Zeichnung von Fr. Heubnef
Beitrag zur moralischen Wer-
tung des kurzen Damenrockes
Dm Rock der Damen find' ich löblich,
Denn er bemüht sich ganz erheblich
Herabzusteigen bis zum Knie,
Erreicht er gleich dasselbe — nie!
Der Wille ist einmal vorhanden:
Daran wird die Kritik zuschanden,
Denn Wille gilt als Tatersatz
Und tritt mit Recht an deren Platz.
Beim Sitzen freilich und beim Radeln
W die Tendenz an sich zu tadeln:
Des Rockes Ende ist bestrebt,
Daß es sich stark nach — oben hebt!
Beschaut jedoch der kühle Späher
Die Situation sich näher,
So merkt sein Forscherauge bald:
Hier wirkt die höhere Gewalt!
Moralisch ist da zu bewirken:
Wo höhere Gewalten wirken,
wird kein Verschulden anerkannt,
Kommt irgendein Effekt zustand!
Daraus ergibt sich unerbittlich:
Der kurze Damenrock ist sittlich,
Wo immer er sein Ende nimmt,
Auch wenn's zum Aergernisse kimmt!
Beda Hase,
F e r i e n - G
Seit Wochen entbehrt der deutsche
Bürger des täglichen Pulverfasses, das
der Regierung und dem Reichstage schon
nahe an den Hals gegangen war, bis es
den Volksvertretern gelang, mit blauem
Auge in die Ferien zu enthüpfen und ihr
Diätenschläfchen für einige Monate auf
die grüne Bärenhaut der sommerlichen
Natur zu retten, wo sie sich den harm-
losen Genüssen von Seeschlangen und
andern sauren Gurken in die taufrischen
Arme zu werfen pflegen.
Warum ergreift der ewig blinde
Deutsche nicht diese flüchtige Gelegenheit
bei den Hörnern, um seinen Einheits-
traum, wenn auch nur vorübergehend, zu
verwirklichen und den äußersten rechten
mit dem äußersten linken Parteizipfel
wenigstens im Nichtstun zu einer
Arbeitsgemeinschaft zusamenzuschließen?
Warum soll es nur den V.V. gegönnt
sein, in Sommerkellerfesten als V.V.V.,
als vereinigte vaterländische Ver-
bände schrankenloser Eintracht zu frönen?
Könnten nicht geradesogut sämtliche
Reichstagsparteien ein F.F.F.-Fest be-
gehen, d. h. ein Fest feucht-fröhlicher
Fidelität, wobei das Trennende zurück-
gestellt und das Einigende vorangesetzt
wird in dem gemeinsamen Wahlspruch:
„1 — 2 — 3 — Gsuffa!"?
Natürlich kann das Bild der Eintracht
nur dann die nötige Imposanz gewinnen,
wenn jede Partei ihre Spezialabzeichen
anlegt, weil man sonst unmöglich wahr-
nehmen könnte, welch mächtige Vielzahl
von Richtungen sich unter der besagten
e d a n k e n
Parole Herz und Hand schüttelt. Und
damit keine Eifersucht aufblüht, muß jede
Partei gleichzeitig im leitenden Zentral-
körper vertreten sein. Wie bei einem
V.V.V.-Fest zum Beispiel der örtliche
Kriegerverein das Trommel - Komitee,
stellt der vaterländische Rauchklub den
Pfeifen - Ausschuß, der Treubund der
Papierhändler die Girlanden-Kommission,
die deutschen Kegelbrüder das Kranz-
Konsortium usw., so mühten auch bei
einem F.F.F.-Fest die Funktionen takt-
und verständnisvoll verteilt sein. Das
Zentrum könnte vielleicht den Wirth
stellen, die Deutsche Volkspartei Beheizung
und Beleuchtung, die Demokraten die Fest-
Presse, die Wirtschaftliche Vereinigung
den Senf; die Sozialisten würden
sicher gerne die Kasse übernehmen, die
Deutschnationalen für das Dekorative und
die Völkischen für das Erheiternde sorgen.
Die Kommunisten, an sich gerne abseits
stehend, könnten die Bedürfnisfrauen
organisieren.
Die Lokalfrage im allge-
meinen bliebe aber selbstredend Sache
der Bayerischen Volkspartei, nachdem aus
zwei in die Augen springenden Gründen
kein anderer Ort in Betracht kommen
kann als Garmisch-Partenkirchen. Erstens
sind die norddeutschen Brüder dort zurzeit
ohnehin schon vollzählig versammelt, und
zweitens würden es die Bayern wohl mit
ungeheuerem Jubel begrüßen, bei diesem
Anlasse den Platz auch einmal kennen
lernen zu dürfen!
I. A. Sowas
615
Beitrag zur moralischen Wer-
tung des kurzen Damenrockes
Dm Rock der Damen find' ich löblich,
Denn er bemüht sich ganz erheblich
Herabzusteigen bis zum Knie,
Erreicht er gleich dasselbe — nie!
Der Wille ist einmal vorhanden:
Daran wird die Kritik zuschanden,
Denn Wille gilt als Tatersatz
Und tritt mit Recht an deren Platz.
Beim Sitzen freilich und beim Radeln
W die Tendenz an sich zu tadeln:
Des Rockes Ende ist bestrebt,
Daß es sich stark nach — oben hebt!
Beschaut jedoch der kühle Späher
Die Situation sich näher,
So merkt sein Forscherauge bald:
Hier wirkt die höhere Gewalt!
Moralisch ist da zu bewirken:
Wo höhere Gewalten wirken,
wird kein Verschulden anerkannt,
Kommt irgendein Effekt zustand!
Daraus ergibt sich unerbittlich:
Der kurze Damenrock ist sittlich,
Wo immer er sein Ende nimmt,
Auch wenn's zum Aergernisse kimmt!
Beda Hase,
F e r i e n - G
Seit Wochen entbehrt der deutsche
Bürger des täglichen Pulverfasses, das
der Regierung und dem Reichstage schon
nahe an den Hals gegangen war, bis es
den Volksvertretern gelang, mit blauem
Auge in die Ferien zu enthüpfen und ihr
Diätenschläfchen für einige Monate auf
die grüne Bärenhaut der sommerlichen
Natur zu retten, wo sie sich den harm-
losen Genüssen von Seeschlangen und
andern sauren Gurken in die taufrischen
Arme zu werfen pflegen.
Warum ergreift der ewig blinde
Deutsche nicht diese flüchtige Gelegenheit
bei den Hörnern, um seinen Einheits-
traum, wenn auch nur vorübergehend, zu
verwirklichen und den äußersten rechten
mit dem äußersten linken Parteizipfel
wenigstens im Nichtstun zu einer
Arbeitsgemeinschaft zusamenzuschließen?
Warum soll es nur den V.V. gegönnt
sein, in Sommerkellerfesten als V.V.V.,
als vereinigte vaterländische Ver-
bände schrankenloser Eintracht zu frönen?
Könnten nicht geradesogut sämtliche
Reichstagsparteien ein F.F.F.-Fest be-
gehen, d. h. ein Fest feucht-fröhlicher
Fidelität, wobei das Trennende zurück-
gestellt und das Einigende vorangesetzt
wird in dem gemeinsamen Wahlspruch:
„1 — 2 — 3 — Gsuffa!"?
Natürlich kann das Bild der Eintracht
nur dann die nötige Imposanz gewinnen,
wenn jede Partei ihre Spezialabzeichen
anlegt, weil man sonst unmöglich wahr-
nehmen könnte, welch mächtige Vielzahl
von Richtungen sich unter der besagten
e d a n k e n
Parole Herz und Hand schüttelt. Und
damit keine Eifersucht aufblüht, muß jede
Partei gleichzeitig im leitenden Zentral-
körper vertreten sein. Wie bei einem
V.V.V.-Fest zum Beispiel der örtliche
Kriegerverein das Trommel - Komitee,
stellt der vaterländische Rauchklub den
Pfeifen - Ausschuß, der Treubund der
Papierhändler die Girlanden-Kommission,
die deutschen Kegelbrüder das Kranz-
Konsortium usw., so mühten auch bei
einem F.F.F.-Fest die Funktionen takt-
und verständnisvoll verteilt sein. Das
Zentrum könnte vielleicht den Wirth
stellen, die Deutsche Volkspartei Beheizung
und Beleuchtung, die Demokraten die Fest-
Presse, die Wirtschaftliche Vereinigung
den Senf; die Sozialisten würden
sicher gerne die Kasse übernehmen, die
Deutschnationalen für das Dekorative und
die Völkischen für das Erheiternde sorgen.
Die Kommunisten, an sich gerne abseits
stehend, könnten die Bedürfnisfrauen
organisieren.
Die Lokalfrage im allge-
meinen bliebe aber selbstredend Sache
der Bayerischen Volkspartei, nachdem aus
zwei in die Augen springenden Gründen
kein anderer Ort in Betracht kommen
kann als Garmisch-Partenkirchen. Erstens
sind die norddeutschen Brüder dort zurzeit
ohnehin schon vollzählig versammelt, und
zweitens würden es die Bayern wohl mit
ungeheuerem Jubel begrüßen, bei diesem
Anlasse den Platz auch einmal kennen
lernen zu dürfen!
I. A. Sowas
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