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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 32.1927, Band 1-2 (Nr. 1-54)

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Nr. 50
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https://doi.org/10.11588/diglit.6659#1052
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Vor l> t »i F e s £ c

„Jetzt kimmt 'S Christkinde! aa schon lvieder
daher... !"

„Zum Schnausa hast koa Zeit mehr...
Jliuini hat ma d' Winterfenster cing'hängt,
geht's schon dahin . . ."

„Mei Bna spielt schon mit jedem Maß-
kruag Weihnachtsorgel nnd jingt die Stille
Nacht eini . . ."

„2l passendes G schenk sollt' man halt
hab'n!"

„I laß meiner Frau d' Matrahen frisch
mit Roßhaar aussüllen, dös ist die schönste
Weihnachtsgabe . .."

„Mei Pepi hat's Kripperl schon anfg'stellt."

„Aha, wieder dö Hirten nnd die heiligen
drei König?"

„Na, heuer nimmer . .. ! Dösmal hat er
oor den gemalten Hintergrund von Bethlehem
an Fußballplatz herg'richt't, da Stall iS a
Zuschauertribüne ivord'n, die heiligen drei
König sand Torwächter, nnd am heiligen
Abend findet döö erste Wettspuil um den
Stern aus dem Morgenlande statt."

„Jaja, a g'scheit'ö Kind lvar's schon alla-
iveil, dein Pepi."

„Der. . . ? Der hat sich mit vier Jahr
auSg'kennt, daß 's Christkinde! nur a Krampf
iS. . . In der Anslag beim Kramer hat er
a wächsernes Jesulein g'sehg'n, dös fünfund-
drciß'g Pfennig g kost't hat... Dös kann nur
a Schund sein, hat er g'sagt, nnd a G'lump,
wenn 's so billig iS... !"

„Der Bna hat a Zukunft, mehr sag i net!"

„Mit vier Jahr' schon den Blick aufs
Ganze gerichtet . . . !"

„Jetzt f, — f glaab heut noch a bisserl
ang Christkinde! — —"

„Gibt S denn dös aa . . . ? Mit sechsund-
fuchzg Jahr'?"

„Ja — lvenn der Baam brennt, reißt mei'
Alte d' Fenster ans und schreit: ,Alisi, siehgst
es, grad iS Christkinde! vorbei g'slog n und
bat dir aufs Fensterbrett! a Packerl echten
Hackergaßler Schmai hing legt —!'... Und
a himmlische Kälten zieht durch die ganze
Küch', an Schnee waht's eini nnd der Kana-
rienvogel hört 's Singen auf. Und a heilige
Ruah iS da, . . . i ziahg ans der Hausapo-
theken die versteckten Einlegsohlen, a Fünftel
Malzzucker, an viertel Meter Lötdraht nnd
a neues Spiel Tarrockkarten außi .. . Dann
lverd'n d' Fenster wieder znag'macht, sie kvcht
drei Tassen Gesnndheitstee und dann wird
,Schwarzer Peterl" g'spnilt, big uns an d'
Füaß friert. . . llnd drum glaab i aa an a
Christkinde!. . . !"

„Narrisch wcrd i über dös EngclSgeläute,
ivcnn's net läuten loill . . . Schinderg'raffel,
verflnacht's, willst jetzt an Ton von dir geb'n

oder net... ? Aber moanst, so a Engerl tat
läuten . . ? Net umS Verrecken . . ! Damische
Deist, bvckboanige, Hab i schon g schrien, jetzt
zähl i bis zehne, wenn i nie hör, dann schmeiß

i euch alle zum Fenster außi.. ! —-Aber

koalier von dene Enger! hat an Muckser to. . .
und dög ganze Christbanmgelänte iS vorigS
Jahr in Hof alvi g'flog'n."

„A himmlische Geduld g'hört schon her für
so Deifelsengerl."

,,D' Frau hat g'woant wia a uaß's Fenster-
leder, d' Kinder hab'n g schrien als ob s' d'
Masern hätten — und aus oamal bringt d'
HauSmvasterin wieder döS Blechtafcrl von die
Engerl auß ..."

„Und dann hat s' dir zu allem Unglück aa
noch Fröhliche Weihnachten g'lvnnschen?"

„Natürli — und dö G'schicht hat mich noch
an Lebkuachen auf Oblaten kost't, weil i koa
vergoldete Nuß net da g'habt Hab ... Kaput
tatst werd'n, wenn alle Tag Weihnachten
>vär'... !"

„Wir seiern's überhaupt net... Wir trinka
nur a Maß beim Mathäser..."

„Und lvir gchnga ilm acht! schon ins Bett."

„Aber die schönste Zeit iin Jahr ist 's
g'wiß... !"

„Allaweil schon. . . llnd a schön S Sinibvl
für die Christenheit aa'... !"

Ernst H o f e r i ch t c r

los. Hesrenbarth

M oder 11 e Tanzk o m p o s i t i o n e n
Nn warte ich nur noch, bis se endlich mal ooch die.Stille Nacht' verjazzen.

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Index
Josef Hegenbarth: Moderne Tanzkompositionen
Ernst Hoferichter: Stammtisch König Otto von Griechenland
 
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