„Friedrich der Große" und „Wilhelm der
Große" getauft worden wären; das Hof-
marschallamt sandte dem Brief, damit er
uneröffnet zurückgeholt würde, einen Kurier
nach; dieser kam aber einen halben Tag zu
spät. -
Der Brief selbst kam mehr als zehn Jahre
zu spät.
#
Die Deutsche Reichspost hat zum erstenmal
durch Fernkabel-Lautsprecher eine Konferenz
hergestellt, deren Teilnehmer sich in den ver-
schiedensten deutschen Städten, viele hundert
Kilometer voneinander getrennt, befanden,
und die einander alle doch so hörten, als ob
sie an einem Tisch säßen. —
Ein Glück für die Preußen, die jetzt mit
Bayern verhandeln sollen!
*
In Lippe scheiterte das Verlangen der
Landwirtschaft nach einem Volksentscheid über
die Frage: „Sind Gemeindebullen nötig oder
nicht?" an der Gleichgültigkeit der Stadt-
bevölkerung. —
Eö sind immer dieselben indolenten Kreise,
die den höchsten Fragen der Nation kein In-
teresse entgegenbrinqen.
T.
Werner P. Schmidt
Der Idealist
„Was kann man einem Weltmeister iin
Schwergewicht zum Neujahr noch wünschen?"
„Machen'se mich durch Ihre Liebe zum
Leichtjewichtler im Amateurboxen, Madame!"
Von Jo Hanns Rösler
Fritsche aus Freiberg geht zum Friseur in
Freiberg. Am Sylvesterabend.
Sylvesterabend gehen viele Leute zum
Friseur. Männlein wie Weiblein. Lassen sich
ausrasieren. Männlein wie Weiblein. Lassen
sich die Locken eindrehen. Männlein wie
Weiblein. Denn man trägt unnötigen Haar-
wuchs nicht gern in das neue Jahr hinüber.
Abgesehen von dem den Neujahrsver-
lobungen unzuträglichen Mangel an glatten,
kußzugänglichen Stellen.
Deswegen geht Fritsche aus Freiberg zum
Friseur in Freiberg. Am Sylvesterabend.
Fritsche hat Glück. Er muß nur zwanzig
Minuten warten. Daö ist bei einem Frei-
berger Friseur am Sylvesterabend ein großes
Glück. Zumal, wenn der Friseur allein arbeitet.
Fritsche setzt sich in den Sessel, Und sagt:
„Haarschneiden."
„Haarschneiden?" fragt der Friseur verdutzt.
„Haarschneiden", antwortet Fritsche seelen-
ruhig. Und nimmt eine dicke Zeitung.
Zehn Nasiersüchtige warten, Und lächeln
geduldig.
Zwanzig Minuten später ist der Haar-
schnitt beendet.
MAUXION
SCHOKOLADE
* Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen
14
1929 / JUGEND Nr. 1
Große" getauft worden wären; das Hof-
marschallamt sandte dem Brief, damit er
uneröffnet zurückgeholt würde, einen Kurier
nach; dieser kam aber einen halben Tag zu
spät. -
Der Brief selbst kam mehr als zehn Jahre
zu spät.
#
Die Deutsche Reichspost hat zum erstenmal
durch Fernkabel-Lautsprecher eine Konferenz
hergestellt, deren Teilnehmer sich in den ver-
schiedensten deutschen Städten, viele hundert
Kilometer voneinander getrennt, befanden,
und die einander alle doch so hörten, als ob
sie an einem Tisch säßen. —
Ein Glück für die Preußen, die jetzt mit
Bayern verhandeln sollen!
*
In Lippe scheiterte das Verlangen der
Landwirtschaft nach einem Volksentscheid über
die Frage: „Sind Gemeindebullen nötig oder
nicht?" an der Gleichgültigkeit der Stadt-
bevölkerung. —
Eö sind immer dieselben indolenten Kreise,
die den höchsten Fragen der Nation kein In-
teresse entgegenbrinqen.
T.
Werner P. Schmidt
Der Idealist
„Was kann man einem Weltmeister iin
Schwergewicht zum Neujahr noch wünschen?"
„Machen'se mich durch Ihre Liebe zum
Leichtjewichtler im Amateurboxen, Madame!"
Von Jo Hanns Rösler
Fritsche aus Freiberg geht zum Friseur in
Freiberg. Am Sylvesterabend.
Sylvesterabend gehen viele Leute zum
Friseur. Männlein wie Weiblein. Lassen sich
ausrasieren. Männlein wie Weiblein. Lassen
sich die Locken eindrehen. Männlein wie
Weiblein. Denn man trägt unnötigen Haar-
wuchs nicht gern in das neue Jahr hinüber.
Abgesehen von dem den Neujahrsver-
lobungen unzuträglichen Mangel an glatten,
kußzugänglichen Stellen.
Deswegen geht Fritsche aus Freiberg zum
Friseur in Freiberg. Am Sylvesterabend.
Fritsche hat Glück. Er muß nur zwanzig
Minuten warten. Daö ist bei einem Frei-
berger Friseur am Sylvesterabend ein großes
Glück. Zumal, wenn der Friseur allein arbeitet.
Fritsche setzt sich in den Sessel, Und sagt:
„Haarschneiden."
„Haarschneiden?" fragt der Friseur verdutzt.
„Haarschneiden", antwortet Fritsche seelen-
ruhig. Und nimmt eine dicke Zeitung.
Zehn Nasiersüchtige warten, Und lächeln
geduldig.
Zwanzig Minuten später ist der Haar-
schnitt beendet.
MAUXION
SCHOKOLADE
* Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen
14
1929 / JUGEND Nr. 1