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cdJ3nefe an der
QUeihnaäit
smann
Lieber Weihnachtsmann!
Du weißt, was ich mir
wünsche. Du kennst mich.
Escherich, Forstrat.
Lieber, lieber Weihnachtsmann!
Wenn du den Mond im näch-
sten c*n ganz klein bißchen
näher hängen könntest! Bei-
nah kann ich ihn nämlich mit
meiner Mondrakete schon er-
reichen. Dein treuer Friß Opel.
Schenk mir ein Periskop, mit
dem ich jeden Abend vorm
Schlafengehen unters Bett sehen
kann, ob sich nicht Freimaurer
darunter versteckt haben; das
ewige Bücken ist mir so unbe-
quem. Ludendorff.
Hochzuverehrender Nikolaus!
Du bist doch auch monarchisch,
könntest Du mir nicht 22 Kronen
und Krönchen bringen? Meine
Parteigenossen wollen nicht mehr-
recht mitspielen. Hugenberg.
P.S.: Der Kinoapparat, den
Du nur voriges Jahr geschenkt
hast, funktioniert nicht ganz.
Lieber Weihnachtsmann!
Was ich mir wünsche? Nach-
dem du mir schon so viel geschenkt
hast!? Ich wünsche mir einen
alltäglichen Luftverkehr mit mei-
nem Zepp von Pol zu Pol. Aber
immer nur mit Derkretern der
Presse! Das bringt viel An-
erkennung und macht einen
Heidenspaß!
Don ganzem Herzen Dein Eckener.
Du weißt, wie ich dich liebe, zartes Kind,
Und was ich, wenn ich könnte, für dich täte!
D'rurn sei mit deinem Urteil sanft und lind,
Wenn ich mit meinen Gaben vor dich trete!
Dies Katzenfell — du hast ja Phantasie! —
Ist eigentlich ein Tiger aus Bengalen,
Und eigenhändig Hab' ich dieses Dich
Geschossen unter Durst- und Hungerqualen!
lind aus gefärbtem Glas dies HalSgeschmcid'
Ist ein Korallenkleinod, daS ich tauchend
Dem Ozean entriß mit List und Schneid,
Mit wüsten Haien um die Deute fauchend!
ci um
Und diese Milchglasdose, matt und tot.
Ist alabastern oder elfenbeinern. —
Jedoch wozu? Dir ist ja gar nichts not!
Der Dose Inhalt kann dich kaum verfeinern!
Du hast ja schon das wundervollste Fell,
Und deine Zähne sind ja selbst Korallen:
Wie kann dir da, mein braver Herzgesell',
Ein umgehängtes Schmuckstück noch gefallen?!
Ein Prachtstück bist du schon für dich allein!
Ich glaub' nicht, daß ich eine Steig'rung wüßte.
Ist nicht dein Bein das schönste Elfen-Bein
Und Alabaster deine zarten Brüste?!
Nachdem - man, >vaS selten
genug vorkommt in diesen wenig
wirtlichen Tagen, cinigemale im JahreSnotiz-
heft geblättert, um, leicht vergessend die
stüchtigen Wünsche des Herzens, sich bei vor-
handener Gelegenheit des ungebührlich reichen
Schatzes — nicht immer schwereloser, geistiger,
nein, schlechtweg banaler Materie verknüpfter
— Begehrlichkeit zu erinnern, wird man im
Grunde inne, daß des Nie-Erreichbaren zu viel,
des Geschmäcklerisch-Einfältigen zu wenig vor-
handen ist, um zur Feder zu greifen. Schenken?
Möge man immer! Wo es am Platze und in
der Ordnung ist. Thomas Mann.
P.S.: Bücher sind nun einmal meine Freude.
Es ist nicht nötig, daraus hinzuweisen, aber
wie sollte man es nicht anführen.
Nun komm' und hänge dich an meine Brust,
Auch wenn dein erster Blick mich scheinbar tadelt.
Du lächelst aber! Ach, ich hab's gewußt,
Daß große Liebe kleine Gaben adelt!
Lieber, guter Weihnachtsmann!
Schenke mir bitte, bitte! irgendein neues
Instrument, mit dem ich noch nicht Unsinn
gemacht habe. Die alten langweilen mich sooo!
Beda Hafen Dein herzlicher Grock. T.
830
cdJ3nefe an der
QUeihnaäit
smann
Lieber Weihnachtsmann!
Du weißt, was ich mir
wünsche. Du kennst mich.
Escherich, Forstrat.
Lieber, lieber Weihnachtsmann!
Wenn du den Mond im näch-
sten c*n ganz klein bißchen
näher hängen könntest! Bei-
nah kann ich ihn nämlich mit
meiner Mondrakete schon er-
reichen. Dein treuer Friß Opel.
Schenk mir ein Periskop, mit
dem ich jeden Abend vorm
Schlafengehen unters Bett sehen
kann, ob sich nicht Freimaurer
darunter versteckt haben; das
ewige Bücken ist mir so unbe-
quem. Ludendorff.
Hochzuverehrender Nikolaus!
Du bist doch auch monarchisch,
könntest Du mir nicht 22 Kronen
und Krönchen bringen? Meine
Parteigenossen wollen nicht mehr-
recht mitspielen. Hugenberg.
P.S.: Der Kinoapparat, den
Du nur voriges Jahr geschenkt
hast, funktioniert nicht ganz.
Lieber Weihnachtsmann!
Was ich mir wünsche? Nach-
dem du mir schon so viel geschenkt
hast!? Ich wünsche mir einen
alltäglichen Luftverkehr mit mei-
nem Zepp von Pol zu Pol. Aber
immer nur mit Derkretern der
Presse! Das bringt viel An-
erkennung und macht einen
Heidenspaß!
Don ganzem Herzen Dein Eckener.
Du weißt, wie ich dich liebe, zartes Kind,
Und was ich, wenn ich könnte, für dich täte!
D'rurn sei mit deinem Urteil sanft und lind,
Wenn ich mit meinen Gaben vor dich trete!
Dies Katzenfell — du hast ja Phantasie! —
Ist eigentlich ein Tiger aus Bengalen,
Und eigenhändig Hab' ich dieses Dich
Geschossen unter Durst- und Hungerqualen!
lind aus gefärbtem Glas dies HalSgeschmcid'
Ist ein Korallenkleinod, daS ich tauchend
Dem Ozean entriß mit List und Schneid,
Mit wüsten Haien um die Deute fauchend!
ci um
Und diese Milchglasdose, matt und tot.
Ist alabastern oder elfenbeinern. —
Jedoch wozu? Dir ist ja gar nichts not!
Der Dose Inhalt kann dich kaum verfeinern!
Du hast ja schon das wundervollste Fell,
Und deine Zähne sind ja selbst Korallen:
Wie kann dir da, mein braver Herzgesell',
Ein umgehängtes Schmuckstück noch gefallen?!
Ein Prachtstück bist du schon für dich allein!
Ich glaub' nicht, daß ich eine Steig'rung wüßte.
Ist nicht dein Bein das schönste Elfen-Bein
Und Alabaster deine zarten Brüste?!
Nachdem - man, >vaS selten
genug vorkommt in diesen wenig
wirtlichen Tagen, cinigemale im JahreSnotiz-
heft geblättert, um, leicht vergessend die
stüchtigen Wünsche des Herzens, sich bei vor-
handener Gelegenheit des ungebührlich reichen
Schatzes — nicht immer schwereloser, geistiger,
nein, schlechtweg banaler Materie verknüpfter
— Begehrlichkeit zu erinnern, wird man im
Grunde inne, daß des Nie-Erreichbaren zu viel,
des Geschmäcklerisch-Einfältigen zu wenig vor-
handen ist, um zur Feder zu greifen. Schenken?
Möge man immer! Wo es am Platze und in
der Ordnung ist. Thomas Mann.
P.S.: Bücher sind nun einmal meine Freude.
Es ist nicht nötig, daraus hinzuweisen, aber
wie sollte man es nicht anführen.
Nun komm' und hänge dich an meine Brust,
Auch wenn dein erster Blick mich scheinbar tadelt.
Du lächelst aber! Ach, ich hab's gewußt,
Daß große Liebe kleine Gaben adelt!
Lieber, guter Weihnachtsmann!
Schenke mir bitte, bitte! irgendein neues
Instrument, mit dem ich noch nicht Unsinn
gemacht habe. Die alten langweilen mich sooo!
Beda Hafen Dein herzlicher Grock. T.
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