Bellmaus
N A
BellmauS, angesichts der sehr enormen
Schwierigkeit der neuen Kanzlerwahl,
Schlug vor, daß fortan in neuen Formen
Dies geschehen soll und er empfahl:
Mit des medizinschen Fortschritts Waffen,—
Insbesondre der Plantation, —
Wird ein deutscher Einheitsmann geschaffen;
Ihm wird Spiel das, was den andern Fron.
Von der Rechten nimmt man's Nationale, -
Demokratisch sei der Wirtschaftöblick, —
Und die Linke liefert's Soziale, —
Zentrum stellt Regietalent, Geschick.
So wie man bei Tieren vieler Arten
Glieder amputiert und umverpfropft,
Wird'ö Charakterist'sche aller Sparten
In ein einziges Gefäß gestopft.
Für den Leiter unsrer Zukunftstage
Trieb man alles auf von Fuß bis Stirn.
Nur zum Schluß blieb ungelöst die Frage:
Woher nimmt man für den Mann ein Hirn?
SraniSlauS Bub
Gespräch in Budapest
„Bin ich mit dem Herrn Polizeichef ver-
bunden?"
„„ — Mit seinem Büro!""
„Man hat eine Falschmünzerftätte ge-
funden ..."
So? Wo?"" -
„In der Petöfi-Uza. Sechs, sieben Per-
sonen ..."
„„ — Was war ' s ?"" —
„Sie fälschten beinahe für hundert Mil-
lionen Dinars ..."
„„ — Dinare? Ist man im Be-
sitz der Maschinen? — ""
„Ja doch."
„„ — Dann schafft uns um-
RRISCHE WELT
gehend hieher s i e !"" — „Zu
dienen!"
— Was noch?"" —
„Ich hätte betreffs der verhafteten Täter
erstattet Bericht persönlich sehr gern dem
Herrn Chef..." Vielleicht
später! Jetzt nicht!"" —
„Wie? Interessiert denn die Sache Herrn
Chef nicht?"
,,„G ewiß! Kolossal! Der
Herr Chef sind nur selbst da-
mit eben beschäftigt!""
„Schon mit meinem Fall?"
„„ — Nein, nicht m r t Dinaren.
Mit Franken, mit welsche n""
„Wie so?"
„,,S ie Rindvieh, verstehen
Sie denn gar nicht? Wir fäl-
schen doch selber engros!"" —
A. D. N.
Rotgrauer Verrat
Neulich blätterte ich mit Eva Tapeten-
mufter für unser Schlafzimmer durch. Sie
war für grau. Ich für lichtblau.
„Schau mein Schweinchen," sagte ich, du
bist weizenblond, da wird doch himmelblau
einen schöneren Hintergrund für dich abgeben
wie grau. Hättest du zum Beispiel rostrotes
Haar, dann würdest du von einer grauen
Tapete freilich hinreißend wegwirken ..."
Da bekam Eva einen Weinkrampf.
Ich wußte sofort warum. Ihre Freundin
Inge ist rostrot und hat ein grautapeziertes
Boudoir.
Lächerlich, wer mich kennt, weiß doch
wirklich . . . Hartmann-Trepka
Ein sensationelles Inserat
Wir geben hiermit bekannt, daß wir der
einzige Staat sind, in dem im letzten Monat
keine Banknotenfälschungen entdeckt wur-
den. Der Ameisenftaat.
p. P. Karlchen
Der grundlegende Irrtum
Kathi KobuS, die — obwohl sie noch
lebt — unsterbliche Herrscherm der Münch-
ner Künftlerkneipe „Simplizissimus", pflegte
und pflegt sich mit ihren Gästen alleweil
ein bißchen zu unterhalten. Sie weiß an
jedem Abend so ziemlich, wer gerade das
Sardinenbüchschen ihres Hinterzimmers
füllt.
Eines Nachts — es war noch vor dem
Kriege — winkte sie einen der jungen Dich-
ter, über die sie die Mäzenatcnhände mit
der Leberknödelsuppenterrine zu halten
pflegte, zu sich heran:
„Du ... der Preuß' dort, der mit dem
Mordstrummschädl und dem dummen Gfrieß
— an den mußt' d' di ranmachen. Der iS
a Verleger. Und wenn er 'n Rausch hat,
vielleicht nimmt er bei Gedichte!"
Ein Verleger im „Simpl"? Großartig!
Der Dichter — es war der seither mit
Recht so unberühmt gebliebene Th. PH.
Schopf — zog die zwei Meter-Krawatte
genial und wandte sich an sein Opfer.
„Mein Herr, wir könnten ein Geschäft
miteinander machen. Wollen Sie meine
Werke?"
Der fremde Mann kraulte sich die Glatze.
Sahen in München die Industriekapitäne
so aus?
„Entschuldigen Sie gütigst," sagte er, „ick
bin 'n einfacher Geschäftsmann. Mit der
Großindustrie kann ick mir nich einlassen."
„Großindustrie? Ha! Ich bin nicht groß
in der Industrie. Ich bin groß im Geiste,
im Spiritus!"
Da atmete der bedauernswerte Auswär-
tige erlöst auf:
„Sehnfe, ick Hab mirs ja gleich jedacht.
Spiritus iS nischt für mich. Ick bin doch
Bier- Verleger!"
Ri-Ri
Die nächste
Nummer der Jugend
erschein!- als
Fasching s-
H ef \
112
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BellmauS, angesichts der sehr enormen
Schwierigkeit der neuen Kanzlerwahl,
Schlug vor, daß fortan in neuen Formen
Dies geschehen soll und er empfahl:
Mit des medizinschen Fortschritts Waffen,—
Insbesondre der Plantation, —
Wird ein deutscher Einheitsmann geschaffen;
Ihm wird Spiel das, was den andern Fron.
Von der Rechten nimmt man's Nationale, -
Demokratisch sei der Wirtschaftöblick, —
Und die Linke liefert's Soziale, —
Zentrum stellt Regietalent, Geschick.
So wie man bei Tieren vieler Arten
Glieder amputiert und umverpfropft,
Wird'ö Charakterist'sche aller Sparten
In ein einziges Gefäß gestopft.
Für den Leiter unsrer Zukunftstage
Trieb man alles auf von Fuß bis Stirn.
Nur zum Schluß blieb ungelöst die Frage:
Woher nimmt man für den Mann ein Hirn?
SraniSlauS Bub
Gespräch in Budapest
„Bin ich mit dem Herrn Polizeichef ver-
bunden?"
„„ — Mit seinem Büro!""
„Man hat eine Falschmünzerftätte ge-
funden ..."
So? Wo?"" -
„In der Petöfi-Uza. Sechs, sieben Per-
sonen ..."
„„ — Was war ' s ?"" —
„Sie fälschten beinahe für hundert Mil-
lionen Dinars ..."
„„ — Dinare? Ist man im Be-
sitz der Maschinen? — ""
„Ja doch."
„„ — Dann schafft uns um-
RRISCHE WELT
gehend hieher s i e !"" — „Zu
dienen!"
— Was noch?"" —
„Ich hätte betreffs der verhafteten Täter
erstattet Bericht persönlich sehr gern dem
Herrn Chef..." Vielleicht
später! Jetzt nicht!"" —
„Wie? Interessiert denn die Sache Herrn
Chef nicht?"
,,„G ewiß! Kolossal! Der
Herr Chef sind nur selbst da-
mit eben beschäftigt!""
„Schon mit meinem Fall?"
„„ — Nein, nicht m r t Dinaren.
Mit Franken, mit welsche n""
„Wie so?"
„,,S ie Rindvieh, verstehen
Sie denn gar nicht? Wir fäl-
schen doch selber engros!"" —
A. D. N.
Rotgrauer Verrat
Neulich blätterte ich mit Eva Tapeten-
mufter für unser Schlafzimmer durch. Sie
war für grau. Ich für lichtblau.
„Schau mein Schweinchen," sagte ich, du
bist weizenblond, da wird doch himmelblau
einen schöneren Hintergrund für dich abgeben
wie grau. Hättest du zum Beispiel rostrotes
Haar, dann würdest du von einer grauen
Tapete freilich hinreißend wegwirken ..."
Da bekam Eva einen Weinkrampf.
Ich wußte sofort warum. Ihre Freundin
Inge ist rostrot und hat ein grautapeziertes
Boudoir.
Lächerlich, wer mich kennt, weiß doch
wirklich . . . Hartmann-Trepka
Ein sensationelles Inserat
Wir geben hiermit bekannt, daß wir der
einzige Staat sind, in dem im letzten Monat
keine Banknotenfälschungen entdeckt wur-
den. Der Ameisenftaat.
p. P. Karlchen
Der grundlegende Irrtum
Kathi KobuS, die — obwohl sie noch
lebt — unsterbliche Herrscherm der Münch-
ner Künftlerkneipe „Simplizissimus", pflegte
und pflegt sich mit ihren Gästen alleweil
ein bißchen zu unterhalten. Sie weiß an
jedem Abend so ziemlich, wer gerade das
Sardinenbüchschen ihres Hinterzimmers
füllt.
Eines Nachts — es war noch vor dem
Kriege — winkte sie einen der jungen Dich-
ter, über die sie die Mäzenatcnhände mit
der Leberknödelsuppenterrine zu halten
pflegte, zu sich heran:
„Du ... der Preuß' dort, der mit dem
Mordstrummschädl und dem dummen Gfrieß
— an den mußt' d' di ranmachen. Der iS
a Verleger. Und wenn er 'n Rausch hat,
vielleicht nimmt er bei Gedichte!"
Ein Verleger im „Simpl"? Großartig!
Der Dichter — es war der seither mit
Recht so unberühmt gebliebene Th. PH.
Schopf — zog die zwei Meter-Krawatte
genial und wandte sich an sein Opfer.
„Mein Herr, wir könnten ein Geschäft
miteinander machen. Wollen Sie meine
Werke?"
Der fremde Mann kraulte sich die Glatze.
Sahen in München die Industriekapitäne
so aus?
„Entschuldigen Sie gütigst," sagte er, „ick
bin 'n einfacher Geschäftsmann. Mit der
Großindustrie kann ick mir nich einlassen."
„Großindustrie? Ha! Ich bin nicht groß
in der Industrie. Ich bin groß im Geiste,
im Spiritus!"
Da atmete der bedauernswerte Auswär-
tige erlöst auf:
„Sehnfe, ick Hab mirs ja gleich jedacht.
Spiritus iS nischt für mich. Ick bin doch
Bier- Verleger!"
Ri-Ri
Die nächste
Nummer der Jugend
erschein!- als
Fasching s-
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