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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 34.1929, (Nr. 1-52)

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Nr. 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.6761#0049
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Von Polly Tieck
Fortsetzung von Seite 43)

das Nichtstun verwirkt, und sie müssen an
die Arbeit glauben, auch wenn sie weiter dabei
zugrunde gehen sollten", sagt er in seiner be-
kannten ehernen Weise. Satan empfiehlt sich
mit dem melancholischen Bemerken, daß si'e
das dann wohl auch tun würden, — und
wiederum sieht sich der liebe Gott allein, ^den
bedenklichsten Gefühlen ausgeliefert. „Ich
kann ihnen die Arbeit nicht nehmen, es ist
eine Prestigefrage für mich", so denkt er vor
sich hin. „Also muß ich, da ich die eine Seite
nicht mehr verbessern kann, die andre Seite
verschlimmern, um dem Leben das bleber-
gewicht zu erhalten. Ich kann das Leben nicht
leichter, aber ich konnte — den Tod schwerer
machen." Lieber sein Antlitz ging ein himm-
lisches Leuchten, — er erfand: Die Todes-
angst.

3*

„Die Menschen scheiden nicht mehr so leicht
aus dem Leben, seit die Todesangst erfunden
ist" — sagte Satan mit einem Lächeln wahrer
Anerkennung. „DaS haben Sie vortrefflich
gemacht." — Der liebe Gott konnte nicht
umhin, seinerseits ein wenig ironisch zu lächeln
und bei sich zu denken, daß er es mit Satans
Erfindungsgabe wohl noch immer aufnehmen

könne. „Aber", fuhr Satan fort, als er
dieses Lächeln bemerkte, das zu verlöschen es
ihn stachelte, — „aber, wenn sie auch nicht
mehr so leicht sterben, so bitte ich ergebenst
bemerken zu dürfen, daß sie auch nicht mehr
so leicht inS Leben treten. Oder sollte man
an höchster Stelle wirklich noch nicht bemerkt
haben, daß es eher weniger werden als mehr?
Wo bleibt die Auswirkung der wirklich geni-
alen Erfindung des Fortpflanzungsapparates?
Sie wissen, daß ich einer der eifrigsten Be-
wunderer dieser Technik war, ich fand es
wirklich genial, daß man diese Geschöpfe nicht
jedesmal aufs neue bauen mußte, sondern daß
sic ihren bequemen und billigen Apparat bei
sich trugen und so auf diese Weise von selbst
gezwungen wurden, zu vollführen, was sonst
Arbeitsleistung der allerhöchsten Stelle stets
aufs neue hätte sein müssen. Diese wichtigste
Erfindung aber, scheint mir, hat einen Kon-
struktionsfehler. Sie sehen ja, angesichts der
Umstellung vom Paradies zur Arbeit versagt
die Konstruktion. Mein Kompliment vor der
Todesangst, sie hat vortrefflich gewirkt, aber
die geliebten Geschöpfe sind heimtückische Ge-
sellen. Sich das Leben zu nehmen, hat die
höchste Stelle ihnen erschwert, sie retten sich,
indem sie sich weigern, das Leben zu geben,
es zti geben für Generationen, die wieder Hacke
und Schaufel führen und den Schweiß zer-
brochener Tage über ihr Antlitz strömen fühlen
werden. Auch die berühmte Annehmlichkeit,

die Oie Erfindung der Fortpflanzung mit sich
bringen soll, und von der seinerzeit so großes
Aufhebens gemacht wurde, scheint nicht mehr
zu genügen. Wo bleibt der Wille zum Nach-
lvuchs? Wo der Wunsch, sich selbst neu zu
gründen?" —

Satan entschwand zum dritten Male und
hinterließ den lieben Gott im ärgsten aller
bisherigen Zweifel. War er sich doch bewußt,
mit der Erfindung des Fortpflanzungs-
apparates ein Meisterwerk rentabelster orga-
nisatorischer Arbeit vollbracht zu haben! Et
batte die freudigsten Empfindungen dazu-
gegeben — und nun stockte der Apparat?
3cach langem Ueberlegen wurde eS dem lieben
Gott klar, daß es nur möglich war, hier
Aenderung zu schaffen, wenn man nicht mebr
an die Körper der geliebten Geschöpfe appel-
lierte. Man hatte ihnen ja auch eine Seele
gegeben — manchmal hatte man sich schon
Vorwürfe darüber gemacht, daß das ein
unpraktisches und zweckloses Zuviel fei, ein
Konstruktionsfehler sozusagen, eine Material-
verschwendung. Nun aber würde es sich zeigen,
daß diese Seele der raffinierteste, tüchtigste,
unwiderstehlichste Motor zu sein vermöge.
Die Lust des Körpers hatte sich als ohn-
mächtig erwiesen, also, so schloß der liebe
Gott messerscharf, übertragen wir diese Lust
auf das zartere, feinere, empfindlichere In-
strument, auf die Seele. Gottes Antlitz strahlte
wie noch nie. — Er erfand: D i e Liebe.

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