Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Xcm’a fuhr auf. „Ich glaube wahrhaftig, daß hinten jemand ist,"
sagte sic. „Sieh dach mal nach, Jakob."

Jakob stand auf und tat, was man von ihm verlangte.

Die Tür nach dem Gang, durch den man wieder in das Hinterhaus
kam, war angelehnt. Jakob guckte. Und wohl drei Minuten blieb er,
mit dem Rücken zu Toni, stehen.

„Run?" rief sie ungeduldig.

„Rein, nichts," antwortete Jakob mit halb erstickter Stimme. „Leb'
wohl. Ich muß weg," sagte er dann eilig.

„So plötzlich?" fragte Toni.

„Ja, ich Hab' noch was zu tun," sprach Jakob heiser. „Adjus!" Er
stieg die Wendeltreppe hinaus, und bald waren auch seine Beine ver-
schwunden. Torna, an ihrem Strumpf, seufzte, wenn auch nicht
gerade vor Betrübnis.

Jakob, draußen im Winde,
stand einen Augenblick verstört.

War cs möglich? Aber dort,
um die Ecke der Gasse, einige
Schritte weiter, schaute ein
feuerrotes Männergesicht her.

Geschwind ging er darauf los.

„Bist du's wahrhaftig?"
brachte Jakob mit Mühe her-
vor.

„Ja, daS dachte ich auch
erst," sagte der andere, ein
runder Kerl in dicker Winter-
joppe. „Aber nun ich selbst die
Stimme gehört habe . . Junge,

Junge, das nennt man singen.

Nein, eS ist besser, daß es so
bleibt. DaS Mädel verdient es.

Ich kann mich doch nicht be-
herrschen. Und es würde wieder
nur für einen Nkonat sein. Das
wird mich aus dem rechten Wege
halten, nun ich weiß, daß ich so
geliebt werde." (Hier hörte man
ein unterdrücktes Schluchzen bei
dein runden Seemann.) „Ich
gehöre besser zu den Papuas.

Und da du das Mädel behütest,
ist keine Gefahr für sie. Das
Geschäft geht gut?"

„Großartig," antwortete Ja-
kob stramm, indem er ihn durch-
dringend ansah. „Und man merkt
nie mehr etwas wie kaput-
schlagen oder so."

„Hin," sah der andere auf,
mit einein Blick, der weiter
als Harlingen ging. „Und der
Junge?"

„Wächst wie Kohl."

Der Mann in der Joppe
blieb noch einen Augenblick
stehen. Dann sagte er brüsk:

„Na, adjüs dann. Aber i ch
bin eö nicht, hörst du?"

„Davon habe ich mich per-
sönlich überzeugt," nickte Jakob
und sah dem andern nach, bis
der für immer um eine Ecke ver-
schwand. Dann ging er langsam
weg, die Mütze tief ins Gesicht
gezogen. Und keine Viertelstunde
später spielte er auf der Harmo-
nika daS Lied von dem „Mädel,

FRÄULEIN SCHIDLOWSKI UND
DIE SPERLINGE

Dogelsprachekund, vogclsprachcknnd
wie Salomo ... R ü ck e r t

Ich bin nicht sehr beschlagen in der Tranöskription der Dogel-
sprache. Aber Fräulein Echidlowski ist eS. Fräulein Schidlowski ist
die Klassenlehrerin meiner ältesten Tochter.

Meine Tochter schrieb in einem Aussatz: „Piep, piep, sagte der
Sperling."

Fräulein Schidlowski strich das „Piep, piep" mit roter Tinte durch
und verbesserte: „Schilp-schilp, tell-tell silp".

Ich nalnri das zur Kenntnis.

Zeichnung von Fr. Heubner

das man niemals vergißt".

Jakob hatte seine „Bestim-
mung".

I» I E ..

„Alles Beton — nich' mal n Nagel kann man cinschlagen, um sich wenigstens aufzuhängen/

1035
Index
[nicht signierter Beitrag]: Fräulein Schidlowski und die Sperlinge
Friedrich (Fritz) Heubner: Die "Neue Wohnkultur"
 
Annotationen