Gin früher Winter warf den Bauern in
frem Tiroler Dorf schon vor Weihnachten
den Schnee vor die Türen, daß er die Häuser
umhüllte und wie ein weißer Fußwärmer
bis nah an die unteren Fenster ging. Die
Mägde kamen mit den Schneeschaufeln vorS
Haus, die Ohren von wollenen Tüchern ge-
schützt, daraus rot die Gesichter blühten.
In den Küchen aber war ein eifriges Teig-
kneten und Brotlaibbacken für die Weih-
nachtStage. An die zwanzig Stück lagen auf
den langen Brettern. Alles, was Röcke an-
batte, mußte zulangen, und die Bäuerin stand
ruhigen Blickes, das Ganze führend, am rot-
leuchtenden Herd und zog aus feinem Teig
die Krapfen, die im kochenden Schmalz auf-
stiegen.
Heut war der letzte Donnerstag vor Weih-
nachten, die Klöpflnacht. Das Däuml hatte
der Knecht schon hereingetan vom Wald. Es
stand frisch und duftend am Fensterbrett in
der Stube. Gar so gern hättens die Kinder
der Trolfin aufgesteckt, aber daS ließ die
Bäuerin nicht zu. Waren so viel besinnliche
Gedanken, die ihr verloren gingen. Es tät
Qllana beim C^lnLlöfifeln
VON MARIA DAUT
ja doch nix werden, meinte sie, und man müßt'
sich leicht schämen vorm Christkindl.
„Muata", bettelte das Refei, „derfn ma
nachdem klöpfeln gehn?" — „Ja, gehts nur,
aber bleibtS net z lang", sagt lächelnd die
Trolsin und bindet dem Refei die Haube
fester.
Draußen laufen schon ein paar Kinder.
Der Hansl und das Refei werden schreiend
begrüßt, denn sie können gut singen, die beiden,
und man muß sie schon dabei haben, wennS
schön gehen soll. Der kleine Trupp zieht
von Hof zu Hof. Die kleinen, rotgefrorenen
Hände klopfen an Tür lind Fenster, und die
hellen Kinderstimmen singen daS alte An-
klöpfellied:
„Hollah, Hollah, klopf o,
D' Frau Hot an schön Mo.
Gibt mir d' Frau an Küachl zum
Daß i an Herrn gl ob et ho.
An Küachl und an Zeltn
Der Peter wird S vergelten,
Der Peter iS a heiliger Mo,
Der alle Ding vergeben ko."
Da legen die Bäuerinnen Nüsse und Kletzen-
brot und Küchl in die ausgestreckten Hände
und aufgehaltenen Schürzen. Nur die junge
Moosbäuerin, die erst im Herbst hergeheiratet
hat ins Dorf aus Schwaben her, die zögert
und macht die Tür nicht auf. Zweimal haben
die Kinder schon gesungen. Da geht aber ein
Trommeln und Klopfen los, Schneeballen
fliegen an Fenster und Tür, und mehr schreiend
als singend fordern die Kinder ihr Recht:
„Heunt iS heilige Klöpfelnacht,
Wo man Nudl und Küachl bacht.
Nudl heraus, Küachl heraus,
Oder wir schlagen ein Loch ins Haus."
Da geht auch diese Tür auf, lachend steht
die junge Bäuerin und gibt mehr als die
anderen. —
Nebel schiebt sich auS den Schneewiesen
heran ans Dorf, und die Kinder laufen heim,
eins umS andere verschwindet hinter den
schweren Türen der Höfe.
Droben in der Mägdekammer deS Aben-
thumbauern aber lachts und polterts und
gieksts, dazwischen tönt die dunkle Stimme
des Sepp, des ältesten Sohnes, der, fünf-
zehnjährig, Heuer auch mittut beim An-
frem Tiroler Dorf schon vor Weihnachten
den Schnee vor die Türen, daß er die Häuser
umhüllte und wie ein weißer Fußwärmer
bis nah an die unteren Fenster ging. Die
Mägde kamen mit den Schneeschaufeln vorS
Haus, die Ohren von wollenen Tüchern ge-
schützt, daraus rot die Gesichter blühten.
In den Küchen aber war ein eifriges Teig-
kneten und Brotlaibbacken für die Weih-
nachtStage. An die zwanzig Stück lagen auf
den langen Brettern. Alles, was Röcke an-
batte, mußte zulangen, und die Bäuerin stand
ruhigen Blickes, das Ganze führend, am rot-
leuchtenden Herd und zog aus feinem Teig
die Krapfen, die im kochenden Schmalz auf-
stiegen.
Heut war der letzte Donnerstag vor Weih-
nachten, die Klöpflnacht. Das Däuml hatte
der Knecht schon hereingetan vom Wald. Es
stand frisch und duftend am Fensterbrett in
der Stube. Gar so gern hättens die Kinder
der Trolfin aufgesteckt, aber daS ließ die
Bäuerin nicht zu. Waren so viel besinnliche
Gedanken, die ihr verloren gingen. Es tät
Qllana beim C^lnLlöfifeln
VON MARIA DAUT
ja doch nix werden, meinte sie, und man müßt'
sich leicht schämen vorm Christkindl.
„Muata", bettelte das Refei, „derfn ma
nachdem klöpfeln gehn?" — „Ja, gehts nur,
aber bleibtS net z lang", sagt lächelnd die
Trolsin und bindet dem Refei die Haube
fester.
Draußen laufen schon ein paar Kinder.
Der Hansl und das Refei werden schreiend
begrüßt, denn sie können gut singen, die beiden,
und man muß sie schon dabei haben, wennS
schön gehen soll. Der kleine Trupp zieht
von Hof zu Hof. Die kleinen, rotgefrorenen
Hände klopfen an Tür lind Fenster, und die
hellen Kinderstimmen singen daS alte An-
klöpfellied:
„Hollah, Hollah, klopf o,
D' Frau Hot an schön Mo.
Gibt mir d' Frau an Küachl zum
Daß i an Herrn gl ob et ho.
An Küachl und an Zeltn
Der Peter wird S vergelten,
Der Peter iS a heiliger Mo,
Der alle Ding vergeben ko."
Da legen die Bäuerinnen Nüsse und Kletzen-
brot und Küchl in die ausgestreckten Hände
und aufgehaltenen Schürzen. Nur die junge
Moosbäuerin, die erst im Herbst hergeheiratet
hat ins Dorf aus Schwaben her, die zögert
und macht die Tür nicht auf. Zweimal haben
die Kinder schon gesungen. Da geht aber ein
Trommeln und Klopfen los, Schneeballen
fliegen an Fenster und Tür, und mehr schreiend
als singend fordern die Kinder ihr Recht:
„Heunt iS heilige Klöpfelnacht,
Wo man Nudl und Küachl bacht.
Nudl heraus, Küachl heraus,
Oder wir schlagen ein Loch ins Haus."
Da geht auch diese Tür auf, lachend steht
die junge Bäuerin und gibt mehr als die
anderen. —
Nebel schiebt sich auS den Schneewiesen
heran ans Dorf, und die Kinder laufen heim,
eins umS andere verschwindet hinter den
schweren Türen der Höfe.
Droben in der Mägdekammer deS Aben-
thumbauern aber lachts und polterts und
gieksts, dazwischen tönt die dunkle Stimme
des Sepp, des ältesten Sohnes, der, fünf-
zehnjährig, Heuer auch mittut beim An-