Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 32.1927, Band 1-2 (Nr. 1-54)

DOI Heft:
Nr. 50
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6659#1055
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jos. Geis

(Bel&enschießen

ß. Exz. Hussein Ala Khan, der neue per-
sische Gesandte in Paris, stopfte bei seinem
ersten Besuch im Elysee ein Loch in seinem
Fez; als er die Verwunderung der Diplo-
maten bemerkte, sagte er, er liebe Hand-
arbeiten über alles, fertige die gesamte Wäsche
seiner Frau und seiner Töchter an und stopfe
leidenschaftlich gern Strümpfe. — Wenn sic
alle lernen wollten, aus diese Weise Fäden
zu ziehen!

In Schwerin hat eip-ehnuvinistischer Schul-
rektor mit seinen Schülerh Kleinkaliberschicß-?
Übungen in den Klassen/äumen veranstaltet;
sämtliche Wände, Türcr/Tische, Tafeln, Pulte
des Schulhauses sindI durchlöchert. — Der
Mann hat ein ergreifendes Symbol für die
Bildungsstätte Europa, geliefert.

Ein englischer Vikar will den Kanal durch-
schwimmen, um die Sensation zu einer Spen-
densammlung auszunutzen, mit deren Ertrag
er den halbfertigcn Bau seiner Gemeindckirche
fördern will; die Gemeinde ist verschuldet. —
Wenn das einschlägt,wird Schwimmen Haupt-
fach der theologischen Fakultät in England
werden.

Seltsame (füatidluttg

Karlchen, das bisher wie toll rumorte
bind Klein-Elschen zwickte mörderisch,

Oder aber in der Nase bohrte,

Legt jetzt brav die Hände auf den Tisch.

Katharina, die als Fee der Küche
Stets ihr Glück aus hundert Scherben las,
Meidet plötzlich alle — Tellerbrüche,

Sv behutsam gibt sich jetzt das Aas!!

Daß er seine» Ehegarten dünge,

Ist dem Stammtisch der Gemahl entfloh n,
Und die Gattin unterbricht die Sprünge
Nach der Seite eine Woche schon!

Die bebrillte, scharf benaste Schwieger
Schmust nicht mehr mit ihrem Katerbiest,
Sondern hält anstatt den alten Tiger
Einen Stopsstrumpf, wenn sie Zeitung liest!

Großpapa, betrübt vom Altersjammer,

Wie das Podagra ihn gern bewirkt,
Schnupft jetzt nur noch heimlich Inder Kammer,
Daß cs keine Weiblichkeit bemirkt!

Tante spendet gratis — Petersilie
Trotz des Geizes, der ihr Herz bestimmt: —
Wie verändert ist doch die Familie
In Erwartung, daß das „Christkind" kinnnt!

Beda Hafen

Tempora misera

„Es ist schwer, sich .kleinen Verhältnissen' an-
zupasten, wenn man .große' gewöhnt ist."

Lei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen *

1031

1927 / JUGEND Nr. 50
Register
Josef Geis: Tempora misera
[nicht signierter Beitrag]: Bolzenschießen
Beda Hafen: Seltsame Wandlung
 
Annotationen