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Schnee...

„Der Schnee allaweil i's aa 'was G'scheer-
keö ..."

„'s gibt ja koan mehr!"

„Der windigste Ofen iS mir liaber als dös
weiße G'schmier."

„Aber Radeln kannst aa net über dei' Ofen-
platten!"

„Wer red't denn vom Rodeln ... ? WaS
brauch« denn mir an Wintersport..? Früher
hat ma an Schnee wegg'raamt, und jetzt taten
s' ihn am liebsten no herraama ..."

„Ja, mei — heutzutag is der Schnee a
Bedürfnisfrage word'n."

„Der g'scheerte Schnee, der saukalte?"

„Unser Zimmersräulein hat a Leidenschaft.
Im Winter bct't sie alle Nacht im Bett, daß
recht schneien soll..."

„Pfui Deisi, gibt's denn so verluderte Weibs-
bilder aa?"

„Bet't sie alle Nacht z'weng an Schnee,
daß sie sich nachher drinna wälzen ko'..."

„Wia d' San im Dreck...!"

„I sag's ja, d' Welt werd alle Tag noch
schlechter.. ."

„Und hundsordinärer ... !"

„Liaber schlaf i unter lauter Kreuzottern,
als wia daß i mi amal in Schnee einileg'n
macht."

„Ja, moanst du, daß dös Mensch allaweil
nur im Schnee umananderslackt?"

Qeis

„Sie is halt ganz narrisch damit."

„Mit'm Schnee-? ? ?"

„Und wenn s' hoamkimmt, riacht dös ganze
Frauenzimmer nach Zigarettenrauch, Mai-
glöckerl und Eierkognak .. ."

„Dös werd dös größer Rätsel sei, wo dös
herkimmt... ?"

„Und auö'n Hemad fliag'n ihr Konfetti und
Lustschlangen außi... Aber a Schnee und
Eisbrocka nia... !"

„Dös iS halt da Wintersport, woaßt ag
schon..."

„Voriges Jahr war s' amal a ganz Monat
fort, und nachher kimmt s' bei uns in d' Küch
cinig'rennt und schreit: Denken S' Eahna,
Herr Loichinger, ivas i dösmal g'funden Hab?

... Und i Hab nur g'sagt: magerer fand S'
wieder worden ... Aber da red't sie weiter:
Denken S' Eahna —- bei a Talfahrt liegt
ans oamal a Kind im Schnee, i hab'ö glei
anfg'hoben und jetzt mit hoambracht.. ."

„Der Vater werd vorausg'fahren sei...?"

„Oder vielleicht fand mehra vocauS-
g fahren?"

„Im Schnee, hat s' g'sagt, war keine Spur
net vorhanden — und i Hab nur g'sagt: aber
magerer fand S' wieder word'n, Fräulein
Nlari . .."

„Ja mit dein Bluatsschnce derf nia net
Schindluader treib'n, und je kälter als er is,
um so leichter kriagt ma a Kind davon, und
der Vater, der iS oorauSg'sahr'n — —*

„Wer hat iin Schnee scho an Vater g'fnn-
den?"

„Da laßt sich koaner sehg'n, da sind'st alla-
weil nur wieder an Schnee-*

„Und wieder a Kind... !"

„Da is der Christbauinschnee schon un-
g'sährlicher..."

„Der iS feuersicher, und koa Zimmerfräulein
hat sich dran je an Finger verbrennt. . ."

„A Blödsinn iS, a ganz damischer, daß der
Rodlcrschnee vom Himmi awifall'n muaß . . ."

„Der nur a Fressen für d' Schneeräumer iS,
für dö Bazi, dö sich draus den schönsten
Wintersport macha..."

„Um sünfc in der Fruah fangen s' schon
an, und mir derfen den Luxus zahl'n . . . Und
dö Sozibazi erspar'» sich a Saison in Davos
oder Holzkirchen ..."

„Gestern sagt mei Bua — er möcht an
Schlitten... Was, Hab i g'sagt, — no oan,
wo wir do schon dös Zimmerfräulein hab'n ...
Und in a paar Jahr kannst dann aa zum
Schneeraamen geh, nachher schaufeln wir uns
dös wieder z'ruck, was ma jetzt für dö Lumpen
zahl'n müassen ..."

„Und der Revanschgedanke marschiert..."

„Sogar übern Schnee ... Rodelheil..!!!"

Ernst Hoferichter

A m U e b u n g s h a n g
„Nee, Ivcnn man hier nich Sand streut,
is et lebensjefährlich!"

de*« 'Sergweft

In der „Allgemeinen Bergsteigerzeitung"
wird von den „ernsten" Touristen gegen den
Berg- und Wintersport der Damenwelt
energisch Front gemacht, weil er nicht der
Natursreude, sondern rein dem Flirtbedürsnisse
entspringe. Hiegegen wollen zunächst die
Wiener Touristinnen östentlichen Protest ein-
legen, um im Anschluß daran eine Art selb-
ständigen weiblichen Deutsch-österreichischen
Alpenverein ing Leben zu rufen.

Soll der Endzweck der beiderseitigen Be-
strebungen restlos erfüllt werden, so bleibt
nichts übrig, als die Errichtung männlicher
und weiblicher „Naturschutzgebiete", die sich
vielleicht am praktischsten an männliche und
weibliche Bergnamen anlehnen, so daß zum
Beispiel der Schneeberg, der Wendelstein usw.
für Herren, die Raxalpe, die Rote Wand usw.
für Damen reserviert werden, wenn man nicht
zum alten Schwimmbadsystem greifen und für
die Gesamtalpen Herren- und Damenstunden
einführen will. Dorzuziehen ist aber das crstere
Verfahren, weil cS für unverbesserliche Pous-
sierer immerhin noch neutrale Gebiete übrig
läßt, wie zum Beispiel das Steinerne Meer,
das Sudelfeld, das Kreuzeck, das Ettaler
Mandl (?) usw. — In Voraussicht dieser
Lösung sollen die Bauplatzpreise für neue
Massenunterkunftshotels an solchen neutralen
Stellen bereits ins Märchenhafte gestiegen
sein. J. A. Sowas

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Index
Ernst Hoferichter: Stammtisch König Otto von Griechenland
Josef Geis: Susanna im Schnee
Friedrich (Fritz) Heubner: Am Übungshang
J. A. Sowas: Aus der Bergwelt
 
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