23t>r ein, zwei Jahren tauchte in der Brennessel-Kneipe ein sehr
niedliches Blondchen ans, eine Berlinerin. Mit Vornamen Rosemäre;
die Schreibweise schwankte; übrigens dachte über die Schreibweise
niemand nach.
Das Mädel war lebhaft, gescheit, mitunter witzig; offenbar ein
gutes Ding. Sie machte auch kein Geheimnis aus sich — man erfuhr
firn selben Abend, daß sie Kunstgewerblerin ivar, Vasenmeisterin.
Natürlich noch nicht wirkliche Meisterin, sondern sie studierte erst,
bei Hartau.
Ferner trat sie, hieß cs, in einem Kabarett auf am Sendlinger Tor,
wohin niemand ging — unter einem Pseudonym, mit erotischen
Dichtungen — des Erwerbs wegen. Und den Vertrautesten gestand
>ic eine Klavierstunde ein, sowie französische Nachhilfe bei Kindern.
Doch der Maler Zoester, Fachmann in neuer Romanistik, tat ihre
Befähigung dazu mit einer wagrechten Gebärde ab, während sich
Futtcrcr ungünstig über RosemäreS Musikalität äußerte. — Die
Berlinerin hatte sich aber nun schon so durchgesetzt, daß ihr auch
ihr Familienname nicht mehr schadete: Meier. Einfach: Meier.
Eines Abends sah man Otto S. Geisscl ansstehen und sich deutlich
neben Rosemäre setzen. — Die Unterredung der beiden ist durch mehrere
Zeugen überliefert:
„Fräulein," sagte Otto Geissel, „Sie sollen sehr gut zeichnen?"
„Man behauptet es", antwortete Rosemäre kokett und schlug er-
wartungsvoll die schönblauen Augen ans. — Sie wußte nämlich noch
nicht, daß dieser dicke kleine Geissel ein äußerst verkniffener Bursche
war, abscheulicher Gesellschafter, weil er sich stets verkannt fühlte —
und ein langweiliger Projektenmacher dazu.
„Sie haben auch," fuhr er fort, „Liebe zu Kindern?"
„Nun ja . . ." meinte Rosemäre. . . „warum nicht. . . ?" blnd etwas
scheu: „Aber wieso?"
Dadurch war sie aber schon, ohne cs zu ahnen, Otto Geißeln ver-
fallen — denn jedem, der einige Geschicklichkeit im Zeichnen bekannte,
und Kinderliebe dazu, tischte Otto Geissel seine große Idee aus —
nachdem man sich hatte durch Schwur und Handschlag zum Schlveigen
verpflichten müssen — jene Idee, von der er sich die goldensten Berge
versprach:
Oer l c H t e P f i f f
A. Mache?
niedliches Blondchen ans, eine Berlinerin. Mit Vornamen Rosemäre;
die Schreibweise schwankte; übrigens dachte über die Schreibweise
niemand nach.
Das Mädel war lebhaft, gescheit, mitunter witzig; offenbar ein
gutes Ding. Sie machte auch kein Geheimnis aus sich — man erfuhr
firn selben Abend, daß sie Kunstgewerblerin ivar, Vasenmeisterin.
Natürlich noch nicht wirkliche Meisterin, sondern sie studierte erst,
bei Hartau.
Ferner trat sie, hieß cs, in einem Kabarett auf am Sendlinger Tor,
wohin niemand ging — unter einem Pseudonym, mit erotischen
Dichtungen — des Erwerbs wegen. Und den Vertrautesten gestand
>ic eine Klavierstunde ein, sowie französische Nachhilfe bei Kindern.
Doch der Maler Zoester, Fachmann in neuer Romanistik, tat ihre
Befähigung dazu mit einer wagrechten Gebärde ab, während sich
Futtcrcr ungünstig über RosemäreS Musikalität äußerte. — Die
Berlinerin hatte sich aber nun schon so durchgesetzt, daß ihr auch
ihr Familienname nicht mehr schadete: Meier. Einfach: Meier.
Eines Abends sah man Otto S. Geisscl ansstehen und sich deutlich
neben Rosemäre setzen. — Die Unterredung der beiden ist durch mehrere
Zeugen überliefert:
„Fräulein," sagte Otto Geissel, „Sie sollen sehr gut zeichnen?"
„Man behauptet es", antwortete Rosemäre kokett und schlug er-
wartungsvoll die schönblauen Augen ans. — Sie wußte nämlich noch
nicht, daß dieser dicke kleine Geissel ein äußerst verkniffener Bursche
war, abscheulicher Gesellschafter, weil er sich stets verkannt fühlte —
und ein langweiliger Projektenmacher dazu.
„Sie haben auch," fuhr er fort, „Liebe zu Kindern?"
„Nun ja . . ." meinte Rosemäre. . . „warum nicht. . . ?" blnd etwas
scheu: „Aber wieso?"
Dadurch war sie aber schon, ohne cs zu ahnen, Otto Geißeln ver-
fallen — denn jedem, der einige Geschicklichkeit im Zeichnen bekannte,
und Kinderliebe dazu, tischte Otto Geissel seine große Idee aus —
nachdem man sich hatte durch Schwur und Handschlag zum Schlveigen
verpflichten müssen — jene Idee, von der er sich die goldensten Berge
versprach:
Oer l c H t e P f i f f
A. Mache?