Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (33.1928, (Nr. 1-52))

E m p f e h l u n g

„Haben Sie vielleicht zufällig etwas Erotisches unter Ihren Büchern?"
„Gewiß, Madame, jede Seite davon erspart Ihnen einen Mann!"

Von Mura

Die Liebe wird nicht erkauft, sondern ver-
kauft. Die das Gegenteil glauben, erleiden
viele Enttäuschungen.

Nähere dich keiner Frau, weil sie deine
Persönlichkeit ergänzt! Du wärest genötigt,
für immer ihre Ueberlegenheit anzuerkennen.
Die Frauen aber lieben die Männer nicht,
denen sie überlegen sind.

Liebe und Fieber hängen nicht von unserein
Willen ab. Fordere nicht, daß ein Weib sie
dir gerade in der oder der Stunde schenke!

Zweie träumen nicht in der Liebe. Eins ist
immer sehr wach. Sorge dafür, daß du mit
offenen Augen träumst!

Es scheint leicht, eine Frau zu küssen. Aber
ein richtiger Kuß ist selten wie eine Erbschaft
aus Amerika. Unter hunderttausenden von
Küssen ist nur ein verschwindender Prozentsaß
vollgültig. Alle übrigen sind überflüssig.

Bedränge eine Frau nicht zu sehr mit
deinem Begehren! Wenn du drei Monate lang
jede Aufmerksamkeit an sie verschwendet hast
und sie dich dann noch nicht liebt, dann gib
sie auf! Sie wird niemals für dich empfinden,
und wenn sie dir doch noch ihre Liebe schenkte,
dann würde diese dem Mitleid und der Barm-
herzigkeit ähnlicher sein als just der Liebe.

Wenn du einer Frau deine Liebe erklärst,
dann behalte die Hände nicht -in den Taschen,
setze nicht einen Fuß auf den andern, lehne
dich auch nicht an die Wand: auf keinen Fall
aber knie vor ihr nieder!

Fordere nicht, eine Geliebte und zugleich die
Wahrheit zu besitzen; wähle eine von beiden!

(Autorisierte Ucbcrtragnng rion Johannes Kunde.)

C^fyurc

Von.Theodor Riegler

Ich sitze, so >vie sonst, in der Kanzlei,
bind alle Türen sind so schlecht geölt.

Es regnet sachlich, und ein Auto gröhlt,

Und irgend jemand sagt: „ich bin so frei.. .*

Ich l)abe mich zwei Tage nicht rasiert,

Und auch mein Kragen ist schon etwas grau.
Ich brauche einen Ofen, eine Frau,

Doch niemand weiß, wie meine Seele friert.

ffch schreibe Zahlen aus ein Blatt Papier
Und bin acht Stunden täglich hinter Gittern.
Es dunkelt nüchtern. Niemand ist bei mir.
Und meine schlecht bezahlten Hände zittern.

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