Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (32.1927, Band 1-2 (Nr. 1-54))

D i e Sittlichkeit von morgen

Vor einigen Tagen stand ich vor dem
Schaufenster eines DamenmodengeschäfteS,vor
dem sich die Leute drängten. Was war zu
sehen? Nun, eine Schaufensterpuppe mit einem
ganz langen Kleid, weit unters Knie, fast
bis zum Knöchel. Alles staunte, und eine Dame
sagte zu ihrer Tochter: „Wie man sich nur so
extravagant anziehen kann!" Morgen viel-
leicht haben wir schon einen Ausruf eines
Sittlichkeitsvereins gegen die langen Kleider
zu gewärtigen: Das deutsche Mädchen darf
sich nicht entwürdigen, welschen Tand biö zr,
den Knöcheln zu tragen. Denkt an eure Mutter!
In hehrer Einfachheit beuten sie ihre Knie
den rauhen Winden unserer Eichenwälder!

Der Tanz der Saison

Man muß schon sagen, etwas spät für
die kommende Saison erfahren wir, was wir
im Winter zu tanzen haben werden. Die
Pariser Tanzlehrer haben ein Manifest er-
lassen, das besagt, daß der Tanz der nächsten
Zukunft „Dirty Dig" heißt. Sie verraten, daß
er eine Zusammensetzung aus Charleston und
Black Bottom ist. Wir konnten uns durch

Augenschein bereits von diesem neuen Tanz
unterrichten und teilen unseren Lesern mit,
daß der neue Tanz eine Art gemäßigter Schuh-
plattler ist, sozusagen ein Lackschuhplattler.
Er dürfte, kraft dieser Verwandtschaft, be-
sonders in unseren heimischen bayerischen
Bergen starken Anklang stnden.

Peter Pius

die

(Herren (Parteigründer

Allmählich naht die Zeit der Wahl,

Wo Mund und Hintern sich entzünden.

Da wird es Zeit, hübsch wieder mal
Parteigebildchen neu zu gründen.

Auf, auf, Marsch, Marsch! Nu strampelt

stramm!

Nu quasselt fest mit Mund und Händen!
So blöd ist kein Parteiprogramm,

Daß sich nicht Wählerdeppen fänden.

Wirst du auch nie des Reichstags Gast,

Ist dir doch Stundenruhm beschieden —
Wenn du noch eine Schnauze hast,

So danke Gott und sei zufrieden! ...

K a r l ch e n

J os. Q ci s

Wcchsclgeschäfte.

„Ihr werdet wohl oft verwechselt?"

„Za, wir sind schon vor der Geburt verwechselt
worden, da hat meine Mutter seinen Vater mit
meineni Vater verwechselt."

UNSi

E TASCHEN

EINE KLASSE

Kakao edelster Provenienz
in vollendeter Verarbeitung

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FÜR SICH

Eine köstliche
Schokoladen-Sahne

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Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen

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1927 / JUGEND Nr. 46