Moderne Ing e n d
„2llso, mein kleines Fräulein, zwei Eßlöffel Rizinusöl!"
„Unfo ich hatte mir schon ein p s y ch i s ch e S Leiden erhofft!"
sieht auch der andere die Vision des Ster-
benden, sieht dessen Weib und Kind, dessen
Leben. Grauen umklammert den lautlos Be-
obachtenden, lähmt ihn in irrsinniger Pein.
Seine Vision — die Vision des Sterbenden —
wächst riesengroß, füllt den Raum an, reckt
sich zum Sternenhimmel empor. Wie ein Vor-
hang reißt das Dunkel, das seine Seele um-
hüllt hat. Er sieht, er fühlt mit einem
Male das Leben der Welt, weiß um die
Geburten dieser Stunde, aller Stunden, leidet
unter den Wehen alles Werdenden und den
-Oualen alles Vergehenden. Ist selber die
Liebe, die dem Leben hilft, sich zu erneuern,
und die dem Tode verbündet ist. Wird durch-
schüttelt von dem übermenschlichen Geheimnis
dieser Welt, von den Geheimnissen aller
Welten, die über ihm kreisen im unendlichen
Raume.
Er fühlt die Zeit nicht mehr. Lebt er?
Lebt der andere? Langsam glimmt ein fahles
Dämmerlicht herauf, breitet sich wie ein ver-
blichener, ungeheurer Schatten über die Ebene
aus. Stumm und eisig ruhen die Weiten.
Himmel? Erde? Leben? Tod?
Allmählich versinkt die Dämmerung im
wärmeren Licht des scheu aus der Unendlich-
keit tretenden neuen TageS. Ein Wind weht.
Getier erwacht. Vögel zwitschern. Die Welt
besinnt sich auf sich selbst. Die Sonne will
wieder aufgehen.
Ihre ersten Strahlen treffen zwei Männer,
die, zeitlos, am Wege liegen, den Blick in die
Eloigkeit verloren. . .
Von Theodor Riegler
Ich liebe deinen roten Mund (gemalt)
(Du darfst sogar beim Essen leise schmatzen),
Ich weiß es wohl, du küssest öfter Glatzen,
Doch leider bin ich ziemlich schlecht bezahlt.
Und Glatzen haben freilich meistens Geld,
Sie kaufen dir im Winter warme Pelze,
Doch denk' ich d'ran, wenn ich mich schlaflos
wälze,
Daß dir mein braunes Haar „umsonst" gefällt.
Doch ich versteh' die alten Casanovas,
Wenn sie Gefühle stets genau begleichen,
Denn wenn dereinstenS meine Haare bleichen,
(Was bleibt mir übrig?) tu ich selber so was.
Von Ercole Luigi Moroselli
(1882 — 192 1)
Ritterlichkeit
„Worin besteht die Ritterlichkeit im Duell?"
fragte ich den Stier. „Zum Teufel . . ."
antwortete das Tier, „im unentwegten Bieten
der Stirne!" — „Die selbe Frage stellte ich
an den Esel. „Zum Henker," antwortete
dieser prompt, „im unentwegten Bieten des
Hinterteils!"
Daß doch auch bei den Tieren das Gesetz
der Ritterlichkeit dem Gesetz des eigenen Vor-
teils weichen mußte!
Mitleid
Wie seelengut ist doch die arme Zwiebel!
Als ich sie neulich zerschnitt und sie mich heiße
Tränen weinen sah, seufzte sie: „Wie süß ist
doch daS Sterben, weiß man sich s o beweint."
Vorbehalt
„Ick gloobe, Mä'chen, du liebst mir!"
„Wann vor der Polizeistund' koa anderer
mehr kimmt, war's net auSg'fchloffen!"
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Jeder
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7^einzceund,dec
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^ JTuarffpönffn:
mal gehörig
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MiNeplinke: LH
-MiiitMaaßen
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den
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7^ leitet lvoc-
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„2llso, mein kleines Fräulein, zwei Eßlöffel Rizinusöl!"
„Unfo ich hatte mir schon ein p s y ch i s ch e S Leiden erhofft!"
sieht auch der andere die Vision des Ster-
benden, sieht dessen Weib und Kind, dessen
Leben. Grauen umklammert den lautlos Be-
obachtenden, lähmt ihn in irrsinniger Pein.
Seine Vision — die Vision des Sterbenden —
wächst riesengroß, füllt den Raum an, reckt
sich zum Sternenhimmel empor. Wie ein Vor-
hang reißt das Dunkel, das seine Seele um-
hüllt hat. Er sieht, er fühlt mit einem
Male das Leben der Welt, weiß um die
Geburten dieser Stunde, aller Stunden, leidet
unter den Wehen alles Werdenden und den
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Liebe, die dem Leben hilft, sich zu erneuern,
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dieser Welt, von den Geheimnissen aller
Welten, die über ihm kreisen im unendlichen
Raume.
Er fühlt die Zeit nicht mehr. Lebt er?
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aus. Stumm und eisig ruhen die Weiten.
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Doch ich versteh' die alten Casanovas,
Wenn sie Gefühle stets genau begleichen,
Denn wenn dereinstenS meine Haare bleichen,
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Von Ercole Luigi Moroselli
(1882 — 192 1)
Ritterlichkeit
„Worin besteht die Ritterlichkeit im Duell?"
fragte ich den Stier. „Zum Teufel . . ."
antwortete das Tier, „im unentwegten Bieten
der Stirne!" — „Die selbe Frage stellte ich
an den Esel. „Zum Henker," antwortete
dieser prompt, „im unentwegten Bieten des
Hinterteils!"
Daß doch auch bei den Tieren das Gesetz
der Ritterlichkeit dem Gesetz des eigenen Vor-
teils weichen mußte!
Mitleid
Wie seelengut ist doch die arme Zwiebel!
Als ich sie neulich zerschnitt und sie mich heiße
Tränen weinen sah, seufzte sie: „Wie süß ist
doch daS Sterben, weiß man sich s o beweint."
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„Ick gloobe, Mä'chen, du liebst mir!"
„Wann vor der Polizeistund' koa anderer
mehr kimmt, war's net auSg'fchloffen!"
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