Reden
Zeichnungen von Fr. Heubner
„Nichts zu machen! Sie müssen sich die
Flügel stutzen lassen!"
Zeitlupe
Der Pegel.
Haare und Röcke werden immer kürzer. Den
Haaren ist eine Grenze gesetzt: die Kopfhaut,
dann gehts nicht mehr weiter. Aber wie steht
es mit den Röcken? Der Pegel steigt fortwäh-
rend. Das ist umgekehrt wie bei den Flüssen.
Da gibt es Ströme und Flüsse, bei denen kom-
men in Jahren der Trockenheit, wenn der Pegel
fällt, sogenannte Hungersteine zum Vorschein
und die bekannten ältesten Leute können sich
nicht entsinnen, sie je gesehen zu haben. Und bei
den Röcken? Da steigt der Pegel, und in die-
sem Frühjahr kommen die Knie der Damen zum
Vorschein. Ich erkundigte mich bei einem nur
befreundeten ältesten Leut nach diesem Phäno-
men. Und siehe da, er konnte sich auch nicht mehr
entsinnen. Es wird hat ein Hungerjahr sein.
Die Ausgeskorbene.
Karikaturisten sind konservaüve Leute, lieb-
gewordene Objekte lassen sie nicht gerne los.
Manchmal stirbt ihnen eins unter dem Bleistift
fort, so der Leutnant oder die habsburgische
Dynastie, dann ist die Not groß. Zum Glück
sprang Herr Raffke, der Kriegs- und Jnflations-
gewinnler, in die Bresche. Auch er hat inzwi-
schen Pleite gemacht, es gibt ihn nicht mehr.
Aber du lieber Gott, irgend jemand muß man
doch karikieren. Bleibt halt immer wieder die
Schwiegermutter, die schon im Reichswitzblart
des Hamurabi behandelt wurde. Aber da droht
eine furchtbare Gefahr. Ich sage euch, die
Schwiegermutter ist gefährdet. Gehen Sie bitte
in einen Ballsaal, können Sie da noch eine
Schwiegermutter von einem Backfisch unter-
scheiden? Rettet die Karikatur! Karikaturisten
aller Länder tut euch zusammen zum Weltbund
zur Erhaltung der Schwiegermutter.
Peter Pius.
„Ex o r i e
In der indischen Stadt Rawalpindi kam
es zu einem blutigen Aufruhr gegen die
Erbauung eines Kinos.
O mei, o mei, in Rawalpindi,
Da steht es für den Film scheints windi':
Der Hindu, der Mohammedaner,
Der Heidensohn — es mag ihn kaner!
Ob Kästner auch zahnpastaschmunzelt
Und Veidt satanisch stirnerunzelt,
Ob Chaplin mit dem Jackie wackelt
Und Pola Negri splitternackelt —
sarten
„Sie sind schuld, machen Sie mir nichts
weiß!"
Unsre Schlager
Wie lieb' ich dich, o Vetter Nick!
Wie sehnt' ich mich zu wissen,
Wie lang du bist und auch wie dick
Dein Bäuchlein ist Umrissen!
Doch wichtiger däucht mich, was der Hans,
Das große Tanzgenie macht,
Und ganz besonders, was beim Tanz
Der Kerl mit seinem Knie macht.
So gib doch Antwort, blöder Wicht,
Wenn alle dich beschwören!
Die ganze Welt ist drauf erpicht,
Den Endbescheid zu hören.
Daß du für mich dich schöne machst,
Ist schön von dir, du Katze!
Doch daß du solch Getöne machst
Darob, ist nicht am Platze!
Viel braver ist der Sonnenschein,
Weil er, was ein Gewinn ist,
Zum Mägdelein ins Kämmerlein
Hineinschaut, falls es drin ist.
Wie gerne folgt' ich eurer Spur,
Ihr Schlager all, ihr lieben,
Wenn mir dabei im Magen nur
Die — Speisen besser blieben!
Beda Hafen.
nte lux!“
Ganz gleich: Die indischen Banausen,
Die tun, als tät es ihnen grausen,
Und wo bei uns der Beifall scheppert,
Wird dort der Apparat zerdöppert!
Man zuckt die Achseln: Das Gesindel
Da in dem Nest, dem Rawapindl,
Mit seinen Kintoppeigenheiten —
Herrgott — wie sind die zu beneiden!
Jobs.
Sprechsalon
Einer der weithin vernehmbarsten Schreie
der Gegenwart ist der nach Staatsvereinfachung.
Er gleicht dem Schrei nach dem Kinde, das die
Regierung so gerne schaukeln möchte, aber in-
folge der schweren Nuß, die in diesem haarigen
Pudel steckt, immer wieder fallen läßt um es
nicht mit dem Bade auszuschütten.
Kaum fragt ein Minister den andern, ob er
sich nicht für überflüssig halte, da hört man schon
eine schallende Verneinung. Im Gegenteil. Man
müsse sich vervielfachen, um sich im Dienste so
aufreiben zu können, wie es die Volksinteressen
verbandweise erheischen. Das Landwirtschafts-
ministerium müsse mindestens in ein Großvieh-
ministerium, ein Kleinviehministerium, ein Win-
terkorn-, ein Sommerkorn-, ein Kohlrabi- und
Erdäpfelministerium zerfallen. Auch die Hopfen-
zupfer drängen auf einen Sitz in der Regierung;
unausbleiblich sei ein Natur- und ein Kunst-
düngerministerium, ebenso ein Portefeuille für
Butter beziehungsweise Käse. Aehnliches gilt von
den mannigfachen Zweigen des Handels. Und
was nützt schließlich ein einziges Sozialmini-
sterium, wenn es nicht in ein Lohnerhöhungs-,
ein Lohnzuschlags-, ein Tarifoerbesserungs- und
ein Arbeitszeitverkürzungsministerium aufgeteilt
ist? Warum geht man öffentlicherseits an der
durchsichtigen Quintessenz dieser Unentbehrlich-
keiten mit hartnäckigen Scheuklappen vorüber??
Das, was dem Volke bitter nottut, ist nicht
die Aufhebung von Ministerien, sondern um-
gekehrt die Ministerialisierung des täglichen
Lebens! „Jeder sein eigener M i ni-
ste r!" Muß auf dem Banner eingegraben
stehen, mit dem allein wir unserem Jdealjtaate
entgegenzuflattern hoffen dürfen. Denn erst
wenn einmal jeder sein eigener Minister ist,
wird das ganze restliche Beamtenheer bis auf
den letzten Mann entbehrlich! Es braucht auch
keine Pensionen, weil es überhaupt nicht mehr
existiert! Da sich außerdem jeder einzelne
Volksgenosse selbst zu seinem Minister ernennt,
muß er sich auch selbst bezahlen! Der Staa! er-
fährt eine ungeheuere Entlastung und hat end-
lich Zeit, sich von seinen ewigen Finanzkrisen
zu erholen und von den Wunden des zwang:
läufig erledigten Parlamentarismusies zu ge-
nesen! Zur Beschleunigung wandelt man sämt-
liche leergewordenen Amtsräume des Landes
in Erholungs- und Genesungsheime um!
I. A. Sowas.
Aus meinem Notizbuch
Von Karlchen
Wiederholt hielt Prof. Lessing seine
Vorlesungen nur vor seiner Frau und
einer jungen Verwandten. Mein Gott,
der Mann muß sich ja vorgekommen sein
wie in einem Theater!
*
Können Sie einen Satz mit „Hautana"
bilden? Im Prager Parlament haut ana
den anderen.
Und einen Satz mit Kukirol?
Da kuck i rollmopsvergnügt zu!
*
Gestern ist mein Regenschirm vertauscht
worden.
Könnte man nicht dieses Vorkommnis,
nach Erledigung des Falles n
wilderregten parteipolitischen t
,?
Zeichnungen von Fr. Heubner
„Nichts zu machen! Sie müssen sich die
Flügel stutzen lassen!"
Zeitlupe
Der Pegel.
Haare und Röcke werden immer kürzer. Den
Haaren ist eine Grenze gesetzt: die Kopfhaut,
dann gehts nicht mehr weiter. Aber wie steht
es mit den Röcken? Der Pegel steigt fortwäh-
rend. Das ist umgekehrt wie bei den Flüssen.
Da gibt es Ströme und Flüsse, bei denen kom-
men in Jahren der Trockenheit, wenn der Pegel
fällt, sogenannte Hungersteine zum Vorschein
und die bekannten ältesten Leute können sich
nicht entsinnen, sie je gesehen zu haben. Und bei
den Röcken? Da steigt der Pegel, und in die-
sem Frühjahr kommen die Knie der Damen zum
Vorschein. Ich erkundigte mich bei einem nur
befreundeten ältesten Leut nach diesem Phäno-
men. Und siehe da, er konnte sich auch nicht mehr
entsinnen. Es wird hat ein Hungerjahr sein.
Die Ausgeskorbene.
Karikaturisten sind konservaüve Leute, lieb-
gewordene Objekte lassen sie nicht gerne los.
Manchmal stirbt ihnen eins unter dem Bleistift
fort, so der Leutnant oder die habsburgische
Dynastie, dann ist die Not groß. Zum Glück
sprang Herr Raffke, der Kriegs- und Jnflations-
gewinnler, in die Bresche. Auch er hat inzwi-
schen Pleite gemacht, es gibt ihn nicht mehr.
Aber du lieber Gott, irgend jemand muß man
doch karikieren. Bleibt halt immer wieder die
Schwiegermutter, die schon im Reichswitzblart
des Hamurabi behandelt wurde. Aber da droht
eine furchtbare Gefahr. Ich sage euch, die
Schwiegermutter ist gefährdet. Gehen Sie bitte
in einen Ballsaal, können Sie da noch eine
Schwiegermutter von einem Backfisch unter-
scheiden? Rettet die Karikatur! Karikaturisten
aller Länder tut euch zusammen zum Weltbund
zur Erhaltung der Schwiegermutter.
Peter Pius.
„Ex o r i e
In der indischen Stadt Rawalpindi kam
es zu einem blutigen Aufruhr gegen die
Erbauung eines Kinos.
O mei, o mei, in Rawalpindi,
Da steht es für den Film scheints windi':
Der Hindu, der Mohammedaner,
Der Heidensohn — es mag ihn kaner!
Ob Kästner auch zahnpastaschmunzelt
Und Veidt satanisch stirnerunzelt,
Ob Chaplin mit dem Jackie wackelt
Und Pola Negri splitternackelt —
sarten
„Sie sind schuld, machen Sie mir nichts
weiß!"
Unsre Schlager
Wie lieb' ich dich, o Vetter Nick!
Wie sehnt' ich mich zu wissen,
Wie lang du bist und auch wie dick
Dein Bäuchlein ist Umrissen!
Doch wichtiger däucht mich, was der Hans,
Das große Tanzgenie macht,
Und ganz besonders, was beim Tanz
Der Kerl mit seinem Knie macht.
So gib doch Antwort, blöder Wicht,
Wenn alle dich beschwören!
Die ganze Welt ist drauf erpicht,
Den Endbescheid zu hören.
Daß du für mich dich schöne machst,
Ist schön von dir, du Katze!
Doch daß du solch Getöne machst
Darob, ist nicht am Platze!
Viel braver ist der Sonnenschein,
Weil er, was ein Gewinn ist,
Zum Mägdelein ins Kämmerlein
Hineinschaut, falls es drin ist.
Wie gerne folgt' ich eurer Spur,
Ihr Schlager all, ihr lieben,
Wenn mir dabei im Magen nur
Die — Speisen besser blieben!
Beda Hafen.
nte lux!“
Ganz gleich: Die indischen Banausen,
Die tun, als tät es ihnen grausen,
Und wo bei uns der Beifall scheppert,
Wird dort der Apparat zerdöppert!
Man zuckt die Achseln: Das Gesindel
Da in dem Nest, dem Rawapindl,
Mit seinen Kintoppeigenheiten —
Herrgott — wie sind die zu beneiden!
Jobs.
Sprechsalon
Einer der weithin vernehmbarsten Schreie
der Gegenwart ist der nach Staatsvereinfachung.
Er gleicht dem Schrei nach dem Kinde, das die
Regierung so gerne schaukeln möchte, aber in-
folge der schweren Nuß, die in diesem haarigen
Pudel steckt, immer wieder fallen läßt um es
nicht mit dem Bade auszuschütten.
Kaum fragt ein Minister den andern, ob er
sich nicht für überflüssig halte, da hört man schon
eine schallende Verneinung. Im Gegenteil. Man
müsse sich vervielfachen, um sich im Dienste so
aufreiben zu können, wie es die Volksinteressen
verbandweise erheischen. Das Landwirtschafts-
ministerium müsse mindestens in ein Großvieh-
ministerium, ein Kleinviehministerium, ein Win-
terkorn-, ein Sommerkorn-, ein Kohlrabi- und
Erdäpfelministerium zerfallen. Auch die Hopfen-
zupfer drängen auf einen Sitz in der Regierung;
unausbleiblich sei ein Natur- und ein Kunst-
düngerministerium, ebenso ein Portefeuille für
Butter beziehungsweise Käse. Aehnliches gilt von
den mannigfachen Zweigen des Handels. Und
was nützt schließlich ein einziges Sozialmini-
sterium, wenn es nicht in ein Lohnerhöhungs-,
ein Lohnzuschlags-, ein Tarifoerbesserungs- und
ein Arbeitszeitverkürzungsministerium aufgeteilt
ist? Warum geht man öffentlicherseits an der
durchsichtigen Quintessenz dieser Unentbehrlich-
keiten mit hartnäckigen Scheuklappen vorüber??
Das, was dem Volke bitter nottut, ist nicht
die Aufhebung von Ministerien, sondern um-
gekehrt die Ministerialisierung des täglichen
Lebens! „Jeder sein eigener M i ni-
ste r!" Muß auf dem Banner eingegraben
stehen, mit dem allein wir unserem Jdealjtaate
entgegenzuflattern hoffen dürfen. Denn erst
wenn einmal jeder sein eigener Minister ist,
wird das ganze restliche Beamtenheer bis auf
den letzten Mann entbehrlich! Es braucht auch
keine Pensionen, weil es überhaupt nicht mehr
existiert! Da sich außerdem jeder einzelne
Volksgenosse selbst zu seinem Minister ernennt,
muß er sich auch selbst bezahlen! Der Staa! er-
fährt eine ungeheuere Entlastung und hat end-
lich Zeit, sich von seinen ewigen Finanzkrisen
zu erholen und von den Wunden des zwang:
läufig erledigten Parlamentarismusies zu ge-
nesen! Zur Beschleunigung wandelt man sämt-
liche leergewordenen Amtsräume des Landes
in Erholungs- und Genesungsheime um!
I. A. Sowas.
Aus meinem Notizbuch
Von Karlchen
Wiederholt hielt Prof. Lessing seine
Vorlesungen nur vor seiner Frau und
einer jungen Verwandten. Mein Gott,
der Mann muß sich ja vorgekommen sein
wie in einem Theater!
*
Können Sie einen Satz mit „Hautana"
bilden? Im Prager Parlament haut ana
den anderen.
Und einen Satz mit Kukirol?
Da kuck i rollmopsvergnügt zu!
*
Gestern ist mein Regenschirm vertauscht
worden.
Könnte man nicht dieses Vorkommnis,
nach Erledigung des Falles n
wilderregten parteipolitischen t
,?