Fr. Heubner
Verdrängte K omplexe i in S eh n e e
„Ach, Derehrtester — ich bin ja entzückt, Sie wieder zu finden — Sie haben mir doch kurz vorn: Krieg 'mal 50 Mark gepumpt — !"
Sinfonie/conxert
Der Musikreserent des „General-Anzeigers"
war plötzlich erkrankt. Für ihn übernahm der
Sportredakteur des Blattes, Herr Bob Kinn-
baken, die Besprechung des gestrigen Sinfonie
kvnzertes. Er schrieb:
Der gestrige Tag stand im Zeichen eines
ganz großen musiksportlichen Ereignisses, stellte
doch die rühmlichst bekannte repräsentative
Mannschaft unseres Philharmonischen Or-
chesters durch die gut kombinierte Aufführung
bester Musik erneut ihr hohes Können unter
Beweis. Die gesamte Musiksportgemeinde
unserer Stadt hatte sich vollzählig eingefunden;
man bemerkte viele kostbare Toiletten, ein
Zeichen für die nicht zuletzt durch den Sport
bewirkte fortschreitende Gesundung der Lebens-
verhältnisse.
Nach dem Anpfiff, der durch Glockenzeichen
gegeben >vurde, trat Kapellmeister Friedrich
Strauch in den Ring, vom Publikum stürmisch
begrüßt. Dieser sturmerprobte Führer unserer
Mannschaft gewinnt durch sein bescheidenes,
sympathisches Auftreten die Herzen im Fluge.
Gleich im ersten Tonstück, der Egmont-Ouver-
türe von Beethoven, lies er zu großer Form
auf, er schlug den Takt seines Lebens. Im
ganzen Verlaufe des Matchs zeigte er eine
vorbildliche Arbeit der Beine und des Ober-
körpers und rettete wiederholt in schwersten
Situationen. Ein echter Vertreter alter großer
Spieltradition! Hervorzuheben ist besonders
seine ungemein sichere Taktstockbehandlung,
mit der er seine Scharen zu immer erneuten
Angriffen fortriß; unaufhörlich drängte die
Mannschaft nach vorn, ein Streben, dem der
wohlverdiente Erfolg nicht versagt blieb.
In der dann folgenden Sinfonie von Haydn
hatten zunächst die Violinen etwas mehr vom
Spiel, sie legten sich mit wahrem Feuereifer ins
Zeug und stellten ihr eminentes geigerisches
Können unter Beweis; ja zu Ende der ersten
Halbzeit führten sie haushoch überlegen. Doch
der Saitenwechsel eines ihrer Prominenten
brachte sie ins Schwimmen, die Bläser sicherten
sich manche Chance, vor allem durch ihren
fürchterlichen Linken und die enorme Reich-
weite der Posaunen. Nachdem sie zunächst nur
hervorragend gedeckt hatten, gingen sie zu
unheimlich schnellen Angriffen über, die die
Streicher zur Defensive zwangen. Von den
mächtigen raumgreifenden Schlägen der Pauke
unterstützt, rangen sic in dem gewaltigen, er-
bitterten Endkampf die Gegner nieder, eine
klare einwandfreie Entscheidung des giganti-
schen Kampfes, von der Menge mit tosendem
Beifall begrüßt.
Die dann folgende Petruschka-Musik von
Strawinöky verlor etwas an Interesse, da
die Streicher entschieden zu stark gehandicapt
waren, so wurde das Rennen eine leichte Deute
für die in großer Form befindlichen Schlag-
zcuge und Trompeten. Ein Teil des Publikums
protestierte lärmend.
Im ganzen aber war es ein ivohlgelungcncr
Abend, den Veranstaltern gebührt für die
Darbietung solch hervorragenden Musiksports
Dank und Anerkennung. Alle Beteiligten,
voran der unermüdliche Friedrich Strauch,
konnten sich zu wiederholten Ehrenrunden
zeigen.
hs.
Hiebe {Jugend /
Die Lehrerin erzählt den kleinen Mädchen
die Geschichte vom Verlorenen Sohn.
„Und als der Verlorene Sohn nun endlich
nach Hause zurückkehrte, da fiel sein alter
Vater auf sein Angesicht und weinte bitter-
lich. — Nun Kinderchen, warum wird der
arme alte Vater wohl geweint haben? Du,
Mariechcn?"
„Na, Frollein, weenen Sie valleichte nich,
wennse mit de Fresse uffs Pflaster falln?"
R. P. W.
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Verdrängte K omplexe i in S eh n e e
„Ach, Derehrtester — ich bin ja entzückt, Sie wieder zu finden — Sie haben mir doch kurz vorn: Krieg 'mal 50 Mark gepumpt — !"
Sinfonie/conxert
Der Musikreserent des „General-Anzeigers"
war plötzlich erkrankt. Für ihn übernahm der
Sportredakteur des Blattes, Herr Bob Kinn-
baken, die Besprechung des gestrigen Sinfonie
kvnzertes. Er schrieb:
Der gestrige Tag stand im Zeichen eines
ganz großen musiksportlichen Ereignisses, stellte
doch die rühmlichst bekannte repräsentative
Mannschaft unseres Philharmonischen Or-
chesters durch die gut kombinierte Aufführung
bester Musik erneut ihr hohes Können unter
Beweis. Die gesamte Musiksportgemeinde
unserer Stadt hatte sich vollzählig eingefunden;
man bemerkte viele kostbare Toiletten, ein
Zeichen für die nicht zuletzt durch den Sport
bewirkte fortschreitende Gesundung der Lebens-
verhältnisse.
Nach dem Anpfiff, der durch Glockenzeichen
gegeben >vurde, trat Kapellmeister Friedrich
Strauch in den Ring, vom Publikum stürmisch
begrüßt. Dieser sturmerprobte Führer unserer
Mannschaft gewinnt durch sein bescheidenes,
sympathisches Auftreten die Herzen im Fluge.
Gleich im ersten Tonstück, der Egmont-Ouver-
türe von Beethoven, lies er zu großer Form
auf, er schlug den Takt seines Lebens. Im
ganzen Verlaufe des Matchs zeigte er eine
vorbildliche Arbeit der Beine und des Ober-
körpers und rettete wiederholt in schwersten
Situationen. Ein echter Vertreter alter großer
Spieltradition! Hervorzuheben ist besonders
seine ungemein sichere Taktstockbehandlung,
mit der er seine Scharen zu immer erneuten
Angriffen fortriß; unaufhörlich drängte die
Mannschaft nach vorn, ein Streben, dem der
wohlverdiente Erfolg nicht versagt blieb.
In der dann folgenden Sinfonie von Haydn
hatten zunächst die Violinen etwas mehr vom
Spiel, sie legten sich mit wahrem Feuereifer ins
Zeug und stellten ihr eminentes geigerisches
Können unter Beweis; ja zu Ende der ersten
Halbzeit führten sie haushoch überlegen. Doch
der Saitenwechsel eines ihrer Prominenten
brachte sie ins Schwimmen, die Bläser sicherten
sich manche Chance, vor allem durch ihren
fürchterlichen Linken und die enorme Reich-
weite der Posaunen. Nachdem sie zunächst nur
hervorragend gedeckt hatten, gingen sie zu
unheimlich schnellen Angriffen über, die die
Streicher zur Defensive zwangen. Von den
mächtigen raumgreifenden Schlägen der Pauke
unterstützt, rangen sic in dem gewaltigen, er-
bitterten Endkampf die Gegner nieder, eine
klare einwandfreie Entscheidung des giganti-
schen Kampfes, von der Menge mit tosendem
Beifall begrüßt.
Die dann folgende Petruschka-Musik von
Strawinöky verlor etwas an Interesse, da
die Streicher entschieden zu stark gehandicapt
waren, so wurde das Rennen eine leichte Deute
für die in großer Form befindlichen Schlag-
zcuge und Trompeten. Ein Teil des Publikums
protestierte lärmend.
Im ganzen aber war es ein ivohlgelungcncr
Abend, den Veranstaltern gebührt für die
Darbietung solch hervorragenden Musiksports
Dank und Anerkennung. Alle Beteiligten,
voran der unermüdliche Friedrich Strauch,
konnten sich zu wiederholten Ehrenrunden
zeigen.
hs.
Hiebe {Jugend /
Die Lehrerin erzählt den kleinen Mädchen
die Geschichte vom Verlorenen Sohn.
„Und als der Verlorene Sohn nun endlich
nach Hause zurückkehrte, da fiel sein alter
Vater auf sein Angesicht und weinte bitter-
lich. — Nun Kinderchen, warum wird der
arme alte Vater wohl geweint haben? Du,
Mariechcn?"
„Na, Frollein, weenen Sie valleichte nich,
wennse mit de Fresse uffs Pflaster falln?"
R. P. W.
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