['tuö den staunenden Blicken der Talbewohner entschwunden.
Leider sür immer!
Als Benedikt in der Sportshütte, wo man ihn wie ein Wundertier
anstarrte, ausgekundschastet hatte, daß Eveline und Ferdinand nicht
nur nicht anwesend, sondern hier überhaupt völlig unbekannt waren,
vollführte er zunächst einen Luftsprung hoch über das Dach, dann
stürmte er in der Richtung gegen das Teufelskar davon.
Zahlreiche Fahndungsexpeditionen, welche die reiche trauernde
Witwe, spätere Frau Ferdinand, noch veranlaßte, blieben erfolglos.
Auch Frühjahr und Sommer
brachten keine Aufklärung. Da-
gegen brachte letzterer zufällig
einen weiteren internationalen Ge-
lehrtenkongreß, diesmal von Zoo-
logen. Zu den weitaus interes-
santesten Vorträgen gehörte der
eines Wiener Professors: In
den nördlichen Alpen, so führte
er aus, fei von Gemsenjägern
da und dort an unzugänglichen
Stellen ein fremdartiges Tier
bemerkt worden mit außerordent-
lich stark entwickelten Hinter-
beinen und langen, wie Bretter
am Boden ausliegenden Pfoten
daran. Die Beschreibung passe
bis auf die kleinsten Einzelheiten
auf das bisher nur in den Ebenen
Australiens bekannte Riesen-
känguruh.
Zeichnung von Chatham
FIRNSCHNEE, BERCiiTi INI) ENI)
E INE P E R I E N K E T T E
von Walter F o l tz i ck
„Also in die ewigen Berge, ich will mal ordentlich ausruhen", sagte
Direktor Hunibler, und dann sagte er noch Firnschnee und Bergwind
und um die Nase wehen und blieS in die Hände wie ein Nordpol-
fahrer, wenn die Sonne gerade für ein halbes j)ahr untergegangen
ist. Dieses Sagen und Blasen
geschah in seiner Wohnung in
Berlin-Wilmersdorf, woraus zu
ersehen ist, daß Direktor Humbler
über einige Phantasie verfügte,
denn die Dreckbaufen auf der
Straße draußen konnten ihn kaum
zu Firnschnee angeregt haben.
Den Ausdruck Bergwind hatte
er gerade aus einem eleganten
Magazin entnommen, das vor
ihm auf dem Rauchtisch lag.
Humbler sprach und blieS auch
nicht vor sich allein hin, sondern
in Gegenwart seiner jungen Frau.
Frau Lissy Humbler überhörte
auch die lyrisch-geographischen
Fachausdrücke ihres Mannes und
sagte nur: „Schön, dann müssen
wir uns aber auch sportgemäß
auSrüsten, mit nur drei Abenö-
964
Leider sür immer!
Als Benedikt in der Sportshütte, wo man ihn wie ein Wundertier
anstarrte, ausgekundschastet hatte, daß Eveline und Ferdinand nicht
nur nicht anwesend, sondern hier überhaupt völlig unbekannt waren,
vollführte er zunächst einen Luftsprung hoch über das Dach, dann
stürmte er in der Richtung gegen das Teufelskar davon.
Zahlreiche Fahndungsexpeditionen, welche die reiche trauernde
Witwe, spätere Frau Ferdinand, noch veranlaßte, blieben erfolglos.
Auch Frühjahr und Sommer
brachten keine Aufklärung. Da-
gegen brachte letzterer zufällig
einen weiteren internationalen Ge-
lehrtenkongreß, diesmal von Zoo-
logen. Zu den weitaus interes-
santesten Vorträgen gehörte der
eines Wiener Professors: In
den nördlichen Alpen, so führte
er aus, fei von Gemsenjägern
da und dort an unzugänglichen
Stellen ein fremdartiges Tier
bemerkt worden mit außerordent-
lich stark entwickelten Hinter-
beinen und langen, wie Bretter
am Boden ausliegenden Pfoten
daran. Die Beschreibung passe
bis auf die kleinsten Einzelheiten
auf das bisher nur in den Ebenen
Australiens bekannte Riesen-
känguruh.
Zeichnung von Chatham
FIRNSCHNEE, BERCiiTi INI) ENI)
E INE P E R I E N K E T T E
von Walter F o l tz i ck
„Also in die ewigen Berge, ich will mal ordentlich ausruhen", sagte
Direktor Hunibler, und dann sagte er noch Firnschnee und Bergwind
und um die Nase wehen und blieS in die Hände wie ein Nordpol-
fahrer, wenn die Sonne gerade für ein halbes j)ahr untergegangen
ist. Dieses Sagen und Blasen
geschah in seiner Wohnung in
Berlin-Wilmersdorf, woraus zu
ersehen ist, daß Direktor Humbler
über einige Phantasie verfügte,
denn die Dreckbaufen auf der
Straße draußen konnten ihn kaum
zu Firnschnee angeregt haben.
Den Ausdruck Bergwind hatte
er gerade aus einem eleganten
Magazin entnommen, das vor
ihm auf dem Rauchtisch lag.
Humbler sprach und blieS auch
nicht vor sich allein hin, sondern
in Gegenwart seiner jungen Frau.
Frau Lissy Humbler überhörte
auch die lyrisch-geographischen
Fachausdrücke ihres Mannes und
sagte nur: „Schön, dann müssen
wir uns aber auch sportgemäß
auSrüsten, mit nur drei Abenö-
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