Zeichnung v. R. Rost
Zeichnung v. R. Rost
„Kinder, Kinder, es ist die höchste Zeit, daß ein
Flaggenerlaß kommt! Man weiß ja nimmer, wo
man nun eigentlich hingehört!"
Haussuchung
bei Herrn Harmlos
— „Na also, ich hab's Ihnen doch gleich gesagt:
bei mir finden Sie nicht das Geringste!"
— „Hm, tja, wozu waren eigentlich die Hand-
granaten bestimmt, die im Keller unter den Kar-
toffeln lagen?"
— „Die paar Handgranätchen? Aber ich bitte
Sie! Damit wollten meine Frau und ich Jagd auf
die Küchenschwaben machen, die sich seit einiger
Zeit in unserer Wohnung zeigen. Von Insekten-
pulver halte ich nämlich gar nichts, und deshalb —"
— „Hm, tja, was ist das aber für ein Schrift-
stück mit der Ueberschrift „Notverfassung"?"
— „Dieses Schriftstückchen? Ach, das sind die
neuen Statuten für meinen Kegelklub! Ich gehe
doch Samstags immer kegeln, und da —"
— „Hm, tja, was bedeutet denn aber dieser
„Aufmarschplan" da?"
— „Dieses Aufmarschplänchen? Hahaha, da
muß ich aber wirklich lachen! Wissen Sie, ich habe
mir gedacht: Wenn ich einen Sohn hätte und der
Sohn würde vielleicht einmal einem Turnverein
beitreten und dieser Turnverein würde sein Stif-
tungsfest abhalten, dann müßten doch die Ver-
einsmitglieder dazu aufmarschieren. Und
deshalb, das werden Sie doch begreifen, habe
ich —"
— „Hm, tja, was aber soll dieser Entwurf
„Abrechnung mit den Novemberverbrechern"
heißen?"
— „Dieses Entwürfelchen? Mein Gott, w i f -
s e n Sie das nicht? Vorigen November, da wurde
doch drei Häuser von hier eingebrochen, ein
Kanarienvogel wurde gestohlen, wenn ich mich
recht erinnere. Es kann aber auch eine Sardinen-
büchse und im September gewesen sein. Na, und
mit diesen Verbrechern, da muß doch abgerechnet
werden, man kann doch nicht einfach —"
— „Hm, tja, wie erklären Sie aber diesen Stoß
Briefwechsel mit Doorn?"
— „Dieses Briefwechfelchen? Nichts harmloser
als dieses! Ich habe doch eine Tante in Bllcke-
burg, und die sammelt Autogramme, von Koße-
bue hat sie auch eines, und da —"
— „Hm, tja, wie aber-"
— „Zum Donnerwetter, ich verbitte mir diese
dumme Fragerei!! Das ist ja Hausfriedensbruch,
Freiheitsberaubung, Hochverrat, Vergewaltigung,
— ich werde Strafanzeige gegen Sie erstatten —
gar nichts Belastendes haben Sie
bei mir gefunden — ich werde doch als
freier Bürger noch kegeln dürfen — und eine
Tante haben dürfen—und Küchenschwaben? Na?
meine Parteifreunde werden den Fall im Reichs-
tag Vorbringen, — unerhörte Zustände sind das
ja in dieser Saurepublikl!" (Stiller Zusaß in Ge-
danken: Und die Hauptsache ist, daß ich die kom-
promittierendsten Schriftstücke schon vorgestern
aus dem Haus gebracht habe!)
K a r l ch e n.
Z e i t g l o s s e n
Putschologisches
Ein rechtsradikaler Abgeordneter be-
merkte bei der bekannten Parlaments-
debatte über die Putschgefahr: „Die ganze
Aktion gegen die Rechtsputschisten sei nur
ein Putsch der preußischen Polizei gegen
ihr unliebe Elemente." Es gibt tat-
sächlich derartiger Putsche noch mehr. Jede
Razzia ist ein P o l i z e i p u t s ch gegen
ihr unliebe Elemente, und wenn einer
beim Stehlen erwischt und verhauen wird,
unterliegt er eben nur dem Putsch des
Eigentums gegen ihm unliebe Ele-
mente. Als junger Fuchs erfuhr ich einmal
bei einer Schulprüfung einen gemeinen
Professorenputsch gegen meine
Wissenselemente, der mir nicht nur den
eklatantesten Durchfall eintrug, sondern
anschließend auch noch einen solchen Links-
und Rechts putsch des Vaters gegen
seinen Sohn, daß mir die Ohren wackelten.
Auch den alten Füchsen ist nichts so un-
angenehm wie ein Putsch der Jäger
und eine „Haussuchung" in ihrem Fuchs-
bau. Putsche sind eben nur eine relative
Auffassung.
Der Kopf
„Hugenberg ist der einzige denkende Kopf
unserer Deutschnationalen" schrieb C l a ß
einmal in seltener Augenblickseinsicht an
einen Parteifreund. Welches Glück, daß sie
wenigstens einen haben.
Nur nicht prüde!
Bei den Verhandlungen gegen den Schul-
leiter Lützow, der mit Knaben und Jüng-
lingen seiner Umgebung Unzüchtiges ge-
trieben haben sollte, beantragte man für
einen besonders gravierenden Fall den
Ausschluß der Oeffentlichkeit. Das Gericht
lehnte ab, bat aber die anwesenden Damen,
vielleicht für diese Zeit den Saal zu ver-
lassen, wenn sie wollten. Es wollte keine.
Sie blieben alle. Das war eben Lützows
wilde, verwegene Jagd . . .
A. D. N.
-K
Die „Notverfassung"
Jst's Wahnsinn, hat es doch Methode!
Schau, was in manchen Schädeln schwirrt!
Nichts als „Verurteilt wird zum Tode"...
„Erschossen wird" ... „Erschossen wird"...
O Schnapsidee! O Sonnenstichel!
O Pips, der in den Köpfen kreist!
Erschossen war' d e r d e u t s che M i ch e l,
Kam' je zur Herrschaft dieser Geist!
K a r l ch e n.
Der Angsttraum des Herrn Huber bei der ge-
fürchteten Erseßnng des Alkohols durch Wasser.
Aus meinem Notizbuch
Von K a r l ch e n
Gar nicht wahr, daß die Frauen immer
selbstbewußter werden. Im Gegenteil, heute
nwchten sie alle so schlank sein, daß man
sie um den Finger wickeln kann.
*
Die Abrüstungskonferenz beschäftigt sich
zurzeit mit der Abrüstung des Abrüstungs-
gedankens.
*
Endlich ist's entdeckt: am Nordpol befindet
sich ein großer Eisberg. (Ohne Vanille-
tunke.) Wem aber gehört der Nordpol?
Bis jetzt haben vier Länder ihren Anspruch
bekanntgegeben. Wenn i ch der Eisberg
wäre, schmölze ich!
-i-
Sola
ichstag die „Große
K o o l
t zustande kommt, muß
halt m
oßen Konfusion"
regiert
*
Der
utsame Schritt in der
bayeri
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Finar
i und die Gerichtsvoll-
zieher
rsammengelegt.
*
Als V)
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*
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scha'
ilugen sich die Wähler fast
geg'
Schädel ein. Heute ist Hin-
den
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ler.
s sich, sich aus Parteipolitik
geg
Schädel einzuschlagen?
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ölicher Steuerbote! Du bist
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Hans in allen Kaffen"!
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B ein Frauenhaupt mit Bubi-
kc likopf auf der Briefmarke, —
ic immer gesagt, daß er was
L st!
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Zeichnung v. R. Rost
„Kinder, Kinder, es ist die höchste Zeit, daß ein
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man nun eigentlich hingehört!"
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bei Herrn Harmlos
— „Na also, ich hab's Ihnen doch gleich gesagt:
bei mir finden Sie nicht das Geringste!"
— „Hm, tja, wozu waren eigentlich die Hand-
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toffeln lagen?"
— „Die paar Handgranätchen? Aber ich bitte
Sie! Damit wollten meine Frau und ich Jagd auf
die Küchenschwaben machen, die sich seit einiger
Zeit in unserer Wohnung zeigen. Von Insekten-
pulver halte ich nämlich gar nichts, und deshalb —"
— „Hm, tja, was ist das aber für ein Schrift-
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neuen Statuten für meinen Kegelklub! Ich gehe
doch Samstags immer kegeln, und da —"
— „Hm, tja, was bedeutet denn aber dieser
„Aufmarschplan" da?"
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muß ich aber wirklich lachen! Wissen Sie, ich habe
mir gedacht: Wenn ich einen Sohn hätte und der
Sohn würde vielleicht einmal einem Turnverein
beitreten und dieser Turnverein würde sein Stif-
tungsfest abhalten, dann müßten doch die Ver-
einsmitglieder dazu aufmarschieren. Und
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— „Hm, tja, was aber soll dieser Entwurf
„Abrechnung mit den Novemberverbrechern"
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— „Dieses Entwürfelchen? Mein Gott, w i f -
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doch drei Häuser von hier eingebrochen, ein
Kanarienvogel wurde gestohlen, wenn ich mich
recht erinnere. Es kann aber auch eine Sardinen-
büchse und im September gewesen sein. Na, und
mit diesen Verbrechern, da muß doch abgerechnet
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— „Hm, tja, wie erklären Sie aber diesen Stoß
Briefwechsel mit Doorn?"
— „Dieses Briefwechfelchen? Nichts harmloser
als dieses! Ich habe doch eine Tante in Bllcke-
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— „Zum Donnerwetter, ich verbitte mir diese
dumme Fragerei!! Das ist ja Hausfriedensbruch,
Freiheitsberaubung, Hochverrat, Vergewaltigung,
— ich werde Strafanzeige gegen Sie erstatten —
gar nichts Belastendes haben Sie
bei mir gefunden — ich werde doch als
freier Bürger noch kegeln dürfen — und eine
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meine Parteifreunde werden den Fall im Reichs-
tag Vorbringen, — unerhörte Zustände sind das
ja in dieser Saurepublikl!" (Stiller Zusaß in Ge-
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promittierendsten Schriftstücke schon vorgestern
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Putschologisches
Ein rechtsradikaler Abgeordneter be-
merkte bei der bekannten Parlaments-
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