Eduards Bekehrung
Llnb wieder war es Weihnachten geworden.
Das Eis zapfte von den Dachgesimscn,der Schnee
flockte leise vom endlosen Winterhiinmel nnd alle
brenschen dichteten und trachteten nach nichts an-
Verein als wie sic ihren Mit- und Nebenmenschen
möglichst große Freude bereiten könnten. Die
^üßwarensabrikanten hatten zu diesem Zweck neue
Schokolade- inid Marzipansigureu auf den Markt
gebracht, so daß man Heuer außer eßbaren Kaffee-
viühlen inid Stiefelzieherchen auch ledere Zahn-
burstchen und K'Iystiersprihchcn in den Schau-
fenstern ivahrnehmen konnte. Die Modehäuser
lrellteu zum erstenmal duftige Tanzkleider ganz
vhne Längenmaß ans und die Buchhändler ver-
hängten ihre Auslagenscheiben von oben bis unten
viit astrologischen Bauernkalendern.
Nur ein einziger ging in dieser gnadenreichen
Seit einher ohne die Absicht, seinen Mit- und
ätebenmcnschen eine Freude zu bereiten, sondern
eher mit dein Vorsatze, das Gegenteil zu bewirken.
Es war der ledige ehemalige Handtäschchenräubcr
Eduard Schnabber, der sich seit kurzem hatte mn-
ltellen müssen, weil die Damen immer seltener
Handtäschchen trugen nnd ihre Siebensachen viel
Heber oben im Seidenstrumpfe zu verstauen pflegten.
Strumpftaschendieb wollte er nicht werden, das
schien ihm doch etwas zu niedrig. Da nun gerade
der Weihnachkstrubel mit seinen vielen Einkäufen
ickarlackbersUristkrbrrmd
WeiabrtarrerciöcKcrrlrlcKberLfi'tz-
Vosy'-JB» Bl'n»•».««* fthein
herangekommen war, beschloß er, sich zunächst als
Handpäckchenräuber durchzuschlagen. Alles iveitere
würde sich dann schon geben. Bereits am ersten
Tage erzielte er in mehreren Gängen recht annchni-
bare Erfolge. Es war ihm jedoch gleich aufgesallen,
daß die Paketehen, mit ivelchen sich alle die hastenden
Leute Heuer so besonders mühselig uiid angestrengt
abschleppten, ohne AnSiiahme ein sehr beträchtliches
Gewicht anfwiesen. Wenn er eS auch für unwahr-
scheinlich hielt, so hatte in seinem Innern doch all-
mählich die stille Hoffnung Platz gegrissen, daß er
da eine Riesenbeute a» schwerem Goldschmuck lind
echten Juwelen zusammcntrage und einem sorgen-
losen Alter entgegensehen dürfe. Doch als er spät
abends in seinem bescheidenen Kellerflübchen die
oielen Pakete nacheinander öffnete, fand er nichts
als eiserne Stoßkngeln, Muskelstärker, Hanteln,
Stemmgewichte, Borhandschuhe und ähnliche Ge-
rätschaften, mit welchen sich Ehegatten, Braut-
leute, Liebespaare, Geschwister, Freunde und Be-
kannte gegenseitig hatten beschenken wollen. Schon
lag ihm angesichts der scheinbaren Minderwertig-
keit dieser Dinge ein gräßlicher Fluch auf der
Zunge, als er bemerkte, daß den meisten Paketen
gedruckte Gebrauchsanweisungen nnd oft ganze
Broschüren beigelegt ivaren. Kaum hakte er beim
Schimmer seiner kleinen Blendlaterne
die Drucksachen durchgelesen, da ver-
wandelte sich auch schon sein an-
fänglicher Aerger in wärinereS und
minier wärmeres
Interesse. Er be-
gann fleißig zu
üben und in kur-
zer Zeit entwickelte
sich auS deni kränk-
lich ausschenden
Eduard ein gesun-
der, blühender,
kraft- und schön-
heitstrotzender Ath-
let, der bald zahl-
reiche Rekorde ge-
wann nnd bei
seinem öffentlichen
Auftreten durch-
ivegS den begcister-
ken Jubel der Zu-
schauermaffen ent-
fesselte.
Er, der sich einst
fest vorgenommen
hatte, keinem seiner
Mit- und Neben-
menschcn eine kleine
Freude zu bereiten,
beglückte nun aus
diese Weise viele
Tausende, Zehn-
tausende und Hun-
öerttausende! klnö
so ward cS wieder
einmal deutlich er-
wiesen, daß sie!)
kein Mensch auf
die Dauer dem
zivingeuöen Zau-
ber des Festes der
Nächstenliebe zu
entziehen vermag!
I. A. Sowas.
ZICKZACK
Er wohnte einem Abstinenzler-Bankett bei und
litt geduldig. Als der Nachtisch serviert wurde,
redete ihm sein Nachbar zu, doch ein paar Wein-
trauben zu nehmen.
„Nein, danke," murmelte er, „ich nehme meinen
Wein nicht in Pillen."
Hausfrau: „Und daun, Minna, dag kleines
Stück Fleisch können Sie auch noch bringen."
Die neue Perle: „Das hat ja die Katze gefressen."
Hausfrau: „Die Katze? Wieso? Welche Katze?"
Die Perle erstaunt: „Ach! Gibt eü denn hier
keine Katze?"
„Die Aerzte haben ihr einen Aufenthalt an
der See verordnet. Jetzt haben sic gerade eine
Beratung."
„Die
„Nein, die Schneiderinnen."
Aerzte?"
TIROL
DasneuesteEdikt: „Von heute ab haben
die Kühe schwarze Hemden zu tragen!"
Juni höchsten Genuß
wird dev tVintevsvovt
wenn die Augen gegen die Wirkung
strahlender Schnee- und Eisflächen
geschützt sind curch die punktuell abbildenden
(N.G.) Uftr&sm-
weil diese den schädlichen Anteil des Lichtes, das unsicht-
bare ULTRAVIOLE TT, weg nehmen und doch wegen
ihrer Farblosigkeit die Helligkeit und Farbenpracht
nicht im mindesten beeinträchtigen, sondern
wie gebräuchliche Brillengläser
bei
der Arbeit, beim Spiel und beim
im Freien wie im Zimmer,
ständig getragen werden können.
Sport,
Bessere Augengläser als llf(TA$lf\ gibt es nicht!
„U ltrasin“- Gläser sind [fsDl kenntlich an der am Rande
des Glases eingeätzten Marke jpgl und nur in optischen
Geschäften erhältlich.
Verlangen Sie unsere ausführliche Druckschrift Nr. 144.
Nitsche & Günther f Emil Busch A.sG.
E
Optische Werke A.-G.
RATH
Optische Industrie
N O W.
’ e i etwaigen Bestellungen bittet man auf die M ii n c h n e r „J ugend“ Bezug zu nehmen
1017
1926/JUGEND Nr. 50
Llnb wieder war es Weihnachten geworden.
Das Eis zapfte von den Dachgesimscn,der Schnee
flockte leise vom endlosen Winterhiinmel nnd alle
brenschen dichteten und trachteten nach nichts an-
Verein als wie sic ihren Mit- und Nebenmenschen
möglichst große Freude bereiten könnten. Die
^üßwarensabrikanten hatten zu diesem Zweck neue
Schokolade- inid Marzipansigureu auf den Markt
gebracht, so daß man Heuer außer eßbaren Kaffee-
viühlen inid Stiefelzieherchen auch ledere Zahn-
burstchen und K'Iystiersprihchcn in den Schau-
fenstern ivahrnehmen konnte. Die Modehäuser
lrellteu zum erstenmal duftige Tanzkleider ganz
vhne Längenmaß ans und die Buchhändler ver-
hängten ihre Auslagenscheiben von oben bis unten
viit astrologischen Bauernkalendern.
Nur ein einziger ging in dieser gnadenreichen
Seit einher ohne die Absicht, seinen Mit- und
ätebenmcnschen eine Freude zu bereiten, sondern
eher mit dein Vorsatze, das Gegenteil zu bewirken.
Es war der ledige ehemalige Handtäschchenräubcr
Eduard Schnabber, der sich seit kurzem hatte mn-
ltellen müssen, weil die Damen immer seltener
Handtäschchen trugen nnd ihre Siebensachen viel
Heber oben im Seidenstrumpfe zu verstauen pflegten.
Strumpftaschendieb wollte er nicht werden, das
schien ihm doch etwas zu niedrig. Da nun gerade
der Weihnachkstrubel mit seinen vielen Einkäufen
ickarlackbersUristkrbrrmd
WeiabrtarrerciöcKcrrlrlcKberLfi'tz-
Vosy'-JB» Bl'n»•».««* fthein
herangekommen war, beschloß er, sich zunächst als
Handpäckchenräuber durchzuschlagen. Alles iveitere
würde sich dann schon geben. Bereits am ersten
Tage erzielte er in mehreren Gängen recht annchni-
bare Erfolge. Es war ihm jedoch gleich aufgesallen,
daß die Paketehen, mit ivelchen sich alle die hastenden
Leute Heuer so besonders mühselig uiid angestrengt
abschleppten, ohne AnSiiahme ein sehr beträchtliches
Gewicht anfwiesen. Wenn er eS auch für unwahr-
scheinlich hielt, so hatte in seinem Innern doch all-
mählich die stille Hoffnung Platz gegrissen, daß er
da eine Riesenbeute a» schwerem Goldschmuck lind
echten Juwelen zusammcntrage und einem sorgen-
losen Alter entgegensehen dürfe. Doch als er spät
abends in seinem bescheidenen Kellerflübchen die
oielen Pakete nacheinander öffnete, fand er nichts
als eiserne Stoßkngeln, Muskelstärker, Hanteln,
Stemmgewichte, Borhandschuhe und ähnliche Ge-
rätschaften, mit welchen sich Ehegatten, Braut-
leute, Liebespaare, Geschwister, Freunde und Be-
kannte gegenseitig hatten beschenken wollen. Schon
lag ihm angesichts der scheinbaren Minderwertig-
keit dieser Dinge ein gräßlicher Fluch auf der
Zunge, als er bemerkte, daß den meisten Paketen
gedruckte Gebrauchsanweisungen nnd oft ganze
Broschüren beigelegt ivaren. Kaum hakte er beim
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die Drucksachen durchgelesen, da ver-
wandelte sich auch schon sein an-
fänglicher Aerger in wärinereS und
minier wärmeres
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gann fleißig zu
üben und in kur-
zer Zeit entwickelte
sich auS deni kränk-
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Eduard ein gesun-
der, blühender,
kraft- und schön-
heitstrotzender Ath-
let, der bald zahl-
reiche Rekorde ge-
wann nnd bei
seinem öffentlichen
Auftreten durch-
ivegS den begcister-
ken Jubel der Zu-
schauermaffen ent-
fesselte.
Er, der sich einst
fest vorgenommen
hatte, keinem seiner
Mit- und Neben-
menschcn eine kleine
Freude zu bereiten,
beglückte nun aus
diese Weise viele
Tausende, Zehn-
tausende und Hun-
öerttausende! klnö
so ward cS wieder
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wiesen, daß sie!)
kein Mensch auf
die Dauer dem
zivingeuöen Zau-
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entziehen vermag!
I. A. Sowas.
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trauben zu nehmen.
„Nein, danke," murmelte er, „ich nehme meinen
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Hausfrau: „Und daun, Minna, dag kleines
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Die neue Perle: „Das hat ja die Katze gefressen."
Hausfrau: „Die Katze? Wieso? Welche Katze?"
Die Perle erstaunt: „Ach! Gibt eü denn hier
keine Katze?"
„Die Aerzte haben ihr einen Aufenthalt an
der See verordnet. Jetzt haben sic gerade eine
Beratung."
„Die
„Nein, die Schneiderinnen."
Aerzte?"
TIROL
DasneuesteEdikt: „Von heute ab haben
die Kühe schwarze Hemden zu tragen!"
Juni höchsten Genuß
wird dev tVintevsvovt
wenn die Augen gegen die Wirkung
strahlender Schnee- und Eisflächen
geschützt sind curch die punktuell abbildenden
(N.G.) Uftr&sm-
weil diese den schädlichen Anteil des Lichtes, das unsicht-
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ihrer Farblosigkeit die Helligkeit und Farbenpracht
nicht im mindesten beeinträchtigen, sondern
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im Freien wie im Zimmer,
ständig getragen werden können.
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1017
1926/JUGEND Nr. 50