Qs^olfcifcLes C^Jlieaier
3n Frankfurt und Hamburg und anderwärts
ist feit Wochen
Ln den Theatern Krieg ausgebrochen...
Manchen, der sich nicht schleunigst verkrochen,
trafen faule Eier mitten inü Herz.
Völkische Seelen begannen zu kochen.
Es wurde geflucht, gehau n und gestochen.
Man warf Bomben, die scheußlich rochen.
Und daö alles aus einwandf-rei deutschem Schmerz.
Es kam nicht gerade zu Blutvergießen.
Man verwandte modernere Sachen:
Gase zum Husten, Gase zum Niesen,
Gase zum Weinen und Gase zum Lachen.
Mitunter ließen
die chemisch gereinigten Helden Frösche schießen.
DaS war ein Stinken, Jammern und Krachen!
Zwischendurch wurde Sankt Wotan gepriesen.
Da war nichts dagegen zu machen.
Wie wir aus diesem Gestanke nahestehenden Kreisen hören,
ist man dortselbst entschlossen,
die Theater auch ferner zu stören.
Es wird also weitergeschossen!
Aber nicht länger mit harmlosen Gasen,
die nur die Augen, Ohren und Nasen
ein bißchen empören,
sondern mit Grünkreuz, auch mit Phosgen vielleicht,
solange der kleine Vorrat reicht.
Daraufhin faßten alle Parteien
des Reichstags im Hammelsprung den Beschluß:
daß jeder Theaterbesucher eine Gasmaske leihen,
im Abonnement sogar eine Eigentumsmaske tragen muß.
Die Schauspieler wären, weil überflüssig, zu entfernen,
und aus den Theatern, heißt cS, würden zum Schluß
Kasernen. Erich Kästner
LAFONTAINE / ERGÖTZLICHE GESCHICHTEN
mit 12 Wieder gaben nach
Kupfern von Ch. Eisen
in Halbleinen Mk. 3.—
★
Von dem kleinen Pracht*
werk, das längere Zeit auf
dem Büchermarkt fehlte,
erschien soeben das
5. n. 6. Tausend
*
Der Dürerbund schreibt;
Geistreiche ironische dem
Thema Liebe und Ehe ge*
widmete Novelletten
Das hübsche Buch ist mit
12 ungemein reizvollen
Kupfern von Ch. Eisen
stilvoll ausgestattet
*
G. HIRTH'S VERLAG G.M.B.H. ^RICHARD PFLAUM A G.) MÜNCHEN HERRNSTR. 2-10
1929 / JUGEND Nr. 2
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen
32
3n Frankfurt und Hamburg und anderwärts
ist feit Wochen
Ln den Theatern Krieg ausgebrochen...
Manchen, der sich nicht schleunigst verkrochen,
trafen faule Eier mitten inü Herz.
Völkische Seelen begannen zu kochen.
Es wurde geflucht, gehau n und gestochen.
Man warf Bomben, die scheußlich rochen.
Und daö alles aus einwandf-rei deutschem Schmerz.
Es kam nicht gerade zu Blutvergießen.
Man verwandte modernere Sachen:
Gase zum Husten, Gase zum Niesen,
Gase zum Weinen und Gase zum Lachen.
Mitunter ließen
die chemisch gereinigten Helden Frösche schießen.
DaS war ein Stinken, Jammern und Krachen!
Zwischendurch wurde Sankt Wotan gepriesen.
Da war nichts dagegen zu machen.
Wie wir aus diesem Gestanke nahestehenden Kreisen hören,
ist man dortselbst entschlossen,
die Theater auch ferner zu stören.
Es wird also weitergeschossen!
Aber nicht länger mit harmlosen Gasen,
die nur die Augen, Ohren und Nasen
ein bißchen empören,
sondern mit Grünkreuz, auch mit Phosgen vielleicht,
solange der kleine Vorrat reicht.
Daraufhin faßten alle Parteien
des Reichstags im Hammelsprung den Beschluß:
daß jeder Theaterbesucher eine Gasmaske leihen,
im Abonnement sogar eine Eigentumsmaske tragen muß.
Die Schauspieler wären, weil überflüssig, zu entfernen,
und aus den Theatern, heißt cS, würden zum Schluß
Kasernen. Erich Kästner
LAFONTAINE / ERGÖTZLICHE GESCHICHTEN
mit 12 Wieder gaben nach
Kupfern von Ch. Eisen
in Halbleinen Mk. 3.—
★
Von dem kleinen Pracht*
werk, das längere Zeit auf
dem Büchermarkt fehlte,
erschien soeben das
5. n. 6. Tausend
*
Der Dürerbund schreibt;
Geistreiche ironische dem
Thema Liebe und Ehe ge*
widmete Novelletten
Das hübsche Buch ist mit
12 ungemein reizvollen
Kupfern von Ch. Eisen
stilvoll ausgestattet
*
G. HIRTH'S VERLAG G.M.B.H. ^RICHARD PFLAUM A G.) MÜNCHEN HERRNSTR. 2-10
1929 / JUGEND Nr. 2
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen
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