Carl Keßler
Der Fahrtzeiger
e flüchteten alle
in je, Menschen.
mehr um den
ten. Schneller!
c noch hinter
'ine. Schneller!
trecke. HerauS-
n. Sie rief den
legte die Hand
>te: „Mohne —
icller! Hundert,
nende herumqe-
ller! „Frerk!!!"
Frerk?" Keine
nich!. Aber nicht
l die Hand aber-
für den Anruf,
neu. Geradeaus
?!" schreit Frau
raft, mit letzter
im Vagen aus. Beugt sich neben ihren Ncann nach vorn. Greift
besinnungslos zu. Packt — obwohl sie nicht um den rechten weiß —
nicht den Ganghebel, sondern den Hebel der Handbremse. Der Wagen
heult auf vor Wut. Verlangsamt die Fahrt. Steht. Wenige Meter
vor dem Wasser.
„Frerk — ?" Keine Antwort. Beide Hände legt Frau Ottilie ihrem
Mann auf die Schultern. Der wendet den Kopf nicht. Die Frau
beugt sich über ihn. Sieht ihm ins Gesicht. Schreit auf.
Am Steuer sitzt ein Toter.-
Bei ihrer Heimkehr fand Frau Ottilie oben auf den Büchern im
Privatbüro Frerk IdwersenS diesen Brief: „Ich bin nicht mit meinem
Wagen verunglückt. Freien Willens bin ich in den Tod gegangen.
Ein bankerotter Mann. Im bleberfluß erstickt. Vielleicht wäre im
allerletzten Augenblick das Steuer des Geschäftsschiffes noch herum-
zureißen gewesen und für Kai, meinen Jungen, noch genug übrig-
qeblieben, von neuem zu beginnen. Für die Fahrt dorthin aber bin
ich nicht mehr der Mann. Lavieren nach dem Geradeaussausen vor
dein Sturm auf offenem Meer? Nein!
Meine Frau nehme ich mit mir hinunter. Warum, geht niemand
auf Erden etwas an, ob Gott, an den sie — Gegensatz zu mir —
glaubt, wird sich erweisen.
Brilon, am 2. Dezember 1923.
Frerk Idwersen."
Frau Ottilie riß im letzten Augenblick das Steuer des Geschäftö-
schifjeS herum, rettete es für Kai vor dem Untergang und brachte es in
den Hafen.
Ihrem Manne ließ sie einen Grabstein setzen, auf dem nichts als
ein Name und ein Spruch stand. Matthäus 7, 1 mußte der Steinmetz
unter den Namen Frerk Idwersen in den Findling eingraben. Nur
dieses Wort, nur diese beiden, durch ein Komma getrennten Zahlen.
Was Matthäus Sieben am Ersten geschrieben steht, mochte jeder
selber Nachlesen, der an dem Geschick ihres Mannes und dem ihren
soviel Anteil nahm, daß er, um es zu erfahren, die Mühe des Dibel-
aufschlagenS nicht für zu groß erachtete.
Sinken Flocken müd im Wind
Vogel scherzt am Bach —
bleicher Weg Vergessen sinnt
kleines Lied zerbrach . . .
finster droht im Feld ein Baum
Wälder stumm verweh n —
schwarzer Zauberkreise Traum
keifend Krähen dreh'n.
Winken Abendfernen rot —
purpurn stirbt ein Stein —
balde kommt ein leiser Tod
und wir finden heim . . .
Diemar Moering
Von Ladislaus Lakatos
Du bist ein großer Mann, denn du hältst
ja mich für einen großen Mann. Das ein-
zige Zeichen deiner Größe ist, daß du von
meiner Größe überzeugt bist. Sobald du an
meiner Größe zu zweifeln beginnst, wirst
auch du im Dtu klein sein. So klein, lvie du
mich siehst, und so klein, lvie dli lvirklich bist.
Sie ist mir treu. Wäre sie niir nicht treu,
so hätte sie mich betrogen. Hätte sie mich
betrogen, so lvürde ich sie getötet haben. Hätte
ich sie getötet, so würde sie nicht leben. Würde
sie nicht leben, so könnte sie nicht schlafen.
Da sie aber schläft und noch dazu im Bett
meines Freundes schläft, lveiß ich nicht nur,
daß sie lebt und daß sie mich nicht betrogen
hat, sondern auch, daß mein Freund auch ihr
Frermd ist und daß nicht nur sie mir treu ist,
sondern auch mein Freund, der sie verführt
hat.
Geld allein . . . Geld allein iliacht nicht
glücklich. Sieh doch: lvie viel Geld dli hast,
und lvie unglücklich ich bin.
Ich bin mutig, lveil ich feige bill. Ich bin
mlitig, lveil ich mich mutig zu meiner Feigheit
bekenne, bind — ich bin feige, weil du stärker
bist als ich. Aber warte nur! Ich soll nur
einmal stärker sein als dli. Wie feige werde
ich dann sein. Wie feige lverde ich dann meine
Feigheit verleugnen. Ich soll nur einmal . . .
(Deutsch von Stefan I. Klein.)
m Ottilie springt
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