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Garderobe nfegefeuer

„Die

Dame hat's gut, die ist schon seit einer Stunde ohnmäc

htig!"

Lied des Harlekin

Von A, De Nora

Ich bunt bemalter Harlekin
In scheckiger Hanswurstentracht,

Wißt ihr, daß ich der Teufel bin,

Der seine Seelenreise macht?
Männerseelen, Weiberseelen,

Alle kommen, keine fehlen!

Wie sie sich im Kreise drehn,

Alles muß zum Teufel gehn!

Denn gar nicht schwer ist Seelenfang:
Man lockt die Seele durch den Leib
Und ködert mit dem Weib den Mann,
Und ködert mit dem Mann das Weib -—
Männerseelen, Weiberseelen,

Alle kommen, keine fehlen!

Wie sie sich im Kreise drehn,

Alles muß zum Teufel gehn!

Das Ich ist dumm, das Ich ist blind,
Sie schnappen immer nach dem Du!
Eh' sie nicht an der Angel sind,

Eh’ hat die arme Seel’ nicht Ruh —
Männerseelen, Weiberseelen,

Alle kommen, keine fehlen!

Wie sie sich im Kreise drehn,

Alles muß zum Teufel gehn!

Denn, wenn der Leib die Seel’ vergaß
In kreisender Hanswursterei,

Hab’ ich erst meinen Teufelsspaß
Und hole lachend alle zwei —
Männerseelen, Weiberseelen,

Alle kommen, keine fehlen!

Wie sie sich im Kreise drehn,

Jede will zum Teufel gehn!

Traumgesicht

Der Flügelstier Sardanapal
Verirrt sich in ein Nachtlokal.

Das Nachtlokal war völlig leer
Es brannten keine Lichter mehr.

Und mit verzweifelter Gebärde
Wirft sich Sardanapal zur Erde.

Der Schläfer Blut erstarrt zu Eis
Und nur in einer Klinik weiß
Ein Mädchen, das im Traume stöhnt,
Warum die Erde rings erdröhnt.

Maxim Sdiuberth

Faschingskrapfen

Die Ehe ist der Aschermittwoch der
Liebe.

Bei der Demaskierung wechselt man
nur die Maske.

Die Vorliebe der Männer für Bajazzos
kostüm entspringt der unbewußten
Erkenntnis, immer der Genarrte zu
sein. Helga Hennig

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Register
Friedrich (Fritz) Heubner: Garderobenfegefeuer
A. De Nora: Lied des Harlekin
Maxim Schuberth: Traumgesicht
Helga Hennig: Faschingskrapfen
 
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