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Mliffcr und Sohn

Enge n Spiro

I) £ R / E I T IJ N G H R O A A

Don Di I ch n r d 2cr rf e

0er Daker 0ic Dliuffer 0er Sohn

0ie Tochter 0er angehende Schwiegersohn Onkel Georg ans Frankfurt a. Main

3m Parterre eines Dvrstadthäuschens beim Sonntagnachnnttagkaffee.

Stuhl und befestigte die llhr rin der Wund.
Nachdem er sie aufgezogen, drehte er die Zeiger
herum, um sie richtig zu stellen. Auf einmal
öffnete sich oben am Gehäuse ein Türchen, ein
kleiner Vogel kam heraus und schrie ihn an:
„Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!"

„Ei, du verfluchtes Luder!" rief der Alte er-
schrocken und rot vor Zorn, hob den Hammer
und hieb damit auf die tthr ein. Dabei stürzte
er vom Stuhl und schlug mit dem Kopfe auf
die Ofenkante. — Das Blut sickerte über die
weißen Dielen, und als es von oben noch ein-
mal kreischend „Kuckuck" rief, zuckte der Alke
schmerzlich zusammen. Dann stand die blhr still
und auch er lag ruhig da.

SPRÜCHE

Ein „Bonmot" ist das einzig Absolut-Sitt-
liche in der Welt; seine Gattung verbietet ihm,
schlecht zu sein. .

Du sollst den Freund nicht vor dem Abend,
die Freundin nicht vor dem Morgen loben.

Will Groth

Der Dater: Eü geht doch nichts über einen geniüt-
lichen Fainilienkaffee.

Die Mutter: Und besonders, wenn alle sich so gut
verstehen wie wir.

Der Onkel: 3a/ ja, c nierkwirdig harmonisches
Bcisammesein, wir wir es als gepflegt habe,
— gelle?

0ie Mutter: 0as findet nian auch nicht häufig.
Es gibt genug Familien, die sich durch Reizbar-
keit und Schikanen aller Art, durch fortwähren-
den Zank und Streit dag Lebe» verbittern.

0er Schwiegersohn: 0a bin ich doppelt glücklich,
daß es mir vergönnt ist, in eine so gefühlvolle,
liebenswerte und achtunggebietende Familie
hiireiuheiraten zu dürfen. (Er niacht drei leichte
Verbeugungen während dieser Ansprache.)

Die Tochter (drückt ihm unterm Tisch zärtlich die
Hand): Guter Liebling!

Der Sohn: Dater, wollen wir denn noch nicht
mit unser,» Skat anfangen?

0er Dater: Erst wollen wir nnsern Kaffee auS-
trinken.

Der Onkel: 3a- so lang wir uns kenne, iS wohl
noch nie das kleinste bees Wörtche zwische UNS
gefalle, 's is e Tatsach!

Der Dater: Noch nie!

Der Onkel: Und wird auch nie falle!

Die Mutter: Eher würde die Welt untergehen!

Die Tochter: Gesegnet seien unsere Fannlienbande!

Der Sohn: (gähnt laut.)

Die Mutter: Da ist zum Beispiel der Roman in,
General-Anzeiger „Der blutige Fingerabdruck
am Küchenschrank", wo sich die Familie ooui
Fabrikdirektor absolut nicht miteinander ver-
tragen kann.

Der Schwiegersohn: 3°/ es sind höchst unsym-

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Register
Eugen Spiro: Mutter und Sohn
Will Groth: Sprüche
Richard Bercke: Der Zeitungsroman
 
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