Die Zeitlupe
Berühmte Fachmänner.
Was soll Ihr Sohn werden? Denker,
Dichter oder Rekordschwimmer? Das letzte
wäre das Rentabelste. Aber warum lassen
Sie ihn nicht einen ganz neuen, einen ganz
zeitgemäßen Berus ergreifen? Lesen Sie ein-
mal die Inserate der Zeitungen und Zeit-
schriften! Alle Zigarettenstrmen geben be-
kannt, daß sie einen berühmten Tabakfach-
mann zum Mischer ihrer aromatischen und
würzigen Sorten engagiert haben. Tabak
wird es schließlich immer geben, den läßt der
liebe Gott mit Hilfe der Orientalen wachsen.
Aber der Vorrat an berühmten Tabakfach-
leuten wird einmal ansgehen. Was dann?
Dann kann man keine neue Zigarettcnstrma
mehr gründen und wir brauchen so dringend
noch einige tausend. Mein Sohn wenigstens
soll berühmter Tabakfachmann lernen.
Goldene Worte.
Große Männer tun so ihre Aussprüche, auf
daß man sie in den Sammlungen gestügelter
Worte aufbewahre und Herz und Sinn auch
kommender Generationen damit erfrische.
Manchen Wortes Vater geht verloren und
kein Heldenlied singt den Namen des Mannes,
der zuerst das Wort aussprach: „auf ihn
Julius, hau den Blauen". Es ist deshalb der
amerikanischen Presse zu danken, daß sie ein
goldenes Wort des Tunney, des größten
Amerikaners, aufbewahrt hat. Und was sagte
der Heros? „Ein Boxmeister ist schon ver-
heiratet und zwar mit seinem Beruf." Wie
schlicht, wie männlich und wie tief sind diese
Worte! Sie werden sicher im Volke fortleben.
Peter Pins
A U 8
meinem Notizbuch
Don Karlchen
Die Kunst, Trinkgelder herauszukitzeln, der
erste Gehilfe meines Friseurs versteht sie: jedes-
mal, wenn er einer Dame den Nacken aus-
rasiert hat, spricht er mit einer Schlußver-
beugung: „Besten Dank, mein Herr!"
Lyrischer Dichter? — O Not ohne Maß!
Wer kaust denn heute Lyrik? Keen Aas!
Willst Austern du essen statt schimmliger
Klopse,
Werde ein Neger, mein Sohn, und hopse!
*
X e u e
Musso » rieht - linien
Wer anders als faschistisch spricht,
kommt vorg Gericht!
Wer anders als faschistisch denkt,
wird aufgehcnkt!
Wer and'reS als Faschismus wünscht,
der wird gelynscht!
Wer am Faschismus Zweifel schöpft,
der wird geköpft!
Wer einer andern Richtung folcht,
der wird erdolcht!
Wer dem Faschismus nicht pariert,
wird massakriert!
Sogar wer nicht faschistisch träumt,
wird weggeräumt!
Wer einmal bei der Loge war,
mit dem ist ö gar!
Wer je als Sozi sich bekannt,
der wird verbrannt!
Der Vater selbst, der ihn gemacht,
wird umgebracht!
Die Mutter, deren Schoß ihn barg,
muß in den Sarg!
Die ganze Sippe bis zum Ahn
wird abgetan!
Und alle Kinder, die er hat,
erwürgt man glatt!
Auch wer in seiner Nähe wohnt,
wird nicht geschont!
Die Stadt, in die sein Haus gehört,
wird ganz zerstört!
Das Land, das an der Grenze liegt,
wird gleich bekriegt!
Der Erdteil, der das Land enthält,
muß aus der Welt!
Die Welt, die nicht faschistisch wär',
gibt's gar nicht mehr!
Denn Mussolini ist die Welt! Basta!
A. D. N.
Zur N a c h a li m u n g
Der Deutsche Reichsausschuß für Leibes-
übungen empsiehlt in einer östentlichen Kund-
gebung größte Zurückhaltung bezüglich der
Ehrungen von Sportsiegern durch Stadtver-
waltungen und Behörden. Der deutsche Sport
lehne lautes Gepränge und prunkvolle Feiern
ab. Er sei schlichter Dienst am Daterlande.
Der Stadtrat von Ouartlmoching hat als
erster in vorbildlicher Weise diesen Anlaß
benutzt, um die längst als notwendig erkannten
neuen „R ichtlinien für Rekord-
leistungen" herauszugeben. Die wich-
tigsten Punkte sind:
1. Beabsichtigt ein dieöortiger SportSmann
zu einem auswärtigen Wettkampf zu reisen,
so ist künftig statt eines Abschiedsbanketts
nur mehr ein A b s ch i e ö S f r ü h s t ü ck zu
geben. Daran nehmen teil:
a) wenn Wettkampf innerhalb der Provinz,
höchstens l Bürgermeister, 3 Stadträte;
b) wenn innerhalb des Landes, höchstens
1 Bürgermeister, 6 Stadträte;
c) wenn innerhalb des Reiches, höchstens
1 Bürgermeister, 12 Stadträte;
cl) wenn außerhalb des Reiches, höchstens
2 Bürgermeister, 2/j Stadträte.
(Bei a—c Smoking genügend, nur bei ä
Frack und Orden.)
2. Erringt der Sportsmann einen ersten
Preis, so ist ihm die Ernennung zum
Ehrenbürger in den Fällen 1 a—c mittels
gewöhnlichen Telegramms, nur bei lä mittels
Eildepcsche anzukündigen. Bei Gewinnung
von zweiten und dritten Preisen usw. erfolgt
die Ankündigung sinngemäß mittels gewöhn-
lichen bzw. Eilbriefes und mittels gewöhnlicher
bzw. Eilpostkarten usw.
Z. Einzelbestimmungen über die Einzugsfeier:
Zwecks Hereinbringens der vom Sieger
mitgebrachten Riesenlorbeerkränze darf künftig
die Stadtmauer nicht mehr von Gemeinde-
wegen verrückt werden. Letzteres ist Sache
des Publikums.
Durch den Schmuck mit seidenen Fahnen-
tüchern soll bei künftigen Begrüßungs-An-
sprachen nicht mehr der ganze Marktplatz
überspannt werden, sondern lediglich der
Sieger.
Zur Beschränkung der Zahl der Zuschauer-
tribünen sind die städtischen Alleebäume als
Hochsitze einzurichken. Auswüchse aller
Art sind zu entfernen.
Z. A. S 0 w n s
Oer kommende Fußballsport in der
Halb-Krcis-Liga
Ain Sonntag, den 5. Dezember wickeln sich
folgende sportliche Haupkereignisie ab:
Ortskrankenkasse München : Goldene ig.
Stadtpfarrci Giesing : St. Korbinian,
Sendling.
Hl. Gcistspital München : Grabgesangvcreni
Frohsinn (Trndcring).
Ganz Süd- »nd Westdeutschland ist auf
die Ergebnisse dieser wichtigen und interessan-
ten Wettspiele gespannt.
B. H.
München als Tanzstadt
Infolge der ernsten Lage darf nur hinter dem Rücken des Schutzmanns
getanzt werden.
948
Berühmte Fachmänner.
Was soll Ihr Sohn werden? Denker,
Dichter oder Rekordschwimmer? Das letzte
wäre das Rentabelste. Aber warum lassen
Sie ihn nicht einen ganz neuen, einen ganz
zeitgemäßen Berus ergreifen? Lesen Sie ein-
mal die Inserate der Zeitungen und Zeit-
schriften! Alle Zigarettenstrmen geben be-
kannt, daß sie einen berühmten Tabakfach-
mann zum Mischer ihrer aromatischen und
würzigen Sorten engagiert haben. Tabak
wird es schließlich immer geben, den läßt der
liebe Gott mit Hilfe der Orientalen wachsen.
Aber der Vorrat an berühmten Tabakfach-
leuten wird einmal ansgehen. Was dann?
Dann kann man keine neue Zigarettcnstrma
mehr gründen und wir brauchen so dringend
noch einige tausend. Mein Sohn wenigstens
soll berühmter Tabakfachmann lernen.
Goldene Worte.
Große Männer tun so ihre Aussprüche, auf
daß man sie in den Sammlungen gestügelter
Worte aufbewahre und Herz und Sinn auch
kommender Generationen damit erfrische.
Manchen Wortes Vater geht verloren und
kein Heldenlied singt den Namen des Mannes,
der zuerst das Wort aussprach: „auf ihn
Julius, hau den Blauen". Es ist deshalb der
amerikanischen Presse zu danken, daß sie ein
goldenes Wort des Tunney, des größten
Amerikaners, aufbewahrt hat. Und was sagte
der Heros? „Ein Boxmeister ist schon ver-
heiratet und zwar mit seinem Beruf." Wie
schlicht, wie männlich und wie tief sind diese
Worte! Sie werden sicher im Volke fortleben.
Peter Pins
A U 8
meinem Notizbuch
Don Karlchen
Die Kunst, Trinkgelder herauszukitzeln, der
erste Gehilfe meines Friseurs versteht sie: jedes-
mal, wenn er einer Dame den Nacken aus-
rasiert hat, spricht er mit einer Schlußver-
beugung: „Besten Dank, mein Herr!"
Lyrischer Dichter? — O Not ohne Maß!
Wer kaust denn heute Lyrik? Keen Aas!
Willst Austern du essen statt schimmliger
Klopse,
Werde ein Neger, mein Sohn, und hopse!
*
X e u e
Musso » rieht - linien
Wer anders als faschistisch spricht,
kommt vorg Gericht!
Wer anders als faschistisch denkt,
wird aufgehcnkt!
Wer and'reS als Faschismus wünscht,
der wird gelynscht!
Wer am Faschismus Zweifel schöpft,
der wird geköpft!
Wer einer andern Richtung folcht,
der wird erdolcht!
Wer dem Faschismus nicht pariert,
wird massakriert!
Sogar wer nicht faschistisch träumt,
wird weggeräumt!
Wer einmal bei der Loge war,
mit dem ist ö gar!
Wer je als Sozi sich bekannt,
der wird verbrannt!
Der Vater selbst, der ihn gemacht,
wird umgebracht!
Die Mutter, deren Schoß ihn barg,
muß in den Sarg!
Die ganze Sippe bis zum Ahn
wird abgetan!
Und alle Kinder, die er hat,
erwürgt man glatt!
Auch wer in seiner Nähe wohnt,
wird nicht geschont!
Die Stadt, in die sein Haus gehört,
wird ganz zerstört!
Das Land, das an der Grenze liegt,
wird gleich bekriegt!
Der Erdteil, der das Land enthält,
muß aus der Welt!
Die Welt, die nicht faschistisch wär',
gibt's gar nicht mehr!
Denn Mussolini ist die Welt! Basta!
A. D. N.
Zur N a c h a li m u n g
Der Deutsche Reichsausschuß für Leibes-
übungen empsiehlt in einer östentlichen Kund-
gebung größte Zurückhaltung bezüglich der
Ehrungen von Sportsiegern durch Stadtver-
waltungen und Behörden. Der deutsche Sport
lehne lautes Gepränge und prunkvolle Feiern
ab. Er sei schlichter Dienst am Daterlande.
Der Stadtrat von Ouartlmoching hat als
erster in vorbildlicher Weise diesen Anlaß
benutzt, um die längst als notwendig erkannten
neuen „R ichtlinien für Rekord-
leistungen" herauszugeben. Die wich-
tigsten Punkte sind:
1. Beabsichtigt ein dieöortiger SportSmann
zu einem auswärtigen Wettkampf zu reisen,
so ist künftig statt eines Abschiedsbanketts
nur mehr ein A b s ch i e ö S f r ü h s t ü ck zu
geben. Daran nehmen teil:
a) wenn Wettkampf innerhalb der Provinz,
höchstens l Bürgermeister, 3 Stadträte;
b) wenn innerhalb des Landes, höchstens
1 Bürgermeister, 6 Stadträte;
c) wenn innerhalb des Reiches, höchstens
1 Bürgermeister, 12 Stadträte;
cl) wenn außerhalb des Reiches, höchstens
2 Bürgermeister, 2/j Stadträte.
(Bei a—c Smoking genügend, nur bei ä
Frack und Orden.)
2. Erringt der Sportsmann einen ersten
Preis, so ist ihm die Ernennung zum
Ehrenbürger in den Fällen 1 a—c mittels
gewöhnlichen Telegramms, nur bei lä mittels
Eildepcsche anzukündigen. Bei Gewinnung
von zweiten und dritten Preisen usw. erfolgt
die Ankündigung sinngemäß mittels gewöhn-
lichen bzw. Eilbriefes und mittels gewöhnlicher
bzw. Eilpostkarten usw.
Z. Einzelbestimmungen über die Einzugsfeier:
Zwecks Hereinbringens der vom Sieger
mitgebrachten Riesenlorbeerkränze darf künftig
die Stadtmauer nicht mehr von Gemeinde-
wegen verrückt werden. Letzteres ist Sache
des Publikums.
Durch den Schmuck mit seidenen Fahnen-
tüchern soll bei künftigen Begrüßungs-An-
sprachen nicht mehr der ganze Marktplatz
überspannt werden, sondern lediglich der
Sieger.
Zur Beschränkung der Zahl der Zuschauer-
tribünen sind die städtischen Alleebäume als
Hochsitze einzurichken. Auswüchse aller
Art sind zu entfernen.
Z. A. S 0 w n s
Oer kommende Fußballsport in der
Halb-Krcis-Liga
Ain Sonntag, den 5. Dezember wickeln sich
folgende sportliche Haupkereignisie ab:
Ortskrankenkasse München : Goldene ig.
Stadtpfarrci Giesing : St. Korbinian,
Sendling.
Hl. Gcistspital München : Grabgesangvcreni
Frohsinn (Trndcring).
Ganz Süd- »nd Westdeutschland ist auf
die Ergebnisse dieser wichtigen und interessan-
ten Wettspiele gespannt.
B. H.
München als Tanzstadt
Infolge der ernsten Lage darf nur hinter dem Rücken des Schutzmanns
getanzt werden.
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