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Häusliches Martyrium

Täglich schmort mich meine Hanne
In der Leidenschaften Pfanne;

Diese heizt sie — wie verrucht! —
Mit dem Koks der Eifersucht,

Gießt dabei mit Heuchlermiene
Ueber mich die Margarine
Ihrer Liebe permanent,

Daß der Braten nicht verbrennt!

Wenn ich nun ein bißchen zapple
Oder in die Höh' mich rapple,

(Ach, wie sind die Frauen roh!)

Lacht das Luder schadenfroh!

Lieg' ich aber stumm im Talge,
Kommt sie mit dem Blasebalge
Ihrer Bosheit angehetzt,

Der die Glut in Flammen setzt!

Doch, sobald ich in der Fülle
Meiner Schmerzen stöhn' und brülle
Tanzt mit splitternacktem Leib
Um den Herd das Teufelsweib!

Beda Hafen.

Das Volksauto mo bur

Von Mich! E h b a u e r

An am Samstag wars, namitag um
halwe fünfe und i — vastehst — befinde
mich — host ghöat — auf dem Wege nach
Haufe und geh hoam.

Wiar i so geh und bleib steh, hob i mir
so ausdenkt, wia schö des waar, wannst
net allawei mit deine Rokokofüah des
teuere Pfafta datretaft und aa amal von
der Arbat nach heim f a h r n kunntst.
Erstens trogast scho net so schwaar an
dei'm Wochalohn und zwoatens war da
des scho a ganz an anders Gfui, wannst
di a so brettlbroat mit di zwoa Schulta-
blatln und die untern fünf Buchstabn so
brotzeit- und feierabndmaßi ins Eck eine-
loahna kunntst, als wie ein abgebauter
chinesischer Mandarinenhäupt-
ling. Dementsprechende Bui-
dung war ja bei mir do,
wanns aa bloß an Ein-
bildung is.

Aba halt da Doag, da
Zwirn, da Diridari, da
Zement glangt halt net, auf
daß ma sich amal a so an
Schlittn zualegat und infolge-
dessen aa amal als an an-
ständiga Arbeiter daherkam.

Jatz, im allgemeina denk i
ja net laut, aber desmal muaß
oana meine Betrachtunga
ghört habn, und do legt mir
dieser Herr „Oana" sei mani-
kürte und zuagfeilte Finger-
noglplantagen auf d'Achsel und
sagt: „Soviel ich eben aus
Ihrem Selbstgespräch entnom-
men habe, wollen Sie sich
gerne ein Auto kaufen? —

Na, das ist aber doch heutzutage nicht mehr
so schwierig, nachdem nunmehr das neue
deutsche Volks- und Einheitsauto auf den
Markt gekommen ist?" —

Des muaß a sauberna Karrn sei, hob i
gsagt, wann ma bei den allwei zerscht
ei'hoazn muaß, wann ma sahrn wui.

„Erlauben Sie," sagt da Herr Oana
wieder, „es handelt sich hier um einen
tadellosen Viersitzer mit 800 Kilometern
Stundengeschwindigkeit. Sie gestatten —
eine photographische Aufnahme! Doch
schmissig, was?

Ich habe nämlich zufällig die General-
vertretung für sämtliche Münchener
Pfarreien übernommen. Kostenpunkt pro
Stück 2000 Mark, das ist Volksauto, was?"

„Geh," sog i, „deans Eahna fei net
völkisch auslassn. I bin doch auch ein Be-
standteil des Volkes, aber sogn Sie mir
amal, wia i zwoatausad Mark dazohln
soll?" —

„Na, das ist doch kinderleicht! Wenn Sie
sonst keine Sorgen haben. Was haben Sie
denn eben in der Tasche?" —

„Brotbrösln und a Schnappmessa!" —
„Nein, ich meine an Geld?" —

„No ja, was ma halt so rauskriagt in
da Wocha, man ma drei Tog blaumacht
— achtzehn Mark." —

„Gut, dann geben Sie mir 15 Mark!"
„So — und mit die andern 3 Mark soll
i mir gwiß an Glassturz kaufa, daß i an
Hungerkünstler markiern ko?" —

„Na Gott, dann geben Sie mir zehn,
acht, fünf oder drei Mark, und wenn Sie
das Auto in Ihrem Leben nicht amorti-
sieren können, dann geht eben die Rest-
schuld auf Ihren Sohn über. Das Auto
braucht ja nicht so lange herhalten, wenn
nur immer flott weiterbezahlt wird. Also
überlegen Sie nicht lange und unter-
schreiben Sie den Kaufvertrag. Frisch ge-
wagt ist halb gewonnen. Was du heute
kannst besorgen, das verschiebe nicht auf
morgen. Wer nicht riskiert, verliert!" —
Und bis i wirkli lang gfchaugt hob,
war i deutschvaterländischer Volksauto-

Zeidinung von Chatha

u

„Hier ist ein Butterbrot für dich und Baby, Mc
„Baby braucht keins, Mama, ich Hab ihm eben
gegeben!"

eigentümer mit 3 Mark Anzahlung. Eine
Viertelftund drauf hob i in da Fabrik
s'Fahrn glernt und bin mit an Zeugnis
„beinahe fast sehr genügend" vor die
Öffentlichkeit getreten.

Jatz mit da Fahrpraxis hob i mi anfängli
wohl a bissel hart to! Bis i des bloß raus-
kriegt hob, daß i zu da rechtn Zeit hupp!
I hob allwei erst blosn, wann i d'Leut scho
überfahrn ghobt hob.

No, es is mir aber bloß vielleicht a
Stuck ara zehnmal passiert, nachat Hab i's
ganz schö ferti bracht, und des Proletarier-
wagerl is da glaufa wia eine pfundige
Katarrhnosn.

Amal bin i wohl an a Hauseck hin-
grumpelt. Aber des Hot dem Einheitswogn
gar nix gmacht. Der Hot a bisst Benzin
gschneuzt und na is wieder weiterganga iw
größtn Karee zu da erstn Ueberlandtour.

Also i schalt glei an zehntn Gang ei und
dahi'gehts, rund um Bayern. Die Tele-
graphenstanga san a so schnell an mir vor-
bei, daß i's für an großn Gartnzaun on-
gschaugt hob und in Augsburg wollt i an
guatn Spezl begrüaßn. I lang naus mit
da Hand und stroaf z'Minka an Schutz-
mann des Verkehrs.

Vo da ab wars auf oamal wia ab-
gschni'n.

Kriagt do mei Auto an politischn Farbn-
walgler und fangt zum Spinna o!

Kaum hot nämli der rote Fort-
bewegungsapparat dem Schutzmann sei
weißblaue Haltgebietungsmanschettn der-
lurt, is er mir nimma vom Fleck ganga.
Hot er Stillgestanden markiert — er, der
herrlichste von allen — da Dreimarkwogn.

Direkt _ aufm Trambahnkreuzungsgleis
fern ma steh bliebn alle zwoa, i und sie,
die dappige Talerkistn.

Sie bockt, daß alls stockt, und da ganz
Verkehr geht nimma hin und her.

Schinderkarrn, miserablicha, hob i
o'gfangt. Obst weiterfahrst, du Amortisa-
tionsmaschinakrampf, du ausgschamta!

Moanst vielleicht, i hob di als Strasfn-
bettlodn kauft, oder als Obstkarrn.

Schaug, daß d' in Schwung
kimmst, bevor ich mein wildes
Getue bekomme, bevor i di
hinwirf ans Trambahnbedürf-
nishäusl, daß dir da Motor
übern Zylinda owilauft.

Aber nix Hots mehr gholfa.
Net um a Fünferl Genierstmi
Hots mehr ghabt, de Steuer-
trucha, de verwahrloste.

I drah, ruck, stöß, schüttel,
hau, schlog, stell oan Hebel ei',
stell an andern zruck, aber auf
oamal duats an Zuck und i
kriag a Schelln, daß i onfang
zum Belln. Und nachat hör i
die Stimme meiner Ducinea:
„Hanswurfcht, traamhapata!
Host iatz d'Vettstot glückli
durchbrocha? Wos hot da denn
do wieder traamt, du nar-
rischer Schlofengel? Steh auf
und geh in d'Arbat!"

cke

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Register
Gösta Harald Chatham: Zeichnung ohne Titel
Beda Hafen: Häusliches Martyrium
Michl Ehbauer: Das Volksautomobui
 
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