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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 34.1929, (Nr. 1-52)

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Nr. 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.6761#0097
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Die Leute gerieten in Verlegenheit.

„Was ist das für ein sonderbarer Hund?"
denken sie.

Aber KaufmannJeremiasBabkinov blinzelt
mit den Augen, blickt rings umher, zieht Geld
aus der Tasche und reicht eö dem Agenten.

„Scher dich mit deinem Hund zur Hölle",
sagt er. „Den Pelz soll meinetwegen der
Teufel holen. Ich pfeif auf ihn..

Aber der Hund ist schon da. Steht vor
dem Kaufmann und wedelt mit dem Schwanz.

Kaufmann Jeremias Babkinov geriet in
Verlegenheit, trat zur Seite, aber der Hund
hinter ihm her.

Er geht auf ihn zu und beschnüffelt seine
bleberschuhe.

Der Kaufmann erbebte, wurde blaß.

„Nun," sagte er, „Gott sieht die Wahrheit,
da hilft nichts. Ich bin ein Schuft und ein
Lump. Der Pelz gehört nicht mir. Den Pelz",
sagte er, „habe ich meinem Bruder geschnipst.
Ich weine und wehklage!"

Die Leute liefen auseinander. Der Hund
hatte nicht einmal Zeit, die Luft zu beschnup-
pern. Er schnappt nach zwei, drei Menschen,
die ihm in den Weg laufen, und hält sie fest.
Sie tuen Buße. Einer hat Staatsgelder beim
Kartenspiel verloren, der andere hat seiner
Frau eins mit dem Bügeleisen verseht, der
dritte sagt etwas, was man nicht wiederholen
kann.

Die Leute laufen davon. Der Hof sieht leer.
Nur der Agent und der Hund bleiben zurück.

Da nähert sich der Hund plötzlich dem
Agenten und wedelt mit dem Schwanz.

Der Agent erbleicht, fällt vor dem Hund
aus die Knie.

„Beißen Sie mich, Bürger", sagt er. „Ich",
sagt er, „erhalte für eure Hundenahrung drei
Rubel, und zwei davon behalte ich für mich..."

Was weiter geschah, weiß ich nicht. Ich
bin lieber rasch verschwunden.

<Au8 dem Russischen von Grete Reiner)

Ordern £/~)l>erglaube

Von Zoltan Szasz

Je voller ein
ihm Platz.

Kopf, um so mehr hat in

In der Wissenschaft ist nicht das groß, was
das Interesse befriedigt, sondern was es
erweckt.

In meinen pessimistischen Minuten denke
ich, daß heutzutage alle Menschen unter
dreißig dumm und alle über dreißig Schurken
sind; allerdings gibt es auch Menschen ver-
schiedenen Alters, von denen beides gesagt
werden kann.

<Deutsch von Siefan J. Klein)

Diugenherös ffcJidiui§8Verein Jur die
ge'ij?iöen JdJuier CDeuifclilands oder:
Q)er cDdliutssverein vor der QCuliur

Herr Hugenberg, der Herr Verleger
Von Girls- und Diva-Magazinen,

Will neuerdings auch etwas reger
Den geistigen Gütern Deutschlands dienen,
bim die Kultur uns zu vermitteln,

Hat einen Vorstand er begründet,

In dem man Herrn mit stolzen Titeln
AuS besseren Familien findet.

Ha, wie die langen Namen glitzern,

Fast hat man Angst, darauf zu treten . . .
Wie wimmeltS hier von Gutsbesitzern,
Don Land-, Finanz- und Hofbauräten.
Da stehn sie nun mit wohlgeleckter
Bezeichnung an deS Geistes Stufen.

Auch rin Herr Ritterschaftsdlrektor
Fühlt sich für die Kultur berufen.

Wie viele GeisteS-Jnterpreten!
Bergassessoren, Grafen, Richter. . .

Ein einziger Stand ist nicht vertreten:

Es ist der Stand der deutschen Dichter!
Wie sollten diese kleinen Schmierer
Denn geistige Werte auch umspannen!
Kultur beginnt beim Wirtschaftsführer,
Wie Menschen beim Major begannen.

Hans Bauer

Drama

"Zum letzten Mal: Gestehe, daß du mich jetzt im Fasching jede Nacht betrügst!"
„WaS sagt das Heuer schon, bei diesem kurzen Fasching!"

96
Register
Hans Bauer: Hugenbergs Schutzverein
Wilhelm Thöny: Drama
Zoltan Szasz: Mein Aberglaube
 
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