) laßilU
en in einer
einen
GJiaclt
Gö ist spät in der Nacht,
i^it' Wirtshäuser und ßafcö haben mehr
oder minder pünktlich geschlossen. Die Gäste
sind heimgckehrt, ein plötzlich aufwogender
S^trom von Menschen auf den schläfrigen
Straßen, schwatzend oder allein oder schimp-
fend, weil sie Geld verloren beim Kartenspiel.
Heim in den Hafen der Ehe oder in einen
anderen Hafen oder vielleicht auch schaukeln
sie einsam inmitten des ungeheuren Meeres
der Nacht. Die Kellner haben abgerechnet,
die Stühle sind aufgesiapelt auf die abge-
räumten Tische, Rauchschwaden und fade
Eßgerüche bleiben allein zurück im unbehag-
lich leeren Lokal. Auch der Wirt ist müde und
von Rechnungen bealpdruckt ins Bett ge-
plumpsi, die Polizeistunde hat desinitiv mit
allem Schluß gemacht. In manchen Häusern
brennt noch Licht, dort herrscht noch waches
Leben hinter den Vorhängen. Insbesondere
aus einem Fenster dringt magisch gedampftes
Rot, hier scheint eö ganz besonders lebhaft
zuzugehen. Vielleicht eine private Orgie. Es
dauert noch eine Weile, dann löscht die Nacht
auch diese letzten Lichter aus.
VON
ARNOLD REINSTE IN
Ein Hund kläfft sorgenvoll in der Ferne,
eine Droschke klappert müde über das Pflaster.
Die Heimchen der Wach- und Schließgesell-
schasr revidieren.
Eine pflichteifrige blhr schlägt dumpf, ein-
mal, es ist Viertel, das erste Viertel irgend
einer dieser langen zähen Nachtstunden. Die
anderen blhren entsinnen sich ebenfalls ihrer
Pflicht, und eine Zeitlang fällt Schlag auf
Schlag blnruhe in die Stille.
Darnach, in dem doppelt lautlosen Schwei-
gen, rauscht melancholisch und verdrossen ein
Brunnen, weil man ihn nicht abgestellt hat,
lamentierend ob seines unabänderlichen Ge-
schicks.
Mißtrauisch mustern sich die verspäteten
Menschen, scheu und verstohlen, beladen mit
dem Rätselhaften der geheimnisvollen Nacht.
Ein Mädchen kommt, seine Strümpfe
schimmern hell, mit eiligen, zögernden Schritt-
chen. In ihrem Fahnen sser segelt ein junger
Mann, seine Zigarette glüht wie ein Hoff-
nungsfunke, unternehmend kitzelt er mit dem
Epazierstock das Pstaster. Wer weiß, was
er vorhat —? Nun, das ist seine Sache, aber
er wird sich wohl sputen müssen, wenn er
nicht allein Zurückbleiben will auf der nächt-
lichen Straße; das Mädchen schreitet schnell.
Zwei Männer kommen noch, heftig gesti-
kulierend werfen sie sich arme, müde Worte an
die heißen Köpfe, sie diskutieren sich dümmlich
um das bißchen Nachtruhe, nichts werden sie
ändern am Lauf der Welt mit ihren schalen,
abgestandenen Erkenntnissen.
Dann kommt niemand mehr außer einer
Katze, die eilig und mit bösem Gewissen um
die Ecke huscht.
Stille.
Die Straßen liegen wie ausgestorben. Die
Trambahnschienen ruhen den müden Rücken
auS und träumen und glänzen sehr vor Sehn-
sucht. Sie können zusammen nicht kommen,
sie laufen zu parallel.
Die Kirchen, massig und drohend, weisen
mit erhobenem Zeigesinger eindringlich auf
Gottes Lichtreklame.
Nlondnacht
57
en in einer
einen
GJiaclt
Gö ist spät in der Nacht,
i^it' Wirtshäuser und ßafcö haben mehr
oder minder pünktlich geschlossen. Die Gäste
sind heimgckehrt, ein plötzlich aufwogender
S^trom von Menschen auf den schläfrigen
Straßen, schwatzend oder allein oder schimp-
fend, weil sie Geld verloren beim Kartenspiel.
Heim in den Hafen der Ehe oder in einen
anderen Hafen oder vielleicht auch schaukeln
sie einsam inmitten des ungeheuren Meeres
der Nacht. Die Kellner haben abgerechnet,
die Stühle sind aufgesiapelt auf die abge-
räumten Tische, Rauchschwaden und fade
Eßgerüche bleiben allein zurück im unbehag-
lich leeren Lokal. Auch der Wirt ist müde und
von Rechnungen bealpdruckt ins Bett ge-
plumpsi, die Polizeistunde hat desinitiv mit
allem Schluß gemacht. In manchen Häusern
brennt noch Licht, dort herrscht noch waches
Leben hinter den Vorhängen. Insbesondere
aus einem Fenster dringt magisch gedampftes
Rot, hier scheint eö ganz besonders lebhaft
zuzugehen. Vielleicht eine private Orgie. Es
dauert noch eine Weile, dann löscht die Nacht
auch diese letzten Lichter aus.
VON
ARNOLD REINSTE IN
Ein Hund kläfft sorgenvoll in der Ferne,
eine Droschke klappert müde über das Pflaster.
Die Heimchen der Wach- und Schließgesell-
schasr revidieren.
Eine pflichteifrige blhr schlägt dumpf, ein-
mal, es ist Viertel, das erste Viertel irgend
einer dieser langen zähen Nachtstunden. Die
anderen blhren entsinnen sich ebenfalls ihrer
Pflicht, und eine Zeitlang fällt Schlag auf
Schlag blnruhe in die Stille.
Darnach, in dem doppelt lautlosen Schwei-
gen, rauscht melancholisch und verdrossen ein
Brunnen, weil man ihn nicht abgestellt hat,
lamentierend ob seines unabänderlichen Ge-
schicks.
Mißtrauisch mustern sich die verspäteten
Menschen, scheu und verstohlen, beladen mit
dem Rätselhaften der geheimnisvollen Nacht.
Ein Mädchen kommt, seine Strümpfe
schimmern hell, mit eiligen, zögernden Schritt-
chen. In ihrem Fahnen sser segelt ein junger
Mann, seine Zigarette glüht wie ein Hoff-
nungsfunke, unternehmend kitzelt er mit dem
Epazierstock das Pstaster. Wer weiß, was
er vorhat —? Nun, das ist seine Sache, aber
er wird sich wohl sputen müssen, wenn er
nicht allein Zurückbleiben will auf der nächt-
lichen Straße; das Mädchen schreitet schnell.
Zwei Männer kommen noch, heftig gesti-
kulierend werfen sie sich arme, müde Worte an
die heißen Köpfe, sie diskutieren sich dümmlich
um das bißchen Nachtruhe, nichts werden sie
ändern am Lauf der Welt mit ihren schalen,
abgestandenen Erkenntnissen.
Dann kommt niemand mehr außer einer
Katze, die eilig und mit bösem Gewissen um
die Ecke huscht.
Stille.
Die Straßen liegen wie ausgestorben. Die
Trambahnschienen ruhen den müden Rücken
auS und träumen und glänzen sehr vor Sehn-
sucht. Sie können zusammen nicht kommen,
sie laufen zu parallel.
Die Kirchen, massig und drohend, weisen
mit erhobenem Zeigesinger eindringlich auf
Gottes Lichtreklame.
Nlondnacht
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