eines Menschen Fuß diese seltsam dustenden Märchenschuhe tragen
sollte. Er nahm das Paket in die Arme, wickelte noch einen Flügel
seiner Jacke darüber und ging weg, ohne zu grüßen.
Ihm war, als trüge er lebende Wesen an seiner Brust. „Annen-
stcaße" flüsterte er, — „eö ist nicht weit". Im Vorbeigehen schielte
Josef nach den Schuhen der Damen, — nichts, cs waren gewöhnliche
Stiesel, keineswegs immer neu und häufig von Schnee oder Wasser-
slecken beschmutzt.
Daö Haus stand allein inmitten einer parkartigen Baumanlage. Es
blieb noch mehr als eine Stunde Zeit, aber Josef bedauerte nicht,
warten zu müssen. Die Bäume dämpften den Wind, eö war dort
dunkel und ein wenig wärmer. Josef besaß noch einige kleine Münzen,
und plötzlich hatte er den Einfall, sich Zigaretten zu kaufen. Er ließ
sich Feuer geben und legte sein Paket auf den Laden. „Bitte," sagte er
hochmütig, „der Tisch ist doch wohl sauber?"
Zurückgckehrt, siel ihm ein, langsam, mit nachlässiger Haltung, auf
und ab zu gehen. Er konnte seine rote Mütze einstccken, dann sah cS
aus, als warte er da, mit einem Paketchcn unter dem Arm. Wenn
jemand vorüberging, hüstelte er nervös. „Weiß der Teufel," hieß das,
— „wo bleibt sie nur so lange?"
DaS Rauchen bekam ihm nicht gut, er war wie berauscht und die
Knie Ivurden eigentümlich schwach. Er suchte nach einer Dank und
fand nur eine, aus der schon jemand saß, ein dunkles, unkenntliches
Wesen. Aus den Fenstern eines Kaffeehauses frei ein wenig Licht unter
die Bäume. Josef entdeckte, daß es ein Kind war, ein Mädchen, viel-
leicht zwölf Jahre alt. Sie saß ansrecht, wie erstarrt im Krampf des
Frierens. Josef beugte sich vor, um ihr Gesicht zu sehen, und erschrak.
DaS dunkle Tuch umschloß ein sahleS, fast greisenhaftes Gesicht, nur
die Augen waren groß und glänzten jugendlich.
„Erlauben Sie," sagte Josef beklommen, obwohl er schon saß, und
rückte an das Ende der Dank, unschlüssig, wie er dieses gespenstische
Wesen anreden sollte.
DaS Nrädchen schwieg. Eine Weile saßen die beiden so neben-
einander, aber dann wurde das Schweigen unerträglich. Josef fing an,
sich umständlich die Hände zu reiben und mit den Fingern zu knacken.
Er war erregt und fühlte das Bedürfnis, zu sprechen, dieses erstarrte
Wesen neben sich lebendig zu machen.
„Es ist kalt," sagte er blindlings, „ekelhaft kalt. Es liegt zu wenig
Schnee heuer, das ist der Grund. Weiß der Teufel, ein Blödsinn, das
Herumlaufen, statt in der warmen Stube . .."
X»
Tuiidrajkiinmuug Buchty
1058
sollte. Er nahm das Paket in die Arme, wickelte noch einen Flügel
seiner Jacke darüber und ging weg, ohne zu grüßen.
Ihm war, als trüge er lebende Wesen an seiner Brust. „Annen-
stcaße" flüsterte er, — „eö ist nicht weit". Im Vorbeigehen schielte
Josef nach den Schuhen der Damen, — nichts, cs waren gewöhnliche
Stiesel, keineswegs immer neu und häufig von Schnee oder Wasser-
slecken beschmutzt.
Daö Haus stand allein inmitten einer parkartigen Baumanlage. Es
blieb noch mehr als eine Stunde Zeit, aber Josef bedauerte nicht,
warten zu müssen. Die Bäume dämpften den Wind, eö war dort
dunkel und ein wenig wärmer. Josef besaß noch einige kleine Münzen,
und plötzlich hatte er den Einfall, sich Zigaretten zu kaufen. Er ließ
sich Feuer geben und legte sein Paket auf den Laden. „Bitte," sagte er
hochmütig, „der Tisch ist doch wohl sauber?"
Zurückgckehrt, siel ihm ein, langsam, mit nachlässiger Haltung, auf
und ab zu gehen. Er konnte seine rote Mütze einstccken, dann sah cS
aus, als warte er da, mit einem Paketchcn unter dem Arm. Wenn
jemand vorüberging, hüstelte er nervös. „Weiß der Teufel," hieß das,
— „wo bleibt sie nur so lange?"
DaS Rauchen bekam ihm nicht gut, er war wie berauscht und die
Knie Ivurden eigentümlich schwach. Er suchte nach einer Dank und
fand nur eine, aus der schon jemand saß, ein dunkles, unkenntliches
Wesen. Aus den Fenstern eines Kaffeehauses frei ein wenig Licht unter
die Bäume. Josef entdeckte, daß es ein Kind war, ein Mädchen, viel-
leicht zwölf Jahre alt. Sie saß ansrecht, wie erstarrt im Krampf des
Frierens. Josef beugte sich vor, um ihr Gesicht zu sehen, und erschrak.
DaS dunkle Tuch umschloß ein sahleS, fast greisenhaftes Gesicht, nur
die Augen waren groß und glänzten jugendlich.
„Erlauben Sie," sagte Josef beklommen, obwohl er schon saß, und
rückte an das Ende der Dank, unschlüssig, wie er dieses gespenstische
Wesen anreden sollte.
DaS Nrädchen schwieg. Eine Weile saßen die beiden so neben-
einander, aber dann wurde das Schweigen unerträglich. Josef fing an,
sich umständlich die Hände zu reiben und mit den Fingern zu knacken.
Er war erregt und fühlte das Bedürfnis, zu sprechen, dieses erstarrte
Wesen neben sich lebendig zu machen.
„Es ist kalt," sagte er blindlings, „ekelhaft kalt. Es liegt zu wenig
Schnee heuer, das ist der Grund. Weiß der Teufel, ein Blödsinn, das
Herumlaufen, statt in der warmen Stube . .."
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