D e r verlorene Sohn
Car! Prühäusser.
Der Holzhacker Girgl Mostaler war nicht gut auf die
Fremden zu sprechen. Sein Wort galt viel bei den
Kameraden, denn Girgl war der Stärkste unter ihnen,
hatte die meisten Messerstiche ausgeteilt und war als
verwegener Liebhaber bekannt.
Daß sich nun das Dorf durch seine Lage und durch
den regsamen Verkehrsverein in den leßten Jahren zu
einem „fashionablen Wintersportplatz" entwickelte, war
der größte Kummer Girgls. Er verschloß auch nicht sein
Herz. Man konnte in der „Hager-Bräu-Stube" des
öfteren seine empörten Reden hören.
So war auch heuer wieder der Winter ins Dorf
gekommen und mit ihm die bejumperte und bepulloverte
Welt. Für Girgl die Zeit, in langen Säßen zwischen
Rauchen und Aussxucken die Gäste im Hagerbräu 311
provozieren.
Doch nicht lange. Girgl war plötzlich nicht mehr
„aktivistisch"! Er kam wenig zu den Genossen und
wenn — kein Wort über die Fremden war zu hören.
Bis er eines Abends, schwer mit Fragen bedrängt, fast
verlegen ein seltsames Durcheinander stammelte, wie:
„Ha?" — „Wer woaß was?" — und sich mit der
Bemerkung: „Enk gehts an Dreck 0!" entfernte.
Die Zurückgebliebenen beauftragten den nach Girgl
meistbekannten Messerhelden „Wastl", dem Renegaten
nachzuspüren.
Aber das war gar nicht nötig. Alle Einwohner konnten
Girgl auf der Straße mit einer — Fremden sehen! Er
war der Auserwählte einer englischen Miß geworden.
Man staunte und blieb stehen, wenn er in der „Kurzen"
die elegante und geschminkte Engländerin zum Ski-Jöring
begleitete.
Als Girgl nach längerer Zeit einmal wieder in der
Hager-Bräu-Stube erschien, wurde er allgemein bestaunt.
Girgl hatte sich verändert. Rauchte Zigaretten statt Pfeife,
spuckte nicht mehr aus zwischen dem Sprechen und führte
ein — Taschentuch bei sich. Wenn zögernde Fragen
gestellt wurden, gab er bereitwilligst Auskunft und scheute
sich nicht, diverse Schäferstündchen mit der Engländerin
ausführlich zu erzählen. Auch betonte er, die Miß habe
ihm anvertraut, daß sich an seiner rohen Natürlichkeit
ihr Herz entflammt hätte.
Langsam gewöhnte man sich an Girgls Verirrung.
Da — eines abends spät erscheint er in der Hager-Bräu-
Stube, verstört, mürrisch, und verlangte einen Wein.
Ganz wie früher raucht er Pfeife, spuckt und schneuzt
sich mit den Fingern! Die Gäste tuscheln lange. Bis
einer Mut faßt und Girgl ins Examen nimmt. Doch
der baumlange, ehemalige Messerstecher ist scheinbar
ganz gebrochen. Er stiert vor sich hin und nur wenig
bringen die Genossen in Erfahrung. „Aus is!", das ist
das Wichtigste, was er bekennt.
Später, als er sich etwas erholt hatte, ließ er seine
alten Tiradcn los und schimpfte stärker denn je über
das „verderbliche Betragen der Fremden gegenüber der
moralisch gesunden Bevölkerung". Sprach von einer
„ausgeschämten" Frauenmode, von den fremden Tänzen
und dem unsittlichen Gebahrcn dieser Fremden, die
das bayerische Oberland ins Verderben reißen wollten.
Stehend, mit rotem Kopf brüllte Girgl zuletzt den
Wahlspruch der Heimatverbände: „Sitt und Tracht der
Alten wollen wir erhalten."
Am Abend des darauffolgenden Tages konnte man
weit draußen im Dorfe folgendes Zwiegespräch am
halbgeöffneten Fenster einer Eingeborenen hören:
„Hast jetzt g'nuag, Girgl, von dera Fremd'n? War'n
jetzt mir wieda recht?"
„Red net! Laß mi cini, hast a de ganze Zeit an
Mich! herob'n g'habt, i woaß scho!"
Und wieder etwas später waren die Fensterläden
geschlossen, die Leiter lehnte verlassen an der Wand
und in der Kammer fanden' sich, scheinbar nach alter
Sitte, ein Paar des biederen Gebirgsvolkes wieder.
Albert König.
Die H e n k e r i n
(In Budapest bewarb sich um das Amt des Henkers u. a. eine
Frau!)
Wie? - Eine Frau im Amt des letzten Rächers?
Bleibt ungerührt sie, kalt, des Lieb entwöhnt,
Wenn plötzlich, aus dem Munde des Verbrechers,
Die letzte Hoffnung nach der „Mutter" stöhnt?
Ist ihr versagt des Mitleids zarte Blüte?
Ach, auch in der entmenschten Kreatur
Schuf die Erinnerung an Frauengüte
Und Mutterliebe eine lichte Spur.
Die machts, daß Reuequalen in ihm brennen.
Doch nein — bereit zur Fahrt ins ewige Land,
Wird plötzlich ihm ein schmerzliches Erkennen,
Daß es auch Frauen gibt mit rauher Hand.
Da bietet er sich dar mit wirrem Lachen:
„Ich war ein Lump mit Recht und bin belehrt!
Denn Zeiten, die aus Frauen Henker machen,
Sind — ihrer Mörder wert. .
R
Lieber Mussolini!
Wie ich höre, lockt es dich, du sanft durch Siidtiis
fliegende Friedenstaube, deine neuen Untertanen a»i'
neue zu bealiickcn und ihre deutschen barbarisch''
Namen in solche von Dantes Klang umzmvandel''
Ich will dir hier durch Vorschläge die menschcnfreu»'
liche Arbeit erleichtern:
Kupelwieser . . . .
. Cupola Pratina
Schönherr.
. Beluomo
Tschurtschenthaler
. Zuccivalle
Rottensteiner . . .
. Sassorosso
Greiderer.
. Cretaro
Schifferegger . . .
. Navecorno
Höllensteiner
. Pietra d’Inferno
Grübelhofer . . . .
. Pensieroso
Panzer.
. Corazza
Mitlacher.
. Corridente
Ferkelmüller ....
. Molinaro di PorcclW
Katschthaler . .
. Vallegatto
Hahfurther . . . .
. Odiguazzo
Titscheiner ...
. Tiziano
Raffelsberger . . .
. Monte Raffaello
Niedermoser . . . .
. Bassomusco
Rammel.
. Ramolino
Schroffer.
Schlehburg ....
. CastelBPrugnola
Braitenberg . . . .
. Montelargo
Kasmader.
. Gorgonzola.
Bcnissimi -- gelt?
Dein E. v. Klarwill, Wie")
Zettel
der Zeit
In einer Aufführung des Dramas „Wer weia
lim Juckenack?" hat ein Feuerwehrmann hintc"
der Kulisse geschnarcht und dadurch den Haupi:
darsteller bis zu tätlichen Angriffen gereizt; dc'
Prozeß erfordert umfangreiche und schwierig'
Erhebungen. Soviel steht jedenfalls fest: de>-
Feuerwehrmann hat n i ch t um Juckennck geweinst
*
Im Schnellzug Straßburg—Paris bat ein'
junge Dame einen jungen Herrn, das Fenstc'
zu schließen; er stürzte ans Fenster und — va'I
den Augen der jungen Dame ins Freie. Nicht
jeder hat den Mut, dem nahenden Verhängnis
so entschlossen zu entrinnen.
.
Um größere Milde für angeklagte ChaufseuN
zu erwirken, werden jetzt für Richter und Staats
anwälte in Berlin Autokurse eingeführt, da>N>'
sie selbst die Schwierigkeiten des Berufs erprobe'';
können. Einige Fußgänger haben jetzt also
ehrenvolle Aussicht, nicht mehr von gewöhnliche''
Chauffeuren, sondern von hohen Beamten übel !
fahren zu werden.
-I-
Die Traumtänzerin Caro Cambel, die zurze't
in Paris mit dem Oberst de Rochas tanzt, bei
hauptet, es bliebe ihr selbst nach mehrstündigen
Tanze keinerlei Erinnerung von dem Tanze
zurück. Sie soll dem Oberst dankbar sein; da"
kann nicht jede Tänzer:" gen, werN'j
sie ihre Schuhe und Fl
*
Der kürzlich verstorben» ■ 'ould ha'-
seinen Hunden und P entarisö
20 000 Dollar vermacht. ' einet
interessanten Rechtsstreit gel mensch'
lichen Erben diesen Pass rmenll
anfechten und womöglich de s" öl<|
>erteidigung übernimmt.
152
Car! Prühäusser.
Der Holzhacker Girgl Mostaler war nicht gut auf die
Fremden zu sprechen. Sein Wort galt viel bei den
Kameraden, denn Girgl war der Stärkste unter ihnen,
hatte die meisten Messerstiche ausgeteilt und war als
verwegener Liebhaber bekannt.
Daß sich nun das Dorf durch seine Lage und durch
den regsamen Verkehrsverein in den leßten Jahren zu
einem „fashionablen Wintersportplatz" entwickelte, war
der größte Kummer Girgls. Er verschloß auch nicht sein
Herz. Man konnte in der „Hager-Bräu-Stube" des
öfteren seine empörten Reden hören.
So war auch heuer wieder der Winter ins Dorf
gekommen und mit ihm die bejumperte und bepulloverte
Welt. Für Girgl die Zeit, in langen Säßen zwischen
Rauchen und Aussxucken die Gäste im Hagerbräu 311
provozieren.
Doch nicht lange. Girgl war plötzlich nicht mehr
„aktivistisch"! Er kam wenig zu den Genossen und
wenn — kein Wort über die Fremden war zu hören.
Bis er eines Abends, schwer mit Fragen bedrängt, fast
verlegen ein seltsames Durcheinander stammelte, wie:
„Ha?" — „Wer woaß was?" — und sich mit der
Bemerkung: „Enk gehts an Dreck 0!" entfernte.
Die Zurückgebliebenen beauftragten den nach Girgl
meistbekannten Messerhelden „Wastl", dem Renegaten
nachzuspüren.
Aber das war gar nicht nötig. Alle Einwohner konnten
Girgl auf der Straße mit einer — Fremden sehen! Er
war der Auserwählte einer englischen Miß geworden.
Man staunte und blieb stehen, wenn er in der „Kurzen"
die elegante und geschminkte Engländerin zum Ski-Jöring
begleitete.
Als Girgl nach längerer Zeit einmal wieder in der
Hager-Bräu-Stube erschien, wurde er allgemein bestaunt.
Girgl hatte sich verändert. Rauchte Zigaretten statt Pfeife,
spuckte nicht mehr aus zwischen dem Sprechen und führte
ein — Taschentuch bei sich. Wenn zögernde Fragen
gestellt wurden, gab er bereitwilligst Auskunft und scheute
sich nicht, diverse Schäferstündchen mit der Engländerin
ausführlich zu erzählen. Auch betonte er, die Miß habe
ihm anvertraut, daß sich an seiner rohen Natürlichkeit
ihr Herz entflammt hätte.
Langsam gewöhnte man sich an Girgls Verirrung.
Da — eines abends spät erscheint er in der Hager-Bräu-
Stube, verstört, mürrisch, und verlangte einen Wein.
Ganz wie früher raucht er Pfeife, spuckt und schneuzt
sich mit den Fingern! Die Gäste tuscheln lange. Bis
einer Mut faßt und Girgl ins Examen nimmt. Doch
der baumlange, ehemalige Messerstecher ist scheinbar
ganz gebrochen. Er stiert vor sich hin und nur wenig
bringen die Genossen in Erfahrung. „Aus is!", das ist
das Wichtigste, was er bekennt.
Später, als er sich etwas erholt hatte, ließ er seine
alten Tiradcn los und schimpfte stärker denn je über
das „verderbliche Betragen der Fremden gegenüber der
moralisch gesunden Bevölkerung". Sprach von einer
„ausgeschämten" Frauenmode, von den fremden Tänzen
und dem unsittlichen Gebahrcn dieser Fremden, die
das bayerische Oberland ins Verderben reißen wollten.
Stehend, mit rotem Kopf brüllte Girgl zuletzt den
Wahlspruch der Heimatverbände: „Sitt und Tracht der
Alten wollen wir erhalten."
Am Abend des darauffolgenden Tages konnte man
weit draußen im Dorfe folgendes Zwiegespräch am
halbgeöffneten Fenster einer Eingeborenen hören:
„Hast jetzt g'nuag, Girgl, von dera Fremd'n? War'n
jetzt mir wieda recht?"
„Red net! Laß mi cini, hast a de ganze Zeit an
Mich! herob'n g'habt, i woaß scho!"
Und wieder etwas später waren die Fensterläden
geschlossen, die Leiter lehnte verlassen an der Wand
und in der Kammer fanden' sich, scheinbar nach alter
Sitte, ein Paar des biederen Gebirgsvolkes wieder.
Albert König.
Die H e n k e r i n
(In Budapest bewarb sich um das Amt des Henkers u. a. eine
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Wie? - Eine Frau im Amt des letzten Rächers?
Bleibt ungerührt sie, kalt, des Lieb entwöhnt,
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Die letzte Hoffnung nach der „Mutter" stöhnt?
Ist ihr versagt des Mitleids zarte Blüte?
Ach, auch in der entmenschten Kreatur
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Doch nein — bereit zur Fahrt ins ewige Land,
Wird plötzlich ihm ein schmerzliches Erkennen,
Daß es auch Frauen gibt mit rauher Hand.
Da bietet er sich dar mit wirrem Lachen:
„Ich war ein Lump mit Recht und bin belehrt!
Denn Zeiten, die aus Frauen Henker machen,
Sind — ihrer Mörder wert. .
R
Lieber Mussolini!
Wie ich höre, lockt es dich, du sanft durch Siidtiis
fliegende Friedenstaube, deine neuen Untertanen a»i'
neue zu bealiickcn und ihre deutschen barbarisch''
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Ich will dir hier durch Vorschläge die menschcnfreu»'
liche Arbeit erleichtern:
Kupelwieser . . . .
. Cupola Pratina
Schönherr.
. Beluomo
Tschurtschenthaler
. Zuccivalle
Rottensteiner . . .
. Sassorosso
Greiderer.
. Cretaro
Schifferegger . . .
. Navecorno
Höllensteiner
. Pietra d’Inferno
Grübelhofer . . . .
. Pensieroso
Panzer.
. Corazza
Mitlacher.
. Corridente
Ferkelmüller ....
. Molinaro di PorcclW
Katschthaler . .
. Vallegatto
Hahfurther . . . .
. Odiguazzo
Titscheiner ...
. Tiziano
Raffelsberger . . .
. Monte Raffaello
Niedermoser . . . .
. Bassomusco
Rammel.
. Ramolino
Schroffer.
Schlehburg ....
. CastelBPrugnola
Braitenberg . . . .
. Montelargo
Kasmader.
. Gorgonzola.
Bcnissimi -- gelt?
Dein E. v. Klarwill, Wie")
Zettel
der Zeit
In einer Aufführung des Dramas „Wer weia
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Feuerwehrmann hat n i ch t um Juckennck geweinst
*
Im Schnellzug Straßburg—Paris bat ein'
junge Dame einen jungen Herrn, das Fenstc'
zu schließen; er stürzte ans Fenster und — va'I
den Augen der jungen Dame ins Freie. Nicht
jeder hat den Mut, dem nahenden Verhängnis
so entschlossen zu entrinnen.
.
Um größere Milde für angeklagte ChaufseuN
zu erwirken, werden jetzt für Richter und Staats
anwälte in Berlin Autokurse eingeführt, da>N>'
sie selbst die Schwierigkeiten des Berufs erprobe'';
können. Einige Fußgänger haben jetzt also
ehrenvolle Aussicht, nicht mehr von gewöhnliche''
Chauffeuren, sondern von hohen Beamten übel !
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-I-
Die Traumtänzerin Caro Cambel, die zurze't
in Paris mit dem Oberst de Rochas tanzt, bei
hauptet, es bliebe ihr selbst nach mehrstündigen
Tanze keinerlei Erinnerung von dem Tanze
zurück. Sie soll dem Oberst dankbar sein; da"
kann nicht jede Tänzer:" gen, werN'j
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*
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seinen Hunden und P entarisö
20 000 Dollar vermacht. ' einet
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