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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 34.1929, (Nr. 1-52)

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Nr. 5 (Sondernummer: München Fasching)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6761#0084
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Blatt A 93 au/ Großfolio in Tintenstift.
Die Notizen bedeuten offensichtlich die
Anfänge einer groß angelegten

Snazy/clepädie des
•Munchener £ cts chings

Ah: Ausdruck schmerzlicher Ueberra-

schung des Mannes im Augenblick
der weiblichen Demaskierung.

Bajadere: Mit Büstenhalter und Badehose
bekleidete Orientalin. Siehe auch
unter „Odaliske“!

Carneval: auch Karneval. „Lebe wohl

Fleisch!“ Auf die Belange des Mün-
chener Faschings mißverständlich an-
gewendete Bezeichnung.

Depp: Uebliche Begrüßungsformel bei Fa-
schingsveranstaltungen. Von Frauen
in der Fassung „Alter Depp!“ mit
ablehnender Bezugnahme auf erman-
gelnde Büstigkeit gerne angewendet.
Siehe auch unter Trottel!

Emma: Verächtliche Bezeichnung eines

temperamentlosen, männlicher Wer-
bung unzugänglichen Mädchens. Im
Gegensatz hiezu Emmi!

Fackel: Fachausdruck für eine erotisch
ungehemmte männliche Person.

Gschpusi: Einem Manne durch mehrstün-
dige Gewissensehe verbundenes weib-
liches Wesen.

Horn: sing, tierische Substanz, plur.

Faschingsattribut des vollkommenen
Ehemannes.

I wohn bei meiner Tante: Mädchenhafte

Ausflucht gegenüber unwillkommener
Liebeswerbung.

Kombination: Beliebtes weibliches Masken-
kostüm bei Atelierfesten.

Luder: Kosewort für schelmisches Mäd-
chen.

Mizzi: Weiblicher Einheits-Vorname auf
Redouten.

Nutte: Zugereiste Ausländerin von ethi-
scher Minderwertigkeit.

Odaliske: Mit Badehose und Büstenhalter
bekleidete Orientalin. Siehe auch
unter Bajadere!

Puppchen: Von Berlin entlehntes Fremd-
wort. Bezeichnet aussichtsvoll um-
worbenes Mädchen von zierlicher
Statur.

Quand: Bezeichnung für faschingsmäßige
Bekleidung, z. B. „Rokoko-Quand“.

Kammei: (zumeist in Verbindung mit
„gscherter“): Kraftvoll männliche, von
Frauen bevorzugte Idealfigur auf
Bauernbällen.

Sturmfrei: Meteorologische Bezeichnung.

Auch fortifikatorischer Fachausdruck
für ein durch Infanterieangriff unein-
nehmbares Festungswerk.

Urviech: Ehrenvolle Bezeichnung eines

lebensbejahenden Mannescharakters.

Van der Wollte: Verfasser des Werkes
„Der vollkommene Fasching“.

Wurzen: Wirtschaftlich durch die Frau
übervorteilter, einer Gegenleistung er-
mangelnder Mann.

Xelchtes: (zumeist mit Kraut): Münchner
Nationalgericht bei Bauernbällen.

Yrma (häufiger Irma): Mädchenname.
Zehnerl: Nominaleinheitstarif für Be-

nützung der weiblichen Toilette.

<B1aue Stunde

Blatt A 101 (Die nachfolgenden Verse —
offenbar' einer lyrischen Anwandlung
des verschollenen Forschers entstam-
mend, sind auf perforiertes Kreppapier
mit schwer entzifferbarer Bleistiftschrift
notiert und von ihm mit dem Pseudonym
„Kaki“ unterzeichnet)

Wo bin ich?! Schon dämmert’s. — Es tastet

die Iiand

durch bläulich-verschwommenen Dunst

matt — —

Dort hängt eine Rolle Papier an der

Wand —:

daran erkennst du die Kunststadt!

Wie ist mein Frackhemd so rot — so rot —
Ist das Blut oder spanischer Rotwein?

Sitz ich hier im Gefängnis? Wen schlug

ich nur tot?!

Oder sollte ich selber tot sein-?

Hebt nicht von der Wand eine Kette sich?
In Ketten ein deutscher Professor?!
Grundgütiger! Rette mich — rette mich —:
nun tosen rückwärts Gewässer —!

-Das Rauschen klingt so vertraut und

bekannt — —
Mein Schiff schaukelt leise im Hafen — —
Ich fahr zur Erholung nach Westerland —
Aber jetzt will ich endlich schlafen —-

igen Besteilunge'

-nan auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen
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