Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 32.1927, Band 1-2 (Nr. 1-54)

DOI issue:
Nr. 49
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.6659#1034
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Rudolf Matouschek

(Die Zeitlupe

„Ahr Chef schreibt. Sie seien die Dümmste,
Faulste und Frechste seiner Angestellten!"

„War heißt das schon, bei einem Personal von
nur dreißig Leuten?"

Das hohe Interesse

Früher, wenn die Kaiserin eine Ausstellung
besucht hatte, hieß es immer in den Zeitungen:
„Die hohe Frau betrachtete alles mit dem
größten Interesse." Mein Gott, was hat die
hohe Frau nicht alles mit dem größten In-
teresse betrachten müssen. Heute sind wir be-
scheidener geworden. Als der Reichskanzler
Marx seht München besuchte, besichtigte er
— den Sitzungssaal des Landtages; und siehe,
auch er äußerte seine Anerkennung. Und im
Deutschen Museum war er auch, ein Stünd-
lein, obwohl man dort einen Weg von drei-
einhalb Kilometern zu machen hat. Und auch
er sah, daß es schön und gut war, und be-
kundete daS vorgeschriebene höchste Interesse.
Die Interessenbekunder sind uns geblieben,
wenn auch die Personen gewechselt haben.

Börse von heute

Endlich ist in Frankfurt a. M. die Deutsche
Bricsmarkenbörse gegründet worden. Wir
brauchen also nicht mehr im Dunkeln herum-
tappen, wenn wir wissen wollen, was so ein
Zitronenfalter eigentlich wert ist. Flugs

schlagen wir den Kursbericht der Schmettcr-
lingsbörse auf und erfahren, daß Kohlweiß-
linge sehr schwach sichen, und daß es sich also
nicht empsiehlt, größere Kapitalien in ihm zu
investieren. Wir werden wissen, wann aus-
ländische Werte anziehen und wann die Daisse-
partei einen Vorstoß gemacht hat. Ja, viel-
leicht erfahren wir sogar, was die Kulisse zum
Schwalbenschwanz sagt. Ach, das Leben ist
doch wirklich sehr angenehni geworden.

Neues vom Haar

Ganz alte Leute können sich noch entsinnen,
daß die Frauen einmal lange Haare getragen
haben, aber auch die werden bald ausgesiorben
sein. Die Zeit geht Gott sei Dank weiter, und
unsere Friseure rasten nicht und rosten nicht.
Jetzt haben sie eine schöne Schmiere erfunden,
die das Haar ganz seidenweich macht und zu
einer gleichmäßigen Masse, in der man wie in
Plastilin herummodellieren kann. Dieses Prä-
parat soll etwas teurer sein, als das für diese
Zwecke bei Papuas gebräuchliche Hammelfett.

Peter PiuS

Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft München 46

Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen

1010

1927 / -JUGEND Nr. 49
Index
Rudolf Matouschek: Stellungssuche
Peter Pius: Die Zeitlupe
 
Annotationen