sind, Kurven im Hundertkilomcter-Tempo zu
nehmen? Mit Nichten! Und so beschloß denn
auch ich, dem Wintersport beizutreten.
Als wesentlichste Voraussetzung unseres
kühnen Unternehmens erkannten wir klaren
Blickes die Beschaffung wintersportlicher Be-
kleidung und Ausrüstung. Tagelang durch-
streisten wir die einschlägigen Geschäste der
Stadt nach himbeerfarbenen Shawls, grünen
Pullovern, kanarienvogelgelben Handschuhen
und allen jenen seltsam gemusterten Beklei-
dungsstücken, wie sie die Phantasie eines
sarbenblinden Eskimos erfunden haben soll.
Selbst der älteste Droschkengaul hätte vor
unserer Erscheinung unter Protest die Flucht
ergriffen. Als Meisterstück wintersportlicher
Kleidung konnte jedoch zweifellos Marias aus
Maß gefertigte Männerhose gelten. Ueber
die Hüftpartie gestrafft, wirkte sie, jedes
Muskelspicl anschaulich demonstrierend, in der
Tat wie „angegossen", und wenn ich Marias
darin verstaute Sitzgelegenheit mit zwei an-
einander gehefteten Stecknadelkißchen ver-
gleiche, soll bis zum Platzen pralle Gespannt-
heit das tortium oomparatioms auödrücken.
Nachdem wir uns auf diese Weise bereits
äußerlich als verwegene Wintersportler legi-
timieren konnten, erwarben wir noch sämtliche,
für die Ucberwindung von Glcitffächen be-
nötigten Utensilien, wie Skier, Rodel, Schlitt-
schuhe, einen Kochkessel und eine Erböwurff,
und durften somit getrosten Mutes hoffen,
gegenüber aller Schikanen der winterlichen
Natur hinlänglich gefeit zu sein.
Ungewohnt frühe Morgenstunde — eö
mochte kaum elf Uhr sein — fand uns schon
rüstig im Vorgelände der Alpen auf dem An-
marsch zum „Gamskogel". Diese nicht un-
wesentliche, sogar aus der Karte gekennzeich-
nete Bodenerhebung war mir von skisport-
licher Seite aus dringend zur Befahrung an-
einpfohlen worden. Ich hatte mir die Worte
„Vorderes Jochtaltürl" und „Hintere Kas-
lochalm" sorgfältig in mein Notizbuch ver-
merkt, und war somit über die geographischen
Verhältnisse vollkommen im Bilde.
Wir mochten vom Bahnhof weg bereits
fünfhundert Meter weit gegen den Gamskogel
vorgedrungen sein, als ich im Marschtempo
Marias eine merkliche Verzögerung wahr-
nahm. Sie blieb sogar mehrmals stehen,
machte sich an der Rückseite ihrer Hose zu
schaffen und gestand schließlich unter schmerz-
lichen Seufzern ganz unverhohlen, daß sie
durch ein scheuerndes Gefühl erheblich be-
hindert sei. Meine Beziehungen zu Maria
waren so seelischer Art, daß ich es als un-
schicklich erachtet hätte, mich in ihre körper-
lichen Angelegenheiten einzumengen, und ich
glaubte mich lediglich darauf beschränken zu
müssen, daß ich ihr Mut zusprach und die in
Aussicht stehenden Freuden des Gamskogels
mit begeisternden Worten schilderte. „Sie
haben also in der Tat die Absicht, mich
mit Gewalt aus diesen Gletscher hinauszu-
schlcisen?" frng etwas unwirsch Maria und
deutete mit widerwilliger Gebärde gegen die
in weiter Ferne schimmernde Silhouette des
Gamskogels. „Nein," antwortete ich, und
konnte meine Freude kaum verhehlen, denn
(Fortsetzung S. 38)
(Der «Meister
Im Skisport exzellicr' ich jetzt enorm:
In meiner neuen Gummiunisorm
Don zirka sieben Kilometer Dicke
Begegn' ich freudig jedem Mißgeschicke!
Und haut'ö auf nacktem Stein mich in den
Grund:
Was kümmert'ö mich? Mein Körper bleibt
gesund!
Und wenn ein Sturz mir in die Felsen dröhe,
So — schncllt'S mich höchstens wieder in die
Höhe!
Und meine Latten sind aus blankem Stahl;
Doch dieser Lattenstahl ist kolossal
Elastisch, daß die Spitzen beim Erfassen
Sich bis an meine Nase biegen lassen!
Stabeisern sind die Stecken; meine Schuh'
Sind echt — Rhinozeros. — Kein Känguruh
Und auch kein tolles Jndianerfohlen
Springt so, wie ich, aus den — Pneumatik-
sohlen!
Die Latten folgen meinem Winke blind.
Weil meine Stecken stark — magnetisch sind:
Ich brauch' mit ihnen nur die Richtung weisen,
Und gleich gehorchen meine Latteneisen!
Mit unfern Alpen macht' ich längst schon
Schluß:
Ich fahr' ,'m — Hindukusch und Kaukasus,
Und nächstens hört ihr, daß ich den Herrn
„Maya"
s)m Rucksack 'runterhol' vom — Himalaya!
Beda Hafen
E. Henke
/ j
„Köimcnsc schon Telemark?"
S k i f u r ä
„Nee, der Herr hat ßch mir noch nicht vorgestcllt."
37
nehmen? Mit Nichten! Und so beschloß denn
auch ich, dem Wintersport beizutreten.
Als wesentlichste Voraussetzung unseres
kühnen Unternehmens erkannten wir klaren
Blickes die Beschaffung wintersportlicher Be-
kleidung und Ausrüstung. Tagelang durch-
streisten wir die einschlägigen Geschäste der
Stadt nach himbeerfarbenen Shawls, grünen
Pullovern, kanarienvogelgelben Handschuhen
und allen jenen seltsam gemusterten Beklei-
dungsstücken, wie sie die Phantasie eines
sarbenblinden Eskimos erfunden haben soll.
Selbst der älteste Droschkengaul hätte vor
unserer Erscheinung unter Protest die Flucht
ergriffen. Als Meisterstück wintersportlicher
Kleidung konnte jedoch zweifellos Marias aus
Maß gefertigte Männerhose gelten. Ueber
die Hüftpartie gestrafft, wirkte sie, jedes
Muskelspicl anschaulich demonstrierend, in der
Tat wie „angegossen", und wenn ich Marias
darin verstaute Sitzgelegenheit mit zwei an-
einander gehefteten Stecknadelkißchen ver-
gleiche, soll bis zum Platzen pralle Gespannt-
heit das tortium oomparatioms auödrücken.
Nachdem wir uns auf diese Weise bereits
äußerlich als verwegene Wintersportler legi-
timieren konnten, erwarben wir noch sämtliche,
für die Ucberwindung von Glcitffächen be-
nötigten Utensilien, wie Skier, Rodel, Schlitt-
schuhe, einen Kochkessel und eine Erböwurff,
und durften somit getrosten Mutes hoffen,
gegenüber aller Schikanen der winterlichen
Natur hinlänglich gefeit zu sein.
Ungewohnt frühe Morgenstunde — eö
mochte kaum elf Uhr sein — fand uns schon
rüstig im Vorgelände der Alpen auf dem An-
marsch zum „Gamskogel". Diese nicht un-
wesentliche, sogar aus der Karte gekennzeich-
nete Bodenerhebung war mir von skisport-
licher Seite aus dringend zur Befahrung an-
einpfohlen worden. Ich hatte mir die Worte
„Vorderes Jochtaltürl" und „Hintere Kas-
lochalm" sorgfältig in mein Notizbuch ver-
merkt, und war somit über die geographischen
Verhältnisse vollkommen im Bilde.
Wir mochten vom Bahnhof weg bereits
fünfhundert Meter weit gegen den Gamskogel
vorgedrungen sein, als ich im Marschtempo
Marias eine merkliche Verzögerung wahr-
nahm. Sie blieb sogar mehrmals stehen,
machte sich an der Rückseite ihrer Hose zu
schaffen und gestand schließlich unter schmerz-
lichen Seufzern ganz unverhohlen, daß sie
durch ein scheuerndes Gefühl erheblich be-
hindert sei. Meine Beziehungen zu Maria
waren so seelischer Art, daß ich es als un-
schicklich erachtet hätte, mich in ihre körper-
lichen Angelegenheiten einzumengen, und ich
glaubte mich lediglich darauf beschränken zu
müssen, daß ich ihr Mut zusprach und die in
Aussicht stehenden Freuden des Gamskogels
mit begeisternden Worten schilderte. „Sie
haben also in der Tat die Absicht, mich
mit Gewalt aus diesen Gletscher hinauszu-
schlcisen?" frng etwas unwirsch Maria und
deutete mit widerwilliger Gebärde gegen die
in weiter Ferne schimmernde Silhouette des
Gamskogels. „Nein," antwortete ich, und
konnte meine Freude kaum verhehlen, denn
(Fortsetzung S. 38)
(Der «Meister
Im Skisport exzellicr' ich jetzt enorm:
In meiner neuen Gummiunisorm
Don zirka sieben Kilometer Dicke
Begegn' ich freudig jedem Mißgeschicke!
Und haut'ö auf nacktem Stein mich in den
Grund:
Was kümmert'ö mich? Mein Körper bleibt
gesund!
Und wenn ein Sturz mir in die Felsen dröhe,
So — schncllt'S mich höchstens wieder in die
Höhe!
Und meine Latten sind aus blankem Stahl;
Doch dieser Lattenstahl ist kolossal
Elastisch, daß die Spitzen beim Erfassen
Sich bis an meine Nase biegen lassen!
Stabeisern sind die Stecken; meine Schuh'
Sind echt — Rhinozeros. — Kein Känguruh
Und auch kein tolles Jndianerfohlen
Springt so, wie ich, aus den — Pneumatik-
sohlen!
Die Latten folgen meinem Winke blind.
Weil meine Stecken stark — magnetisch sind:
Ich brauch' mit ihnen nur die Richtung weisen,
Und gleich gehorchen meine Latteneisen!
Mit unfern Alpen macht' ich längst schon
Schluß:
Ich fahr' ,'m — Hindukusch und Kaukasus,
Und nächstens hört ihr, daß ich den Herrn
„Maya"
s)m Rucksack 'runterhol' vom — Himalaya!
Beda Hafen
E. Henke
/ j
„Köimcnsc schon Telemark?"
S k i f u r ä
„Nee, der Herr hat ßch mir noch nicht vorgestcllt."
37