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MISSGESCHICK

Sie hatten mich zu Abend eingeladen,

Aber mit mir war heute nichts los,

Kater und Kopfweh waren groß,

Und immer diese Schmerzen in den Waden,

Sie können nichts Gutes bedeuten.

Und dann hingen bei diesen Leuten
Solche dumme Bilder an der Wand,

Ein Goethe und mancher andre Kunstgegenstand,

Schließlich spielte auch noch jemand Klavier
Mit kräftiger doch ahnungsloser Hand,

Und kurz, ich hielt es plötzlich nicht mehr aus
In dem leider so achtbaren Haus.

Ich sagte der Hausfrau irgendeine Schnödigkeit,

Unartig bin ich gleich nach Tische weggelaufen,

Sie sagten, es täte ihnen leid,

Aber man sah schon, es war gelogen.

Traurig bin ich davongezogen,

Um irgendwo ein kleines Mädchen zu kaufen,

Das nicht Klavier spielt und sich nicht für Kunst intressiert.
Doch fand ich keines und begann wieder zu saufen,

Obwohl ich eben erst damit renommiert,

Ich würde es mir gründlich abgewöhnen.

Sagt, seid Ihr alle so scheußlich allein

Oder muß nur ich auf der schönen

Welt so einsam und wütend und traurig sein?

Ihr Menschen, warum ladet ihr einander ein?

Warum hängt ihr solchen Kram an eure Wände?

Warum macht ihr diesem Hundeleben,

Das doch niemand Freude machen kann,

Nicht ein rasches aber edles Ende,

Sondern spielet Klavier und sprecht über Thomas Mann?
Ich kann es nicht verstehen.

So viel Kognak ist nicht gesund,

Man kommt dabei auf den Hund.

Aber ist es nicht edler unterzugehen? Hermann Hess e.

PARODIEN

VON ROBERT NEUMANN

I. D e r Prinz

Nach Heinrich Mann

Der Prinz trat aus dem Tor und ging die Mauer der
Seebastion entlang, der im Dunkel harrenden Gruppe entgegen.
Sehr aufrecht ging er an den sechs Zinnen vorüber und nickte
kurz, wie die beiden Wachen sich neigten, daß die Hellebarden
im Sternenlicht schimmerten. Horatio verbeugte sich tief. „Welche
Freude, daß du kommst, Prinz!" Vom Schloß her klirrte noch
immer Festlärm durch die Mondnacht. Einer der Krieger, der
erprobteste der dänischen Garde, trat näher, starr.

„Das Gespenst ist versäumt, Prinz Hamlet. Mein Speer
ging durch Luft!" Er verwirrte sich unter dem flackernden Blick
aus den Augen des andern. Er trat zurück, der Prinz sah sich
um. Nach seinem Ohre sagte Horatio halblaut: „Es war der
Geist deines Vaters."

„Traurig?"

„Gedankenvoll."

„Ich werde warten." - Er wandte sich kurz auf den Fersen.
Nochmals umkehrend, eindringlich: „Keiner tritt mir dazwischen.
Ich will mit ihm reden."

Horatio bückte sich. „Wir werden gehorchen." Er dachte:
„gerne gehorchen."

Der Geist kam, schritt langsam weiter, verschwand um die
Ecke, vom Prinzen gefolgt. Aus den hellen Scheiben des
Schlosses klirrte weiter Festlärm mit nahem Meerrauschen zu-
sammen. Ein Hahn schrie.

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Josef Mader

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Joseph Mader: Das Mutterschwein
Hermann Hesse: Missgeschick
Robert Neumann: Parodien
 
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