegenden, kleinen Glockenhüte neuerdings Haarbüschel
und Locken in den entsprechenden Farben an, die an einer beliebigen
Stelle neckisch unter dem Hut hervorschauen und so je nach Bedarf
das gewünschte, zum Anzug passende blonde, schwarze, braune, weiße
oder farbige Haar liefern. —
Haare auf den Zähnen allein tun's nämlich nicht. Man muß die
Haare also an den Hüten haben, wenn man dem geliebten Bubikopf
kein Härchen krümmen will. „Krauses Haar, krauser Sinn!", wer-
den zwar vielleicht die verständnislosen Männer sagen, weil sie bei
derartigen „haarigen" Modeschöpfungen am meisten selbst Haare lassen
müssen und nach dem Sprichwort Haar und Unglück über Nacht
wächst. Aber es wäre doch unrecht von ihnen, deshalb an ihren Frauen
kein gutes Haar mehr zu lassen. Statt sich verzweifelnd die Haare
auszureißen oder gar den p. t. Gattinen darob in die Haare zu fah-
ren, sollten sie ohne Haarklauberei daran denken, daß ihr Ehefrieden
oft an einem Haar hängt, weil „das kleinste Haar seinen Schatten
wirft", und die holde Weiblichkeit um kein Haar besser daran ist, als
die Herren der Schöpfung, im Gegenteil Mitleid verdient: die Haare
auf ihrem Haupt sind jetzt wirklich alle — gezählt! Kiki
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