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UNIVERSITÄTS-

BÜCHEREI

23oh Kasimir.

Die Lampen brennen; blasse Köpfe neigen
Sich über Bücher; alte Diener gehen
Und bringen die Scharteken; alles schweigt...
Tastende Augen suchen zu verstehen.

Was mühsam schürfend sichtender 23erstand
In die bedruckten Blätter da gebannt.

Biel junge Nccnschcn, doch die meisten so
Als könnten sie das Leben gar nicht spüren
Als wären sic nur da, um zu studieren,

Und nicht uni frei zu sein und hell und froh.

Als ob nicht lachen, wandern, küssen, schlafen
Tausendmal wichtiger wäre als die Paragraphen.
... Ein Mädchen kommt; sic geht mit leichtem
Schritt,

Klopft einem auf die Schulter; „Du, komm' mit!"
Er schaut — steht auf — ein Lächeln in den Zügen
Und läßt die vielen Bücher ruhig liegen
Und geht mit ihr . .. Die blassen Stirnen heben

Sich auf; und all die müden Augen zeigen
Staunen, Entrüstung, Neid; die Lampen brennen
Blaßgrünlich schimmernd ... Frühling? ... Häup-
ter neigen

Sich über Bücher, suchen zu verstehen.

Während die alten Diener lautlos gehen.

HER E Ü R S T

Ein astatischer Machthaber bereiste Europa.
Unter den gänzlich veränderten Verhältnissen
stel es seiner Umgebung oft schwer, die despoti-
schen Wünsche dieses Monarchen zu erfüllen.

In Wien wohnte er mit sichtlichem Wohl-
gefallen der Hinrichtung eines Raubmörders
bei. Nachdem er sich eingehend von dem Tode
des Delinquenten überzeugt hatte, wieö er, von
der exakten Arbeit des Henkers entzückt, ge-
bieterisch auf den neben ihm stehenden Staats-
anwalt und befahl: „Jetzt diesen da!"

WAHRES

«ESCHICHTCHEN

Im industriellen Mitteldeutschland liegt das
Wohlfahrtsheim einer großen Fabrik, das seine
Tore ohne Ansehen der Person allen Hilfe-
suchenden öffnet. BesondersdieFrauenabteilung
stndet regen Zuspruch, und mancher Erden-
bürger erblickt dort zum erstenmal das Licht
dieser Welt, dessen Mutter wenig nach Nam'
und Art seines Erzeugers gefragt hat. Aber
eine hohe Behörde ist peinlich genau und will
viel wissen und die Oberschwester deö Hauses
hat oft ihre liebe Not, des Vaters Herkunft
zu ermitteln. Wie naiv aber weite Kreise des
Volkes in diesen Fragen noch empstnden, zeigt
jene dort unlängst Mutter gewordene Maid,
als sie auf die Frage, ob sie den Liebsten nicht
wenigstens nach dem Namen gefragt habe, die
unschuldsvolle Antwort gibt: „Nein, s o intim
lvaren wir noch nicht."

Zeichnung v. Fr. Heubner

SCHWERE« ABSCHI EI>

„s' heiraten haste mir voch versprochen, — wccßte noch, — am Oktobafest, — gleich danach, wie de hältst das Portmonneh mit

die 300 Mark geklaut-."

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Register
Friedrich (Fritz) Heubner: Schwerer Abschied
Kasimir: Universitäts-Bücherei
[nicht signierter Beitrag]: Der Fürst
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
 
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