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Erfahrung

„Meine Tricy hat sich ein Gummibällchen zu Weihnachten gewünscht."
„Und am nächsten Tag wird sie's sicher schon gegen eine Leberwurst
Umtauschen!"

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C^J^adrennfalirer=(fiJhivnilienlebevi

us einem Cls\adrennjanrer=<^'amii

Von Ödön Horvath

Er überrundet bereits die sechste Nacht im Sportpalast — und sein
Endspurt zwingt den Zeitrichter, die Lichtsekundenstoppuhr zu zücken!

Inzwischen streitet zu Hause seine Frau mit der Nachbarin:

„Was? Ich habe ein Rad zuviel? Ja — gibt es denn ein Rad mit
Ivenigcr als zwei Rädern?!"

Und was schreibt wohl dem Weihnachtsmann dieser Beider
Kindlein, dag fast auf einem Dauerrade geboren wurde, wäre seine
geistesgegenwärtige Mutter nicht noch im allerletzten Augenblicke
abgesprungen?

Es schreibt:

„Dn guter Weihnachtsmann
gib, das; ich bald kann
radfahren um häuslichen Herd
rascher als Mond um Erd'."

Dann schläft eö ein und träumt, während Dater siegt und Mutter
Reisen stickt, von Motorradelfen und dem Prinzeßlein im Beiwagen;
und von Kühlerkobolden auf Märchenkraftwägen und den sieben rad-
sahrenden Geißlein, Bremöhexen und Ueberfetzungsschlänglein — —

fyC^unfclisseHelßien

Herr Oberlehrer Knatterslucht
wünscht tausend Kilo Klassenzucht,

Band sechsunddreißig von Goethe,

ein dezentes Mittelchen gegen Nasenröte,

ein Blähung treibendes Teechen,

und, wenn es sein kann, ein Kissen in den

LandeSsarben sür's Kanapeechen!
Fräulein Brigittigitt Jmmertrüber
wünscht etwas WollgehäkelteS darüber
und etwas Baumwollenes ohne Namen,
vielleicht auch (aber nur vielleicht) einen

mit Rosen bestickten Rahmen
für verflossene Seelchen
auf's Paneelchen!

Der Säugling Christoph Ucker,narck

wünscht weder Milch noch Tran noch Ouark.

Ein deutscher Sproß

braucht nur ein Roß,

einen leichten Stahlhelm sür's Köpfchen

und ein „Heil dir im Siegerkranz"

plätscherndes Töpfchen!

H. Roßbach er

QÜÄnaäüLnflt

Der grüne Weihnachtsbaum wurde lange
Zeit von der christlichen Obrigkeit mißbilligt,
weil er auf das Heidentum hinwies. Tat-
sächlich dient er auch heute noch zu einer
H e i d e n r e k l a m c !

*

Weihnachten ist das Fest der Liebe und des
sozialen Ausgleichs. Der Diener bekommt
seine Leckerbissen aus einem Eßteller, der
Herr dagegen in einem Freßkorb.

»

Es weckt heute noch Empörung, daß die
Eltern des Heilandes im damaligen Palästina
mit einem Stall vorlieb nehmen mußten.
Wer weiß aber, ob sie im heutigen Deutsch-
land noch eine unbesetzte Futterkrippe gefun-
den hätten! J. A. S.



„Entsetzlich, wie sich diese Menschen abhetzen!"

„Da müssen'se erst mal mit meiner Frau Wcihnachtseinkäufe machen!"

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Register
J. A. S.: Weihnachtskonfekt
Dugo: Erfahrung
Werner Paul Schmidt: Zeichnung ohne Titel
Ödön v. Horvath: Aus einem Radrennfahrer-Familienleben
Heinrich Roßbacher: Wunschzettelchen
 
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