Fr. H e u b n e r
Oer Verhaftete stand vor dem Kommissär
in stolzer Haltung, die nur ganz wenig durch
das blaue Auge und die geschwollene Backe
beeinträchtigt wurde; er gab seine Antworten
init lauter, sonorer Stimme. „Beruf?" fragte
der Beamte. Der Häftling zögerte. „Beruf?"
„Schauspieler", sagte er stolz-bescheiden —
und auf einen erstaunten Blick des Kom-
missärs: „Das heißt, ich bin Statist. Ich
nxir jahrelang in fester Stellung am Hof-
theater in 3:., dann kam ich zum Film und
jetzt ..." —' „Jetzt sind Sie bei einem
Straßenkampf festgenommen worden, der
STATISTEN
VON VALERIE
einer politischen Versammlung folgte. Zu
welcher Partei gehören Sie?"
Der Mann fuhr sich durch die grauen
Locken und zögerte wieder. Dann sagte er
entschlossen lind beinahe natürlich: „Das weiß
ich nicht." — „Das wissen Sie nicht?" —
„Nein, Herr Kommissär." — „Sie müssen
doch wenigstens wissen, für welche Partei Sie
so ausgiebige Prügel bekommen haben?" —
„Das festzustellen, Herr Kommissär, ist im
Verlaufe der Begebenheiten sehr schwierig.
Man prügelt, man wird geprügelt.. . Beruf
ist Beruf." — „Wieso? Sie waren bei dieser
Versammlung... ?" — „Statist, Herr Kom-
missär, mit dem Auftrag zu stören ... eine
Rolle, für die ich mich außerordentlich gut
eigne.. . mein Organ trägt sehr gut. Man
weiß natürlich nie ganz genau, wann so
etwas endet, und wie . . . als anständiger
Mensch führt man die Sache gewissenhaft
durch, man will seine Auftraggeber doch zu-
frieden stellen."
„Sie waren also bei besagter politischer
Versammlung im Aufträge der Gegenpartei
des Redners, im Aufträge Ihrer Partei?"
„Ich sagte schon, Herr Kommissär, lm
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Oer Verhaftete stand vor dem Kommissär
in stolzer Haltung, die nur ganz wenig durch
das blaue Auge und die geschwollene Backe
beeinträchtigt wurde; er gab seine Antworten
init lauter, sonorer Stimme. „Beruf?" fragte
der Beamte. Der Häftling zögerte. „Beruf?"
„Schauspieler", sagte er stolz-bescheiden —
und auf einen erstaunten Blick des Kom-
missärs: „Das heißt, ich bin Statist. Ich
nxir jahrelang in fester Stellung am Hof-
theater in 3:., dann kam ich zum Film und
jetzt ..." —' „Jetzt sind Sie bei einem
Straßenkampf festgenommen worden, der
STATISTEN
VON VALERIE
einer politischen Versammlung folgte. Zu
welcher Partei gehören Sie?"
Der Mann fuhr sich durch die grauen
Locken und zögerte wieder. Dann sagte er
entschlossen lind beinahe natürlich: „Das weiß
ich nicht." — „Das wissen Sie nicht?" —
„Nein, Herr Kommissär." — „Sie müssen
doch wenigstens wissen, für welche Partei Sie
so ausgiebige Prügel bekommen haben?" —
„Das festzustellen, Herr Kommissär, ist im
Verlaufe der Begebenheiten sehr schwierig.
Man prügelt, man wird geprügelt.. . Beruf
ist Beruf." — „Wieso? Sie waren bei dieser
Versammlung... ?" — „Statist, Herr Kom-
missär, mit dem Auftrag zu stören ... eine
Rolle, für die ich mich außerordentlich gut
eigne.. . mein Organ trägt sehr gut. Man
weiß natürlich nie ganz genau, wann so
etwas endet, und wie . . . als anständiger
Mensch führt man die Sache gewissenhaft
durch, man will seine Auftraggeber doch zu-
frieden stellen."
„Sie waren also bei besagter politischer
Versammlung im Aufträge der Gegenpartei
des Redners, im Aufträge Ihrer Partei?"
„Ich sagte schon, Herr Kommissär, lm
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