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^Fortsetzung von Seite 1019.)

kaum betvältigen. Aber meine Schwester Hella
verstand cs doch noch besser. Sie hatte eine ganz
perfide Art, die Hand unauffällig an die Schüssel
zu bringen und langsam Stück für Stück ver-
schwinden zu lassen. Dag ging ohne jede Hast,
aber niit unheimlicher Gleichmäßigkeit. Ich kaute
an einem armseligen Stück Brot und sah mit einem
seltsam brennenden Gefühl zu, ivic der Knchenberg
dahinschmolz. Je kleiner er wurde, desto mehr
wuchs meine Erbitterung. Eigentlich ging eg mich
ja gar nichts an, ich bekam doch nichts davon, ob
es nun viel oder wenig tvar, aber es regte mich
trotzdem auf. Da saßen sie nun in ihrer wilden
Gier und hatten gar keine Ahnung, ivic unverdient
schön sie es hatten. Was hatte ich eigentlich ver-

brochen, daß cs
mir schlechter ge-
hen sollte? Daß
ich immer Magen-
weh bekam! War
das meine Schuld?

Nein, das war eine
maßlose Grausam-
keit, daß einMensch
der Schmerzen zu
erleiden hatte, auch
noch hungern sollte.

Hungern, richtig
hungern! Gewiß,
das war daü ein-
zig passende Wort.

Und zu alledem
mußte man noch
zuschcn, wie andere
sich mit Leckereien mästeten. War das gerecht?
Diese Wcltordnung entrüstete mich aufs äußerste.

Meine Mutter beobachtete mich und schien auch
etwas von ineincn Gedanken zu begreifen. Plötzlich
zog sic die Kuchenschale weg und erklärte: „So,
jetzt kamTö genug sein. Den Rest sparen wir bis
morgen auf." Sie erhob sich und sperrte die Schüssel
in den Schrank.

Werner schob sich seitwärts vom Stuhl herab,
Hella stand aus wie eine schlanke Kerze; beide ver-
ließen das Zimmer. Ich dagegen trat, nachdem ich
mich auch erhoben hatte, langsam ans Fenster.
Meine Erregung hielt mich zurück, ich wollte sic
noch irgendwie zum Ausdruck bringen. Dummer-
weise beachtete meine Mutter mich gar nicht. Ich
sah mit halbem Blick, daß sic damit beschäftigt

ivar, den Kasseetisch abzuraumen. Das Geschirr
kam auf ein Tablett, der Brotkorb und einiges
andere wurde in den Schrank gestellt. Dabei be-
merkte ich, daß meine Mutter aus der Zuckerdose
ein Stück herausnahm und es auf eine Ecke des
Tisches legte; cs gehörte für den Kanarienvogel.
Beim Verlassen des Zimmers vergaß sic cS jedoch.

Wir blieben also allein zurück — das Stück
Zucker und ich. Und merkwürdig genug! Das
kleine, weiße, schimmernde Ding begann eine gc-
hcininisvolle Macht auf mich auszustrahlen; es
ivurdc mir nicht leicht, meinen Platz am Fenster
einzuhalten. Ich vertiefte mich wieder in meine
Weltbetrachtungen, um der stillen Anziehungskraft
bester zu widerstehen. Ja, ivic war das mit der
(Fortsetzung S. 1022.)

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1926/JUGEND Nr. 50
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