„Wo soll ich ihn suchen," sagte das Mädchen plötzlich unvermittelt.
Sie sprach leise, nach Kindcrart, die Worte schnell vor sich hinflüsternd.
„Mein Gott, >vo?,Es ist so kalt, nirgends finde ich ihn . . ."
Josef verstand nicht gnt. „Ja, höre einmal," sagte er, „dn sitzt da,
— wen willst dn denn suchen?"
„Er ist nirgends. Ich war im Keller, und beim Pabetzki war ich, —
wo soll ich nur hingehen? — nein, nein. . ."
Ach so, der Vater? Nun, in Gottes Namen, das war kein so großes
Unglück, ivenn sie den nicht fand. Er war vielleicht inzwischen schon
heimgckommen. „Wo Ivohnst du denn, geh doch einfach nach Hause!"
„Nach Hause, — nein, die Mutter — es ist jemand bei ihr. Ich bin
fort, ich muß den Vater finden. Aber es ist so kalt, ganz tot sind meine
Füße."
Joses sah wie durch Nebel in einen Abgrund voll ungeheuerlichen
Elendp. Ans Angst, noch mehr zu erfahren, rückte er näher und legte
den Arm um die Schultern des Mädchens. Sic ließ es geschehen und
drückte sich verstohlen an ihn.
„Ja, es ist kalt," sagte Josef begütigend. „Ich iveiß, wie das ist,
besonders an den Füßen."
„Sind Sie auch — so arm?"
Arm? Nein, nein! Josef beteuerte lebhaft, wie um etivas Tröstliches
zu sagen, daß ec nicht arni sei, keineswegs. Aber die Kälte plage an,
Ende alle Leute. Arme >vie Reiche.
„Ueberall kann man frieren," sagte das Mädchen, „an den Händen,
im Gesicht, das macht nichts. Aber die Füße, — ich kann nachts nicht
schlafen, und wenn ich Hunger habe, ist es ganz schrecklich. Es tut so
iveh, und gar nichts hilft."
„Nichts, nein." Josef verstummte. Er betrachtete vornübergeneigt
die Schuhe des Kindes. Sie waren aus dunklem Tuch, geflickt und von
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Sie sprach leise, nach Kindcrart, die Worte schnell vor sich hinflüsternd.
„Mein Gott, >vo?,Es ist so kalt, nirgends finde ich ihn . . ."
Josef verstand nicht gnt. „Ja, höre einmal," sagte er, „dn sitzt da,
— wen willst dn denn suchen?"
„Er ist nirgends. Ich war im Keller, und beim Pabetzki war ich, —
wo soll ich nur hingehen? — nein, nein. . ."
Ach so, der Vater? Nun, in Gottes Namen, das war kein so großes
Unglück, ivenn sie den nicht fand. Er war vielleicht inzwischen schon
heimgckommen. „Wo Ivohnst du denn, geh doch einfach nach Hause!"
„Nach Hause, — nein, die Mutter — es ist jemand bei ihr. Ich bin
fort, ich muß den Vater finden. Aber es ist so kalt, ganz tot sind meine
Füße."
Joses sah wie durch Nebel in einen Abgrund voll ungeheuerlichen
Elendp. Ans Angst, noch mehr zu erfahren, rückte er näher und legte
den Arm um die Schultern des Mädchens. Sic ließ es geschehen und
drückte sich verstohlen an ihn.
„Ja, es ist kalt," sagte Josef begütigend. „Ich iveiß, wie das ist,
besonders an den Füßen."
„Sind Sie auch — so arm?"
Arm? Nein, nein! Josef beteuerte lebhaft, wie um etivas Tröstliches
zu sagen, daß ec nicht arni sei, keineswegs. Aber die Kälte plage an,
Ende alle Leute. Arme >vie Reiche.
„Ueberall kann man frieren," sagte das Mädchen, „an den Händen,
im Gesicht, das macht nichts. Aber die Füße, — ich kann nachts nicht
schlafen, und wenn ich Hunger habe, ist es ganz schrecklich. Es tut so
iveh, und gar nichts hilft."
„Nichts, nein." Josef verstummte. Er betrachtete vornübergeneigt
die Schuhe des Kindes. Sie waren aus dunklem Tuch, geflickt und von
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