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Zeichnung von Fr. Heubner

Wochenende

„Schön wie im Paradies ist es hier, — ohne Sündensall aber auf die Dauer langweilig."

da sie dieselben für die Bühne verwendet und
die Kommune kein Interesse daran hat."

Was auf dem Zettel stand, konnte die alte
Irina nicht lesen. Aber wichtig mußte es sein,
denn ihre Herrin war sehr aufgeregt gewesen
hatte ihr befohlen, unverzüglich abzuholen, was
man ihr aushändigen würde.

Nach fünfstündigem Warten wurde Irina vor-
gelassen. Der Sekretär ging mit ihr ins Tresor-
gewölbe. „Da Alte! Nimm' dein unechtes
Zeug...!"

Er warf eine Hand voll Ketten, Ringe und
Armbänder auf den Tisch.

Beleidigt fuhr Irina auf: „Was ... unechtes
Zeug nennt ihr diese Kostbarkeiten ...! Meine
Herrin soll unechten Schmuck getragen haben ...
damals, bevor ihr alles fortnahmt. Jedes Stück
kenn' ich! Echt ist alles.

Der Sekretär war ein treuer Diener der
Kommune.

Er nahm die Lupe und untersuchte die Steine
genau.

Ein Lächeln der Befriedigung glitt über sein
Gesicht.

„Du hast Recht, Alte! Es ist ein Irrtum. Auf
dem Zettel ist von unechten Steinen die Rede!

Der Schmuck hier ist echt-steht dir nicht

zu-gehört dem Volk."-Noch lange

stand die alte Irina im Vestibül der Volksbank.

Sie konnte es nicht fassen, daß man ihr die
Herausgabe des Schmuckes verweigerte.

Dabei war es doch nur ein Irrtum, einer der
unzählia^n Jrrtümer zum Wohle l T

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Friedrich (Fritz) Heubner: Wochenende
 
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