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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 34.1929, (Nr. 1-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.6761#0562
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suchte. 2lber ec wurde auch m der Wohnung,
wo ihn die kleine Anita erstochen wähnte,
weder tot noch lebend gesunden.

Tsing-Ao-Lang hatte sich eines Tages ent-
deckt! Er hatte gefunden, daß er sich vor-
züglich zum Schauspieler eignete, blnd daß
man auf der Bühne des Lebens am besten
als Schauspieler weiter kommt. Demnächst
wollte er seine Talente in Amerika auf einer
Schaubühne zeigen, da der deutsche Boden
ihm allmählich zu heiß wurde. Die Wohnung
seines „Gönners" (der Gönner befand sich auf
seinem Landsitz und wußte nicht, daß ein Herr
Tsing-Io-Lang sich diese Wohnung vorüber-
gehend angeeignet hatte) hatte ihre Pflicht
getan. Tsing-Ao-Lang, früher Theodor Lang,
Lehrling bei der Firma „Längs & Co. Kragen-
knöpfe" verließ die Wohnung gleich nach der
kleinen Anita. Er nahm in seinem Koster

einige Kostbarkeiten, ein gefälschtes Scheck-
buch, einige echte Banknoten aus dem Tresor
und seine gelbe Jacke mit. Er verschwand
direkt zum Bahnhof und von dort nach Ham-
burg, wo er sich bereits telefonisch eine Fahr-
karte nach Amerika bestellt hatte. Der
„Gönner" bezahlte sie. Woher er aber seinen
schönen Namen hatte? Ein asiatischer Kunde
namens Tsing-Po-Lang hatte an die Firma
Längs & Co., Kragenknöpfe, geschrieben:
„Selbst hier, an einein Grenzort Asiens, be-
nütze ich Ihre Kragenknöpfe". Natürlich in
einer blumenreichen, echt asiatischen Ein-
kleidung.

Die kleine Anita hat längst einen neuen
Freund. Sie erzählt, und dabei glänzen ihre
Pupillen: Ein asiatischer Prinz liebte mich.
Er wollte mich unbedingt zur Prinzessin
machen. Aber ich bin eine gute Deutsche —"

Cf er cJofif im QOalclc
EIN MYSTERIUM

Sie kennen ihn alle. Sie haben ihn alle
schon erlebt, den Tops im Walde. Es ist so:
Sie gehen eine heiße Straße, um in den
Wald zu gelangen. Eine lange, staubige
Straße, die endlos scheint. Ausatmend spü-
ren Sie schließlich die grüne Kühle, auf-
atmend das wunderbare Gefühl des Allein-
seins mit der Natur, blnd Sie gehen immer
tiefere Wege in das Grün hinein. Bis Sie
dann die ganz verschwiegene Märchenwiese
finden, umstanden von Lärchen, von Schwei-
gen umblüht. Aber es war ein Irrtum. Sie
sind auch da nicht allein mit der Natur.
Denn da liegt er, der Topf im Walde. Er
ist aus blauer Emaille und hat einen durch-
Register
Alfred Kubin: Schwüler Tag
Else Marquardsen-Kamphövener: Der Topf im Walde
 
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