DOI Heft:
Nr. 27
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.6658#0010
Der tosende Beifall ringsum
ließ den Stallmeister schon
ahnen, daß dies die Schluß-
pointe sei und jeßt flüsterte der
Clown ihm ins Ohr:
„Nach Hause bringen — fort
von hier — —"
„Ja, Herr Professor, ich
würde in dem Fall einfach nach
Hause gehen!" sagte er und nahm
ihn wie einen guten Freund
unter den Arm,
„Gut, gehen wir —" murmelte
der Clown erschöpft und ließ
sich unter dem Klatschen des
Publikums quer durch die Ma-
nege dem Stallcingang zuführen.
Und mitten in der Manege
wandte er sich noch einmal um
und schrie:
„Aber das vergeh ich dir nie,
daß du mich hier dem Gespött
der Menge ausgeseßt und zum
Clown hast werden lassen!" Und
dann wankte er, von einem
Weinkrampf geschüttelt, am Arm
des Stallmeisters dem Ausgang
zu.
„Engagiert!" sagte Direktor
Toselti hinter dem Vorhang vor-
tretend und schüttelte ihm die
Hand. „Obwohl es eine hahne-
büchene Unverschämtheit von
Ihnen war, einfach so aufzu-
trcten!"
Aber warum schluchzte der
Kerl jeßt noch weiter und fiel
dann bewußtlos zu Boden, als
der Stallmeister ihn losließ —?
Und dann meldete ein Diener,
daß die Dame, die der Clown
so derb apostrophiert hatte, von
hysterischen Schreikrämpfen be-
fallen, hatte hinausgetragen wer-
bcn müssen — —• Und im
gleichen Augenblick meldete man
auch die Ankunft des neuen
Clown, den der Agent Rosen-
thal geschickt hatte — — —•
Die Mondsüchtige Anneliese Lohde
D
Höre den Brunnen, er spendet
Auch noch in der Nacht,
Alles Leben endet,
Aber er wacht.
Endlos strömende Quelle,
Ganz unbedacht
Stößt sie Welle auf Welle
In Tag und Nacht.
ER BRUNNEN
Pulsschlag ewigen Lebens,
In Wachen und Traum,
Fließt kein Tropfen vergebens
In den endlosen Raum.
Jeder findet sein Mündlein,
Das ihn trinkt.
Jeder ein durstig Gründlein,
Drin er versinkt.
Schaffend und immer gebärend,
In ewigem Lauf,
Immer sich selber gewährend,
Geht er unter und auf.
In das All sich ergießend,
Das er sanft durchkreist,
Ist er der umk''°ßend
Ewige Schöpfer Geist,
Will Vesper.
550
ließ den Stallmeister schon
ahnen, daß dies die Schluß-
pointe sei und jeßt flüsterte der
Clown ihm ins Ohr:
„Nach Hause bringen — fort
von hier — —"
„Ja, Herr Professor, ich
würde in dem Fall einfach nach
Hause gehen!" sagte er und nahm
ihn wie einen guten Freund
unter den Arm,
„Gut, gehen wir —" murmelte
der Clown erschöpft und ließ
sich unter dem Klatschen des
Publikums quer durch die Ma-
nege dem Stallcingang zuführen.
Und mitten in der Manege
wandte er sich noch einmal um
und schrie:
„Aber das vergeh ich dir nie,
daß du mich hier dem Gespött
der Menge ausgeseßt und zum
Clown hast werden lassen!" Und
dann wankte er, von einem
Weinkrampf geschüttelt, am Arm
des Stallmeisters dem Ausgang
zu.
„Engagiert!" sagte Direktor
Toselti hinter dem Vorhang vor-
tretend und schüttelte ihm die
Hand. „Obwohl es eine hahne-
büchene Unverschämtheit von
Ihnen war, einfach so aufzu-
trcten!"
Aber warum schluchzte der
Kerl jeßt noch weiter und fiel
dann bewußtlos zu Boden, als
der Stallmeister ihn losließ —?
Und dann meldete ein Diener,
daß die Dame, die der Clown
so derb apostrophiert hatte, von
hysterischen Schreikrämpfen be-
fallen, hatte hinausgetragen wer-
bcn müssen — —• Und im
gleichen Augenblick meldete man
auch die Ankunft des neuen
Clown, den der Agent Rosen-
thal geschickt hatte — — —•
Die Mondsüchtige Anneliese Lohde
D
Höre den Brunnen, er spendet
Auch noch in der Nacht,
Alles Leben endet,
Aber er wacht.
Endlos strömende Quelle,
Ganz unbedacht
Stößt sie Welle auf Welle
In Tag und Nacht.
ER BRUNNEN
Pulsschlag ewigen Lebens,
In Wachen und Traum,
Fließt kein Tropfen vergebens
In den endlosen Raum.
Jeder findet sein Mündlein,
Das ihn trinkt.
Jeder ein durstig Gründlein,
Drin er versinkt.
Schaffend und immer gebärend,
In ewigem Lauf,
Immer sich selber gewährend,
Geht er unter und auf.
In das All sich ergießend,
Das er sanft durchkreist,
Ist er der umk''°ßend
Ewige Schöpfer Geist,
Will Vesper.
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