Zeichnungen v. Hanns Wolfs
Der Onkel: Mir is nix gelege an euer Gastfreund-
schaft, — ihr könnt mich gern cnausschineißc,
wann ihr wollt.
Der Vater: Wenn du so blöde Behauptungen hier
aufstellst, daß die Konsinc 'ne alte Jungfer
wird und der Baron sich das Leben nimmt, so
darfst du dich auch nicht wundern, wenn man
mit dir grob wird.
Der Onkel: Bloß wisse mccht ich, wie man so c
dummS Gewäsch mache kann.
Oie Mutter: Vater, du wirst nun wohl endlich
wissen, was du zu tun hast. Anstatt sich über-
zeugen zu lasten, beschimpft uns Georg hier in
unpassendster Weise.
Oer Schwiegersohn: Ein Mann, der nicht mal
lateinisch von griechisch unterscheiden kann!
Oer Vater: Lassen Sic Ihre frechen Bemer-
kungen, Schwiegersohn, und du, Georg, hüte
setzt deine Zunge, sonst. . .
Der Onkel: Du mußt dich von dei Fra wohl erst
nffhctze laste, um Mut zu faste, gelle?
Oer Schwiegersohn: Wenn Sie nicht auf der
Stelle rcoozieren, Herr Schwiegervater, so
schüttle ich den Staub von meinen Füßen und
verlasse dieses Haus für innner.
Oie Tochter (drückt ihm unterm Tisch zärtlich die
Hand): ...
Die Mutter: Wenn hier Staub ist, so haben Sie
selbst ihn mitgebracht. Sie frecher Mensch!
Oie Tochter (bricht in lautes Schluchzen aus):
Gu .. ., gu . . ., gn . . .
Der Schwiegersohn: Die geistige Höhe, auf der
Sie wandeln, Frau Schwiegermutter, läßt wohl
das Verständnis für das rein Bildliche meiner
Aeußcrung nicht zu.
Oer Vater: Hinaus mit Ihnen, Sie freches Sub-
jekt, und du, Georg, ebenfalls!
Der Sohn: Laß' uns doch lieber Skat. . .
Oer Onkel: E noble Verwandtschaft, das muß
mau sage! Pfui Deibel noch cmol! (Spuckt in
die Stube.)
Die Mutter: Schmeiß' die Leute 'raus, Vater!
Der Vater: Halt' deinen Schnabel, Frau, — ich
weiß allein, was ich zu tun Hab'! --
Oer Schwiegersohn (steht auf): Ich danke der
gütigen Vorsehung, daß ich noch rechtzeitig mir
solchen Proleten brechen kann (reißt sich von der
Braut los).
Die Mutter (wirft ihm einen Blumentopf an den
Kopf): Machen Sic, daß Sie fortkommcn,
Sic . .., Sic . ..
Der Schwiegersohn (auf dem Wege zur Tür):
Ordinäres Gest» . . .
Die Tochter (hängt sich schluchzend an seinen Rock):
G. . ., g .. ., g ...
Oer Onkel: Solcher Verwandte kann mer sich nur
in tiefster Seele schäme.
Oer Vater: Raus mit dir, du Haderlump! (Stößt
ihn vor sich her.)
Oer Schwiegersohn: Dieser Flegel aus Frankfurt
ist an allem schuld!
Der Onkel: Ei, du oerrickter Grasast', du! (Haut
ihn.)
Die Mutter: Gemeiner Mensch!
Der Vater (drängt den Onkel und den ocrstossencn
Schwiegersohn auf den Flur und in den Garten
hinaus): Schert euch zum Teufel, ihr zwei!
Oer Schwiegersohn: Sic ungebil..., bil..., bil.. .
Oer Onkel: All mei Geld hinnerloß ich den arme
Waisekinner!
Oie Tochter (vom Vater festgehalten, brüllt schluch-
zend in den Garten hinaus, in dem die Schritte
der beiden Ausgestoßcnen rasch verhallen): Guter
Liebling, — — — guter Liebling, — — —
guter Lic . .., Lie .. ., Lie ..., Liebling!!!!!
I» K It S € II Ö SST K TA«
MEISES I E BESS
von Franz Sagebiel
Es kam dem Lehrer in den Sinn, ein Auf-
satzthema zu stellen: Der schönste Tag meines
Lebens. — Er Mar sicher ein Lehrer, der seinen
kleinen Schutzbefohlenen großes Verständnis
entgegenbrachte. Aber das bedachte ich da-
mals, als kleiner Knabe, noch nicht.
Ich wußte leider gar nicht recht einen
schönen Tag meines Lebens zu nennen, ge-
schweige denn den schönsten. Zuerst erschrak
ich fast, so arm schien mein Leben an freudigen
Tagen zu sein. — Zwar kamen dann einige
Augenblicke in meine Erinnerung, die vielleicht
wirklich schön gewesen waren. Mit ihnen je-
doch herauszuprahlen war unmöglich, schien
mir niedrig, ja geradezu pietätlos zu sein.
„Nun," fragte der Lehrer, „weißt du nichts?"
Und er begann die verschiedensten kindlichen
Freuden auszuzählen. Weit kam er jedoch
nicht. — Es ist ja auch schwer für einen
Lehrer, sich kindliche Freuden vorzustellen. —
„Nein," meinte er, „Faulpelz, dev?- r "■
nach!"
Plötzlich kam mir ein Einfall. )
zu Hause ein Buch . . . Da schrieb i
ein halbes Kapitel ab! „Der schö
meines Lebens war der Tag mein
heiligen Kommunion." —
Der Lehrer freute sich. —
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Der Onkel: Mir is nix gelege an euer Gastfreund-
schaft, — ihr könnt mich gern cnausschineißc,
wann ihr wollt.
Der Vater: Wenn du so blöde Behauptungen hier
aufstellst, daß die Konsinc 'ne alte Jungfer
wird und der Baron sich das Leben nimmt, so
darfst du dich auch nicht wundern, wenn man
mit dir grob wird.
Der Onkel: Bloß wisse mccht ich, wie man so c
dummS Gewäsch mache kann.
Oie Mutter: Vater, du wirst nun wohl endlich
wissen, was du zu tun hast. Anstatt sich über-
zeugen zu lasten, beschimpft uns Georg hier in
unpassendster Weise.
Oer Schwiegersohn: Ein Mann, der nicht mal
lateinisch von griechisch unterscheiden kann!
Oer Vater: Lassen Sic Ihre frechen Bemer-
kungen, Schwiegersohn, und du, Georg, hüte
setzt deine Zunge, sonst. . .
Der Onkel: Du mußt dich von dei Fra wohl erst
nffhctze laste, um Mut zu faste, gelle?
Oer Schwiegersohn: Wenn Sie nicht auf der
Stelle rcoozieren, Herr Schwiegervater, so
schüttle ich den Staub von meinen Füßen und
verlasse dieses Haus für innner.
Oie Tochter (drückt ihm unterm Tisch zärtlich die
Hand): ...
Die Mutter: Wenn hier Staub ist, so haben Sie
selbst ihn mitgebracht. Sie frecher Mensch!
Oie Tochter (bricht in lautes Schluchzen aus):
Gu .. ., gu . . ., gn . . .
Der Schwiegersohn: Die geistige Höhe, auf der
Sie wandeln, Frau Schwiegermutter, läßt wohl
das Verständnis für das rein Bildliche meiner
Aeußcrung nicht zu.
Oer Vater: Hinaus mit Ihnen, Sie freches Sub-
jekt, und du, Georg, ebenfalls!
Der Sohn: Laß' uns doch lieber Skat. . .
Oer Onkel: E noble Verwandtschaft, das muß
mau sage! Pfui Deibel noch cmol! (Spuckt in
die Stube.)
Die Mutter: Schmeiß' die Leute 'raus, Vater!
Der Vater: Halt' deinen Schnabel, Frau, — ich
weiß allein, was ich zu tun Hab'! --
Oer Schwiegersohn (steht auf): Ich danke der
gütigen Vorsehung, daß ich noch rechtzeitig mir
solchen Proleten brechen kann (reißt sich von der
Braut los).
Die Mutter (wirft ihm einen Blumentopf an den
Kopf): Machen Sic, daß Sie fortkommcn,
Sic . .., Sic . ..
Der Schwiegersohn (auf dem Wege zur Tür):
Ordinäres Gest» . . .
Die Tochter (hängt sich schluchzend an seinen Rock):
G. . ., g .. ., g ...
Oer Onkel: Solcher Verwandte kann mer sich nur
in tiefster Seele schäme.
Oer Vater: Raus mit dir, du Haderlump! (Stößt
ihn vor sich her.)
Oer Schwiegersohn: Dieser Flegel aus Frankfurt
ist an allem schuld!
Der Onkel: Ei, du oerrickter Grasast', du! (Haut
ihn.)
Die Mutter: Gemeiner Mensch!
Der Vater (drängt den Onkel und den ocrstossencn
Schwiegersohn auf den Flur und in den Garten
hinaus): Schert euch zum Teufel, ihr zwei!
Oer Schwiegersohn: Sic ungebil..., bil..., bil.. .
Oer Onkel: All mei Geld hinnerloß ich den arme
Waisekinner!
Oie Tochter (vom Vater festgehalten, brüllt schluch-
zend in den Garten hinaus, in dem die Schritte
der beiden Ausgestoßcnen rasch verhallen): Guter
Liebling, — — — guter Liebling, — — —
guter Lic . .., Lie .. ., Lie ..., Liebling!!!!!
I» K It S € II Ö SST K TA«
MEISES I E BESS
von Franz Sagebiel
Es kam dem Lehrer in den Sinn, ein Auf-
satzthema zu stellen: Der schönste Tag meines
Lebens. — Er Mar sicher ein Lehrer, der seinen
kleinen Schutzbefohlenen großes Verständnis
entgegenbrachte. Aber das bedachte ich da-
mals, als kleiner Knabe, noch nicht.
Ich wußte leider gar nicht recht einen
schönen Tag meines Lebens zu nennen, ge-
schweige denn den schönsten. Zuerst erschrak
ich fast, so arm schien mein Leben an freudigen
Tagen zu sein. — Zwar kamen dann einige
Augenblicke in meine Erinnerung, die vielleicht
wirklich schön gewesen waren. Mit ihnen je-
doch herauszuprahlen war unmöglich, schien
mir niedrig, ja geradezu pietätlos zu sein.
„Nun," fragte der Lehrer, „weißt du nichts?"
Und er begann die verschiedensten kindlichen
Freuden auszuzählen. Weit kam er jedoch
nicht. — Es ist ja auch schwer für einen
Lehrer, sich kindliche Freuden vorzustellen. —
„Nein," meinte er, „Faulpelz, dev?- r "■
nach!"
Plötzlich kam mir ein Einfall. )
zu Hause ein Buch . . . Da schrieb i
ein halbes Kapitel ab! „Der schö
meines Lebens war der Tag mein
heiligen Kommunion." —
Der Lehrer freute sich. —
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